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Arnault setzt auf Birkenstock

Er sei immer gerne die Nummer 1, sagte er einmal. Beim Tennis- und Klavierspielen sei ihm das allerdings nicht gelungen. Dafür hat Bernard Arnault es geschafft, die Nummer 1 der Luxusgüterbranche aufzubauen. Seit der Übernahme von Boussac, der...

Arnault setzt auf Birkenstock

Von Gesche Wüpper, Paris

Er sei immer gerne die Nummer 1, sagte er einmal. Beim Tennis- und Klavierspielen sei ihm das allerdings nicht gelungen. Dafür hat Bernard Arnault es geschafft, die Nummer 1 der Luxusgüterbranche aufzubauen. Seit der Übernahme von Boussac, der Mutter des Modehauses Christian Dior, hat er nach und nach 75 bekannte Marken aufgekauft, von Guerlain über Krug und Louis Vuitton bis hin zu Sephora und Les Echos. Nachdem LVMH sich erst Anfang des Jahres Tiffany einverleibte, übernimmt Arnault nun pünktlich zu seinem 72. Geburtstag am 5. März Birkenstock.

Einst als hässliche Ökosandalen von Müsli-Essern verschrien, haben die deutschen Gesundheitsschuhe längst auch in der Modewelt und bei Promis Kultstatus erlangt. Seit Beginn der Covid-19-Pandemie gehören sie für viele im Homeoffice zur täglichen Arbeitsuniform. Sich den stets klassisch-elegant gekleideten Bernard Arnault in Birkenstock-Sandalen vorzustellen fällt dennoch schwer. Doch die deutsche Marke aus Linz am Rhein erfüllt zwei Kriterien, über die der Absolvent der renommierten Ingenieurshochschule École Polytechnique einmal sagte, sie machten den Erfolg von Marken wie Louis Vuitton und Dior aus. „Sie haben zwei Facetten, die widersprüchlich erscheinen können“, erklärte er. „Sie sind zeitlos und führend bei der Modernität. Das ist wie Feuer und Wasser.“

Drittreichster Mann der Welt

Für den laut „Forbes“ mit einem auf 76 Mrd. Dollar geschätzten Vermögen drittreichsten Mann der Welt ist Birkenstock bereits die zweite Marke aus dem Rheinland, die er übernimmt. So hat LVMH 2016 den Aluminiumkoffer-Fabrikanten Rimo­wa aus Köln gekauft. Er wurde bis vor kurzem von Arnaults mittlerem Sohn Alexandre geleitet. Der 28-Jährige, der genau wie sein Vater an der École Polytechnique studierte, ist seit Januar als Vize-Chef von Tiffany für Produkte und Kommunikation zuständig.

Seine mit Iliad-Gründer Xavier Niel verheiratete Halbschwester Delphine, 45, ist seit 2013 stellvertretende Generaldirektorin von Louis Vuitton, während sein Halbbruder Antoine, 43, an der Spitze der Schuhmarke Berluti und der Kaschmirmarke Loro Piana steht. Bernard Arnaults zweitjüngster, 1995 geborener Sohn Frédéric ist seit letztem Jahr Chef der Uhrenmarke Tag Heuer, während der jüngste Spross Jean, der genau wie Alexandre und Frédéric aus Arnaults Ehe mit der kanadischen Pianistin Hélène Mercier stammt, gerade sein Studium beendet.

Seine Nachfolge ordentlich zu regeln beschäftige Arnault sehr, denn der Untergang großer Unternehmen aus seiner nordfranzösischen Heimat habe ihn geprägt, heißt es in Paris. „Bernard Arnault wird mindestens bis zum 80. Lebensjahr arbeiten“, meint ein enger Vertrauter von ihm. Deshalb sei ein Wettkampf der Geschwister um seine Nachfolge verfrüht. Das hindert Arnault jedoch nicht daran, ihnen mehr und mehr Verantwortung zu übertragen. Der Manager mit den eisblauen Augen soll für sie stets ein sehr anspruchsvoller Vater gewesen sein, der zeitweise sogar seine Assistenten gebeten haben soll, keine Meetings nach 19 Uhr anzusetzen, damit er ihre Hausaufgaben persönlich beaufsichtigen konnte.

Der LVMH-Chef hatte einst nach dem Studium in dem familieneigenen Bauunternehmen Ferret-Savinel begonnen und seinen Vater überzeugt, die Bauaktivitäten zu verkaufen, um sich auf Immobilienentwicklung zu konzentrieren. Nach der Wahl von François Mitterrand zum Präsidenten ging Arnault 1981 in die USA, kehrte jedoch 1984 nach Frankreich zurück und legte mit der Übernahme der Dior-Mutter Boussac den Grundstein für sein Imperium. Misserfolge musste er seitdem nur selten hinnehmen. So schnappte ihm sein Erzrivale François Pinault, damals Chef des inzwischen in Kering umbenannten Konzerns Pinault Printemps Redoute, 1999 Gucci weg. Später dann versuchte er vergeblich, sich Hermès einzuverleiben.