Abacus steht im Schaufenster

Bearing Point erwägt Veräußerung von Platzhirsch im deutschen Markt für Meldesoftware von Banken

Abacus steht im Schaufenster

Nach der holpernden Einführung einer neuen Version der Meldesoftware Abacus müssen die deutschen Banken sich erneut auf Veränderungen beim Anbieter Bearing Point gefasst machen. Die Tochter Bearing Point Software Solutions steht nach Informationen der Börsen-Zeitung im Schaufenster.Von Bernd Neubacher, Frankfurt Der ins Schlingern geratene Platzhirsch im deutschen Markt der Anbieter von Meldesoftware, die mit dem Produkt Abacus groß gewordene Bearing Point Software Solutions, steht zum Verkauf, wie die Börsen-Zeitung erfahren hat. Im Markt heißt es, ein M&A-Berater eruiere die Übernahme durch einen Investor, dem indes eine Kostenreduktion um mindestens ein Fünftel vorschwebe.Ein Bearing-Point-Sprecher erklärt auf Anfrage, man äußere sich grundsätzlich nicht zu Marktgerüchten und Spekulationen, erläutert aber zugleich: “Wie wir schon im Sommer letzten Jahres mitgeteilt haben, sind wir derzeit in einer Phase, in der wir prüfen, was langfristig Sinn machen könnte. Geprüft werden alle Optionen, damit Regtech seine Wachstumspotenziale sowohl im deutschsprachigen Raum als auch abseits des Heimatmarktes künftig noch besser ausschöpfen kann.” Dem Vernehmen nach kommen dabei auch eine Beteiligung, eine Partnerschaft oder selbst ein Börsengang in Frage. Spruchreif ist noch nichts. Wie Jürgen Lux, globaler Leiter Solutions bei Bearing Point, im September der Börsen-Zeitung erklärt hatte, will das Unternehmen in den kommenden Jahren nicht nur Ansprechpartner für die Bankenaufsicht werden, sondern im Zuge einer Harmonisierung des Meldewesens auch international expandieren.Für Deutschlands Banken hat dies so oder so Relevanz, ist Bearing Point hierzulande doch der dominierende Anbieter von Bankensoftware fürs aufsichtliche Meldewesen. Damit ist mittelbar auch die Finanzaufsicht darauf angewiesen, dass die Software der Gesellschaft reibungslos läuft. ReputationsrisikenGerade da hat es beim Übergang vom Erfolgsprodukt “AbacusDaVinci” auf den Nachfolger “Abacus360” gehakt. So ist in dem im September publizierten Geschäftsbericht 2017 zu lesen, die begonnene Neuentwicklung der “Abacus360”-Plattform liege “deutlich hinter dem erwarteten Fertigstellungsgrad zurück”, zusätzliche wirtschaftliche Risiken aus dieser Neubewertung würden sehr eng überwacht. “Ebenso können hieraus nicht unerhebliche Reputationsrisiken erwachsen, denen durch ein nochmals intensiviertes Kommunikationsverhalten vorgebeugt wird.” Vor diesem Hintergrund werden im Markt Zweifel laut, ob Bearing Point für die Tochter den in der Branche üblichen Verkaufspreis vom 2- bis 2,5-Fachen des Umsatzes erzielen könnte. 2017 fuhr Bearing Point Software Solutions bei einem um 12 % auf rund 60 Mill. Euro gesteigerten Umsatz vor Steuern und Ergebnisabführung ein Minus von 1,5 Mill. Euro ein.Die holprige Einführung von “Abacus360” hat die DZ Bank, die Commerzbank sowie die LBBW inzwischen sogar veranlasst, sich nach alternativen Anbietern umzuschauen. DZ Bank und Commerzbank holten ein Proof-of-Concept-Angebot des US-Konkurrenten AxiomSL ein. Bislang agierte dieser eher international. Dem Vernehmen nach hat er aber das eine oder andere Mandat von Häusern gewonnen, die im Zuge des britischen EU-Austritts Aktivitäten nach Deutschland verlagern. Die LBBW wiederum spricht mit Moody’s.Zwar sind Proof-of-Concept-Aufträge weitaus konkreter als ein unverbindlicher Kostenvoranschlag. Die Beharrungskräfte sind indes groß. Immerhin dürfte ein Anbieterwechsel bei größeren Banken rasch mit einer zweistelligen Millionensumme zu Buche schlagen, während er keinen Euro mehr Ertrag bringt.Angesichts der Probleme mit “Abacus360” wünschten sich einige Banken einen Verkauf an SAP, ist im Markt zu hören. Spekulationen rankten sich auch um IBM, mit der Bearing Point im November “eine Partnerschaft für das regulatorische Meldewesen” ankündigte. IBM und SAP äußerten sich dazu am Mittwoch auf Anfrage nicht. AxiomSL ließ wissen, man sei seit jeher organisch gewachsen und nicht durch Akquisitionen oder die Integration von Fremdsoftware.