Kurseinbruch

Anleger lassen die Commerzbank fallen

Ein warmer Empfang sieht anders aus: Während der neue Commerzbank-Chef Manfred Knof seine Strategiepläne erläutert, setzen die Anleger den MDax-Wert auf die Verkaufsliste.

Anleger lassen die Commerzbank fallen

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Der lang erwartete strategische Neustart gestaltet sich für die Commerzbank holprig. Nach der Veröffentlichung schwacher Quartalszahlen und einem verhaltenen Ausblick auf das laufende Jahr verbuchte die Commerzbank-Aktie am Donnerstag einen Kursrutsch. Wie so manches, was der erst seit Jahresbeginn amtierende Vorstandschef Manfred Knof zum Besten gab, erinnerte auch das ein bisschen an die Deutsche Bank. Während diese vor etwas mehr als einem Jahr die Details ihres Konzernumbaus erläuterte, wurde sie an der Börse zunächst regelrecht abgestraft – ein Trend, der sich allerdings umkehren sollte, als die ersten Restrukturierungserfolge sichtbar wurden und Corona die Kassen des Investment Banking klingeln ließ.

„Konservative Annahmen“

Auf eine Fortsetzung der Sonderkonjunktur an den Kapitalmärkten kann die Commerzbank indes nicht hoffen. Es muss ihr gelingen, das Blatt aus eigener Kraft zu wenden in einem wirtschaftlichen Umfeld, das wenig dazu beiträgt, die beiden Kernsparten florieren zu lassen. Auch deshalb waren Knof und seine für die Finanzen zuständige Vorstandskollegin Bettina Orlopp sichtlich bemüht zu beteuern, wie realistisch die in der Strategie formulierten Ziele sind und auf welch konservativen Annahmen sie beruhen.

Das Ziel ist klar: Im Jahr 2024 soll die materielle Eigenkapitalrendite bei 7% liegen. Dafür müssen die Kosten runter. Bis 2024 will das Institut die jährlichen Kosten um 1,4 Mrd. Euro senken, was etwa einem Fünftel entspricht. Neben dem bereits angekündigten großangelegten Stellenabbau sollen dazu auch deutlich gesunkene Sachkosten beitragen.

Weniger Marketing

Im Privat- und Unternehmerkundensegment, in dem das engmaschige Filialnetz bislang ein hoher Kostenfaktor ist, will die Commerzbank in den kommenden Jahren rund 700Mill. Euro einsparen. Dafür sollen 3 500 Vollzeitstellen gestrichen, Filialen geschlossen, Prozesse digitalisiert und das Marketing zurückgefahren werden. Auch will die Bank das eigene Aktienresearch aufgeben und die Dienstleistung durch Kooperationen ersetzen. Nach Jahren des Wachstums um jeden Preis wolle das Institut nun vor allem auf Profitabilität achten, sagt Knof.

Auf das Firmenkundengeschäft, in dem die Commerzbank ebenfalls einen Fokus auf profitable Kundenbeziehungen verspricht, sollen 600 Mill. Euro der angekündigten Einsparungen entfallen. Um die Kosten von 2,5 Mrd. Euro im abgelaufenen Jahr auf 1,9 Mrd. Euro im Jahr 2024 zu senken, sollen 900 Vollzeitstellen gestrichen, Auslandsniederlassungen geschlossen oder zu Repräsentanzen geschrumpft werden, das Produktangebot verschlankt und Prozesse digitalisiert werden.

In der Zentrale, dem Betrieb und der für die IT zuständigen „Delivery Organisation“ sollen die Ausgaben bis 2024 um 700 Mill. Euro sinken. Dafür sollen 3 200 Vollzeitstellen entfallen, die meisten davon im Betrieb, in dem die Zahl der Vollzeitstellen – auch durch Verlagerung in kostengünstigere Auslandsfirmen in Osteuropa – von derzeit 9 000 auf 6 800 sinken soll. Die Verwaltung soll um 700 auf etwa 3500 Stellen verkleinert werden und die IT um 300 auf 5200.

Investitionen in die IT

Zugleich will die Commerzbank kräftig in die „Delivery Organisation“ investieren. Wie aus den Unterlagen zum Kapitalmarkttag hervorgeht, sollen bis 2024 rund 1,7 Mrd. Euro in die Modernisierung der IT-Plattform, den Umbau der Geschäftsmodelle und die Digitalisierung von Prozessen fließen. Das sind Ausgaben, die unter dem Posten „Change-the-Bank-Budget“ laufen. Diese Investition in das technologische Rückgrat der Bank werde in der Zukunft niedrigere Kosten zur Folge haben.

Aus dem angekündigten Abbau von brutto 10 000 Vollzeitstellen wird unter Berücksichtigung der Jobverlagerungen und des Aufbaus von etwa 200 Stellen bei der polnischen Tochter MBank unter dem Strich ein Verlust von netto 7 500 Stellen. Die dafür erforderlichen Rahmenvereinbarungen mit den Arbeitnehmervertretern sollen bis zur Hauptversammlung am 5. Mai stehen. Danach werde der Umbau in der Zentrale beginnen.

Dass es gelingt, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen, vermochte Orlopp nicht zu versprechen. Um sie zu vermeiden, wolle die Bank von Altersteilzeitprogrammen über subventionierte Transfergesellschaften jedes geeignete Instrument nutzen. 80% des Stellenabbaus will die Bank bereits 2023 umgesetzt haben. Manchem geht das wie der Jefferies-Analystin Martina Matouskova nicht schnell genug.