Geldpolitik

Bank of Japan sorgt sich wegen fallender Preise

mf Tokio – Auch in Japan sind die Renditen der Staatsanleihen zuletzt deutlich gestiegen. Zum Wochenauftakt rentierten zehnjährige Japanese Government Bonds (JGBs) erstmals seit März 2020 über der Marke von 0,1% und brachten mit 0,115% den besten...

Bank of Japan sorgt sich wegen fallender Preise

mf Tokio – Auch in Japan sind die Renditen der Staatsanleihen zuletzt deutlich gestiegen. Zum Wochenauftakt rentierten zehnjährige Japanese Government Bonds (JGBs) erstmals seit März 2020 über der Marke von 0,1% und brachten mit 0,115% den besten Ertrag seit November 2018 ein – fünfmal mehr als zum Jahresanfang. Die 20-jährige JGB-Rendite stieg von 0,404% Anfang Januar auf 0,542%. Der Anleihemarkt reagierte damit einerseits auf steigende Renditen von US-Staatsanleihen­ und andererseits auf Spekulationen, dass die Bank of Japan ihre Kontrolle der Renditekurve lockern könnte.

Seit dem Herbst 2016 lässt die japanische Zentralbank durch gezielte Anleihekäufe die zehnjährige JGB-Rendite nur mit 40 Basispunkten um ihre Zielmarke von 0,0% schwanken. Doch im Dezember stellte die Bank of Japan ihre bisherige Geldpolitik auf den Prüfstand und signalisierte über Aussagen von Notenbankern, dass sie ihre Wertpapierkäufe flexibilisieren will. In der Praxis würde dies bedeuten, dass die JGB-Renditen stärker ausschlagen als bisher. Mit der Änderung würde die Zentralbank auf die Kritik von Anlegern antworten, dass ihre JGB-Käufe den Anleihemarkt manipulieren. Zugleich würde sich die Notenbank mehr Freiheiten in ihrer Geldpolitik verschaffen, wenn sie gezogene Barrieren verschiebt oder aufgibt.

Dagegen stehen die steigenden Renditen der japanischen Staatsanleihen im Widerspruch zur Entwicklung der Verbraucherpreise. Die Inflationsrate (ohne frische Lebensmittel) sank im Januar den sechsten Monat hintereinander. Nach dem größten Rückgang seit über zehn Jahren um 1,0% im Dezember lagen die Preise im Januar um 0,6% unter dem Vorjahr, was vor allem auf niedrigere Energiekosten zurückzuführen war. Der Abwärtsdruck auf die Preise ließ im Januar etwas nach, weil die Regierung Reisen im Inland wie Zugfahrten und Hotelübernachtungen nicht mehr subventionierte.

Die Bank of Japan sagt für das Fiskaljahr 2020 (bis 31. März) ein Preisminus von 0,5% und für 2021 ein Plus von 0,5% in der Kernrate vorher. Vor diesem Hintergrund fürchtet die Notenbank keine fortgesetzte Deflation, zumal sich die Preisrate relativ flach entwickelt. Aber ihr Inflationsziel von 2% sieht sie vorerst außer Reichweite.

Notenbankchef Haruhiko Kuroda sagte Anfang der Woche vor dem Parlament, selbst das Erreichen dieses Ziels im bisher angepeilten Jahr 2023 sei schwierig. Daher müssten die Wertpapierkäufe weitergehen, betonte Kuroda.