Allianz beklagt niedrige Präsenz

Drastische Einbrüche bei Hauptversammlungen mit Namensaktionären

Allianz beklagt niedrige Präsenz

mic München – Im Management von Dax-Gesellschaften wächst das Unbehagen über den drastischen Rückgang der Präsenz in der diesjährigen Hauptversammlungssaison von Namensaktien-Gesellschaften. Mit Allianz-Aufsichtsratschef Helmut Perlet fand in diesem Jahr erstmals ein prominenter Vertreter der Verwaltung deutliche Worte. Das Phänomen werde von den Emittenten im Gespräch mit Verwahrbanken aufgegriffen, “da eine Präsenz unter 30% auf Dauer kein Zustand sein kann”, sagte er auf dem Aktionärstreffen der Versicherung in München. Aktionärsschützer Klaus Schneider schlug in die gleiche Kerbe. Er bezeichnete die Allianz-Präsenz als Armutszeugnis.Bei der Allianz war in diesem Jahr nur 27,2% des Grundkapitals anwesend. Dies sind knapp 17 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. “Die Präsenz in diesem Jahr ist sehr niedrig, was wir sehr bedauern”, kommentierte Perlet. Es handele sich nicht um ein spezifisches Thema der Allianz. Tatsächlich verzeichnen alle 15 Unternehmen aus Dax und MDax, die Namensaktien haben und in diesem Jahr schon ihre Hauptversammlung absolviert haben, einen Rückgang der Präsenz (für Talanx aufgrund Erstnotiz keine Werte). Das durchschnittliche Minus beträgt 13 Prozentpunkte. Am schlimmsten traf es Bayer mit einem Einbruch um 23%. Tendenziell fällt die Präsenz umso stärker, desto internationaler der Aktionärskreis und desto größer der Streubesitz ist. Zudem gewinnt der Präsenzrückgang im Verlauf der Saison an Tempo.Ausgangspunkt ist ein Urteil des Oberlandesgerichts Köln 2012, demzufolge Verwahrbanken keine Namensaktien im Fremdbesitz mehr zu Hauptversammlungen anmelden dürfen. Ausländische Anteilseigner wollen jedoch häufig nicht selbst die Aktien eintragen lassen und damit abstimmungsberechtigt machen, weil sie fürchten, dass sie die Papiere dann nicht mehr handeln dürfen.Perlet kritisierte die Informationspolitik der Verwahrbanken gegenüber ausländischen Aktionären: “Man spricht von einem Share-Blocking, das es in Wirklichkeit gar nicht gibt.” Daimler, BASF und Infineon erklärten auf Anfrage, sie hofften, das sich die rechtliche Situation im Zeitablauf klärt – das Kölner Urteil liegt zur Revision beim Bundesgerichtshof. Der Aktiendienstleister Adeus hält es für eine Option, große institutionelle Anleger dauerhaft ins Aktienregister eintragen zu lassen.—– Berichte Seite 5- Wertberichtigt Seite 8