Aareal Bank kürzt die Ergebnisprognose

Risikovorsorge steigt - Hedgefonds Teleios blitzt mit Forderung nach Verkauf von Aareon ab - Kurs baissiert - Die Bruttomarge fällt

Aareal Bank kürzt die Ergebnisprognose

Die Aareal Bank hat am Dienstag die Anleger vergrätzt. Nach der Nachricht eines Gewinnrückgangs im dritten Quartal, einer Reduktion der Gewinnprognose sowie einer Abfuhr an den aktivistischen Investor Teleios schlossen die Aareal-Aktien 8 % schwächer.bn Frankfurt – Angesichts vermehrter Risikovorsorge kürzt die Aareal Bank ihre Ergebnisprognose fürs laufende Jahr und bereitet den Markt zugleich auf weitere Rückstellungen für Verluste aus dem Kreditgeschäft vor. Wie der Wiesbadener Immobilienfinanzierer am Dienstag erklärt hat, sollten Aktionäre 2019 nur mehr ein Betriebsergebnis “am unteren Ende” der bisher in Aussicht gestellten Spanne von 240 Mill. bis 280 Mill. Euro erwarten. Analysten hatten sich schon zuvor entsprechend positioniert und im Konsens 252,2 Mill. Euro prognostiziert, nachdem das Management im August eine deutliche Reduktion des Volumens fauler Kredite angekündigt, die Gesamtjahresprognose für die Risikovorsorge indes noch unverändert gelassen hatte. Diese wird nun um 30 Mill. auf eine von 80 Mill. bis 110 Mill. Euro reichende Spanne erhöht. Im dritten Quartal hat sich die Risikovorsorge binnen Jahresfrist um 93 % auf 27 Mill. Euro und im Neunmonatszeitraum gegenüber 2018 um zwei Drittel auf 55 Mill. Euro erhöht. Das Betriebsergebnis ist im dritten Quartal um 9 % auf 64 Mill. Euro gesunken; Analysten hatten nur 63,1 Mill. prognostiziert. Um das unter Ende der Prognosespanne fürs Jahresergebnis zu erreichen, müsste die Bank nun im Schlussquartal operativ 66 Mill. Euro verdienen.Eine Abfuhr holte sich am Dienstag unterdessen der Hedgefonds Teleios Capital mit seiner Forderung ab, die Dienstleistungstochter Aareon zu veräußern. Aareon sei ein integraler Bestandteil der Strategie und von immenser Bedeutung, erklärte Konzernchef Hermann Merkens in einer Telefonkonferenz: “Einen Mehrheits- oder Vollverkauf verfolgen wir daher nicht”, erklärte er. Das bilanzielle und das regulatorische Accounting würden in diesem Fall derart unvorteilhaft auseinanderfallen, dass sich eine Veräußerung nicht lohne, führte er aus. Ihrer Strategie zufolge balanciert die Aareal Bank mit stabilen Provisionseinnahmen der Dienstleistungstochter das vom Zinsüberschuss abhängige Kerngeschäft der Immobilienfinanzierung aus. Die Option der Veräußerung eines Minderheitsanteils behielt sich Merkens vor, betonte aber auch, man sei nicht verzweifelt auf der Suche nach Verstärkung für Aareon. Wann die Frage des Verkaufs eines Minderheitsanteils entschieden werde, ließ er offen. Dies sei nicht mit einem Anfangs- oder Enddatum zu versehen, sondern eher als laufender Prozess zu betrachten, erklärte er. Teleios, ansässig im schweizerischen Zug, wollte sich dazu am Dienstag auf Anfrage nicht äußern. Verlierer im MDaxDem Aktienkurs bekamen die Nachrichten einer gesenkten Ergebnisprognose, einer vermehrten Risikovorsorge sowie einer Absage an Teleios schlecht: Der Kurs der Aareal Bank schmierte am Dienstag um 8,3 % auf 27,88 Euro ab, die Aktien schlossen als MDax-Tagesverlierer.In seiner Telefonkonferenz führte das Management die Beschleunigung des Risikoabbaus auf strikter gefasste Erwartungen der Aufsicht an eine frühzeitige Risikovorsorge für notleidende Risikopositionen (Prudential Provisioning) zurück. Die Unterlegung solcher Positionen mit Eigenkapital habe sich extrem verteuert, erklärte Finanzvorstand Marc Heß. Da eine Verwertung von Sicherheiten eine langfristige und eigenkapitalverzehrende Angelegenheit sei, wolle man verstärkt auch einen Verkauf von Forderungen in Betracht ziehen. Beim Risikoabbau gehe es aber auch darum, nun zu handeln, “weil jetzt die Zeiten noch gut sind”, wie er erklärte.Im dritten Quartal hat die Gesellschaft den Anteil notleidender Forderungen am Immobilienfinanzierungsportfolio von 7,3 % auf 5,6 % oder rund 1,5 Mrd. Euro vermindert. Nachdem im zweiten Quartal in Großbritannien drei von insgesamt vier Shopping-Center-Engagements faul geworden waren, sind im dritten Quartal keine Non-Performing Loans (NPL) hinzugekommen, wie Heß erklärte. Fürs Schlussquartal ist ein weiterer NPL-Abbau geplant. Dabei wolle die Bank sukzessive vorgehen und einzelne Geschäfte, nicht ganze Portfolien abgeben, hieß es.Wie es mit der Risikovorsorge 2020 weitergehen wird, wollte Konzernchef Hermann Merkens zwar nicht konkret prognostizieren; dies stehe Anfang 2020 an, sagte er. Klar machte der Vorstandsvorsitzende der Aareal Bank gleichwohl, dass das Institut bei seinen Überlegungen “ein sich eventuell weiter eintrübendes ökonomisches Umfeld zu betrachten habe”. Mehr und mehr Länder gerieten politisch und ökonomisch in eine ernste Lage. Dies sei “nicht zwingend ein gutes Umfeld”, um über Investitionen zu entscheiden, und schlage sich wirtschaftlich nieder. Man habe “sicher nicht von einer sinkenden Risikovorsorge auszugehen”. Angesichts des Zinsumfelds rechne er aber auch nicht mit einer Explosion. Dass sich das Umfeld eintrübt, war schon zu Wochenbeginn deutlich geworden. Da hatte der Münchener Konkurrent Deutsche Pfandbriefbank erklärt, dass aufgrund des Abschwungs mehr pauschale Wertberichtigungen vorzunehmen seien und die Risikovorsorge steigen werde. Das Neugeschäft legt zuUnkenrufe, dass es mit den Immobilienmärkten bergab gehe, teile man nicht, erklärte Merkens derweil mit Blick aufs Neugeschäft. Dieses hat im dritten Quartal in der strukturierten Immobilienfinanzierung gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 1,9 Mrd. auf 2,8 Mrd. Euro zugelegt und liegt mit 6,0 Mrd. Euro nunmehr in etwa auf Vorjahresniveau. Im Gesamtjahr sollte man das obere Ende der bisher angekündigten Spanne von 7 Mrd. bis 8 Mrd. Euro erreichen, hieß es. Die Bruttomarge im Neugeschäft ist zugleich jedoch deutlich gefallen. Im ersten Quartal noch bei über 250 Basispunkten und im zweiten Quartal vor Währungseffekten auf 205 gesunken, lag sie im dritten Quartal bei nur mehr 170. Man sei optimistisch, die für das Jahr 2019 ausgegebene Zielspanne von 180 bis 190 Basispunkten zu übertreffen, hieß es am Dienstag.