Staatsanleihen

30 Jahre sind genug!

Der erste Geschäftsführer der Deutschen Finanzagentur, Gerhard Schleif, gab anlässlich der Einführung 50-jähriger Staatsanleihen in der Eurozone im Jahr 2005 durch Frankreich eine dezidierte Meinung zu ultralangen Staatsbonds ab: klares Nein aus...

30 Jahre sind genug!

Der erste Geschäftsführer der Deutschen Finanzagentur, Gerhard Schleif, gab anlässlich der Einführung 50-jähriger Staatsanleihen in der Eurozone im Jahr 2005 durch Frankreich eine dezidierte Meinung zu ultralangen Staatsbonds ab: klares Nein aus Sicht des Bundes. Seine Begründung: Ultralangläufer sind nichts weiter als eine Belastung künftiger Haushalte und damit künftiger Generationen. Das ist kategorisch abzulehnen. 30 Jahre Schuldenfrist für eine Generation seien vollkommen ausreichend. Recht hat er. Seine Nachfolger bei der Finanzagentur, Carl Heinz Daube und der jetzige Co-Chef Tammo Diemer, outeten sich auch nicht als Freunde extremer Laufzeiten.

In den Krisen wie der Banken-/Finanzmarktkrise und der Rezession hat sich gezeigt, dass die 30-jährige­ Frist für den Bund auch vollkommen ausreichend war, um mit den krisenbedingten Mehraufwendungen bei der Refinanzierung klarzukommen. Im Gegenteil: Anders als andere Länder ging der Bund sogar verstärkt an das kurze Marktende, refinanzierte beträchtliche Volumina sogar über den Geldmarkt.

Und andere wichtige Emittenten zeigen ja ebenfalls, dass diese Obergrenze in Krisenzeiten durchaus weiter Bestand haben kann. Die in Luxemburg beheimatete Europäische Investitionsbank (EIB) – die Bank der EU – etwa, die in Krisen ja auch immer wieder gefordert ist, refinanziert sich mit maximal 30 Jahren und erteilt Ultralangläufern auch immer wieder eine Absage. Das sollten die Vorbilder für andere Emittenten sein – auch in Krisenzeiten. Niedrige Zinsen auch bei Ultralangläufern und eine rege Investorennachfrage wecken sicherlich Begehrlichkeiten auf Emittentenseite, man sollte aber dieser Versuchung trotzdem widerstehen. Denn in Zeiten immer stärker anwachsender Schuldenberge kann es schließlich nicht darum gehen, die Schuldenrückzahlung bzw. Refinanzierung immer weiter in die Zukunft zu verschieben, sondern Ziel muss es sein, die Schuldenlast zu drücken und in etablierten Laufzeitenfenstern überzeugend zu managen. Denn der Markt, d. h. die Investoren, spielen nicht immer so wie heute mit, wie die Erfahrung der Staatsschuldenkrise gezeigt hat. Das Pendel schwingt auch mal zurück, und das kann sehr heftig werden, wie etwa Griechen, Iren oder Portugiesen erfahren mussten. Und ein Finanzminister, der sich heute über niedrige Langfristzinsen und Investoren, die bereitwillig Kredit vergeben, freut, steht dann schnell mit dem Rücken zur Wand. Die Folgen sind hinlänglich bekannt.