Geldpolitik

Bank of England fürchtet Zinsfantasien

Die Bank of England hat sich angesichts steigender Renditen für britische Staatsanleihen und der aufwertenden Landeswährung bemüht, Zinserhöhungsfantasien zu dämpfen. Die Notenbank will keine Wiederholung der Verhältnisse von 2013, als die Renditen...

Bank of England fürchtet Zinsfantasien

hip London

Die Bank of England hat sich angesichts steigender Renditen für britische Staatsanleihen und der aufwertenden Landeswährung bemüht, Zinserhöhungsfantasien zu dämpfen. Die Notenbank will keine Wiederholung der Verhältnisse von 2013, als die Renditen der britischen Gilts im Gleichschritt mit denen von US-Treasuries nach oben marschierten. In der Woche, in der ihr Chefökonom Andy Haldane die britische Wirtschaft mit einer „zusammengedrückten Sprungfeder“ verglich, die demnächst eine Menge finanzielle Energie freisetzen könnte, sprachen gleich drei andere Mitglieder des geldpolitischen Komitees der „Old Lady of Threadneedle Street“ über einen negativen Leitzins.

Volkswirte rechnen allerdings mit einem deutlichen Anstieg der Teuerungsrate. Im Januar waren die Verbraucherpreise um 0,7% gestiegen, während Ökonomen im Schnitt nur 0,6% auf der Rechnung hatten. In den kommenden Monaten dürften sie sich in Richtung des Zielwerts von 2,0% der Bank of England bewegen. Während der Ölpreis zwischen Januar und April 2020 um annähernd drei Fünftel einbrach, stieg er in diesem Jahr rasant. Das wird sich zeitverzögert auf die Preise vieler Waren und Dienstleistungen auswirken. Nach Rechnung der HSBC-Ökonomen bewirkt ein Anstieg des Ölpreises in Sterling um 10% einen Anstieg der Teuerungsrate um einen Zehntelprozentpunkt. Veränderungen im Warenkorb des Statistikamts ONS, mit denen den veränderten Konsumgewohnheiten der Briten Rechnung getragen werden soll, dürften den Preisauftrieb dagegen dämpfen. Dabei wurde berücksichtigt, dass im Pandemiejahr 2020 weniger für Beförderungskosten, Hotels und Restaurants ausgegeben wurde, aber mehr für Lebensmittel, dauerhafte Güter und Mieten. Wenn im weiteren Jahresverlauf die Preise für Restaurantbesuche­ und Hotelübernachtungen wieder anziehen sollten, wird sich das also nicht mehr so stark auf die Teuerungsrate auswirken. Dann wirkt auch das Ende der vorübergehenden­ Umsatzsteuersenkung für das Gastgewerbe im April nicht mehr als großer Inflationstreiber. Solange sich kein echter Lohndruck aufbaut, dürfte es den Geldpolitikern schwerfallen, Gründe für einen Zinsschritt nach oben zu finden.