Zinswende

Bank of England stimmt auf Anleihen­verkäufe ein

Die Bank of England hat den Markt bei der Bekanntgabe ihrer Zinsentscheidung auf „Quantitative Tightening“ eingestimmt – den Abbau des seit der Finanzkrise zusammengekauften Anleihenbestands.

Bank of England stimmt auf Anleihen­verkäufe ein

hip/ms London/Frankfurt

Die Bank of England hat den Markt bei der Bekanntgabe ihrer Zinsentscheidung auf „Quantitative Tightening“ ein­gestimmt – den Abbau des seit der Finanzkrise zusammengekauften An­­leihenbestands. Wie dem Protokoll der Sitzung des geldpolitischen Komitees zu entnehmen ist, stimmten sechs der neun Mitglieder für eine Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 1,00 %. Es ist die vierte Erhöhung seit Dezember vergangenen Jahres. Das rief angesichts steigender Lebenshaltungskosten Kritik hervor. „Wir sind mit unserer Antwort sehr vorsichtig gewesen und haben das Ausmaß des Schocks für die Wirtschaft berücksichtigt“, verteidigte sich der Gouverneur der Notenbank, Andrew Bailey. Ausschlaggebend war die Inflation, die der jüngsten Prognose zufolge im Schlussquartal auf mehr als 10 % steigen wird.

Bereits im Februar wurde be­schlossen, Erlöse aus der Rückzahlung auslaufender Staatsanleihen nicht mehr in neue Papiere zu investieren. Bei den Anleihen im Volumen von 867 Mrd. Pfund, die sich am 4. Mai noch im Besitz der Notenbank befanden, machen Staatsanleihen (Gilts) 847 Mrd. Pfund aus. Das geldpolitische Komitee hat bei der Notenbank eine Strategie für den Abverkauf der Gilts in Auftrag gegeben. Auf der Sitzung im August soll es ein Update dazu geben, das dem Komitee ermöglichen soll, auf einer späteren Sitzung eine Entscheidung über den Beginn der Verkäufe zu fällen. Bislang hat sich noch keine führende Notenbank wieder von den im Zuge von Quantitative Easing angehäuften Anleihen getrennt.

Die neuerlichen Zinserhöhungen in den USA und Großbritannien er­höhten auch den Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), die Zinswende in Euroland zu beschleunigen. Die EZB agiert bislang noch vorsichtiger. „Es ist höchste Zeit, dass die EZB entschieden gegensteuert“, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer im Interview der Börsen-Zeitung. „Sie sollte ihren Leitzins nicht nur in Trippelschritten von jeweils 25 Basispunkten erhöhen. Mit Blick auf das Inflationsproblem wäre im Juli eine Erhöhung um einen halben Prozentpunkt angemessen.“

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