Allianz forciert Umbauten im Konzern

Finanzvorstand Wemmer erwartet mehr Restrukturierung 2017 - AGCS-Stellenabbau kostet 112 Mill. Euro - Pimco auf Erfolgsspur

Allianz forciert Umbauten im Konzern

Die Allianz plant im laufenden Jahr weitere Restrukturierungen. Dies kündigte Finanzvorstand Dieter Wemmer an. Den bereits bekannten Stellenabbau bei seinem Industrieversicherer AGCS lässt sich der Versicherer 112 Mill. Euro kosten. Im ersten Quartal glänzten die Fondstochter Pimco und die Lebensversicherung.mic München – Die Allianz beschleunigt die Restrukturierung einzelner Töchter. “Wir werden weitere Fälle sehen, wo wir die Organisation nach vorne treiben müssen”, kündigte Finanzvorstand Dieter Wemmer bei Präsentation der endgültigen Zahlen zum ersten Quartal an. Dies werde man schon im laufenden Jahr tun. Die Allianz habe die finanziellen Ressourcen und die Energie, um den Wandel in der Gruppe zu beschleunigen. Er erwarte viele lokale Projekte. Bereits in den ersten drei Monaten liegen die Ausgaben weit über den anteiligen Quartalswerten der vergangenen Jahre (siehe Grafik).Zuletzt hatte die Allianz Umbauten beim Kreditversicherer Euler Hermes und bei der Fondstochter Allianz Global Investors (AGI) umgesetzt. Im März hat zudem der Industrieversicherer AGCS angekündigt, jede zehnte Stelle zu streichen. Die AGCS-Kosten addieren sich auf 112 Mill. Euro und wurden mit weiteren 8 Mill. Euro (hauptsächlich AGI) im ersten Quartal verbucht. “Mit der Restrukturierung strebt AGCS an, in den nächsten zwei Jahren die Kostenquote um zwei Punkte zu senken”, sagte Wemmer. Sie hatte im vergangenen Jahr 30,4 % betragen.Der Konzernumbau soll auch dadurch beschleunigt werden, dass die Umbaukosten nicht mehr im operativen Ergebnis, sondern nur noch im Gewinn ausgewiesen werden. “Wir wollen mehr Flexibilität und schnellere Reaktionen erzeugen”, begründete Wemmer die bereits bekannte Neuregelung (vgl. BZ vom 18. Februar). Denn die finanziellen Anreizsysteme vieler Allianz-Manager sind auf das operative Ergebnis ausgerichtet, so dass Umbauten verzögert wurden. Die simple interne Botschaft zu dem Thema sei, sagte Wemmer: “Starte am Montag und warte nicht bis zum nächsten Jahr.” “Alle Optionen”Die Neuregelung hübscht das operative Ergebnis auf, weil es höher ausfällt. Aktuell sehen auch die Steigerungsraten besser aus. Im ersten Quartal hätte das Plus ohne die Neuregelung 4,8 % statt der ausgewiesenen 9,4 % betragen.Wemmer bestätigte die Eckzahlen, die anlässlich der Hauptversammlung vorgelegt worden sind (vgl. BZ vom 4. Mai). Der Umsatz stieg um 2,5 % auf 36,2 Mrd. Euro. Für den Rückgang des Überschusses für die Anteilseigner um 15,3 % waren neben den Restrukturierungskosten auch hohe Gewinne aus dem Verkauf einer Finanzanlage im Vorjahr (235 Mill. Euro) verantwortlich.Der Finanzvorstand äußerte sich nicht zu Akquisitionsvorhaben. Er wies jedoch darauf hin, dass die Solvenzquote seit Jahresbeginn um 3 Punkte auf 212 % gestiegen sei, obwohl die Allianz die 3 Mrd. Euro für das laufende Aktienrückkaufprogramm voll abgezogen habe. Wemmer fügte hinzu: Die Solvenz unterstreiche die Allianz-Stärke, die “uns alle Optionen in alle Richtungen offenlässt”. Die Frage, ob nach dem laufenden Aktienrückkaufprogramm ein zweites Programm möglich sei, wollte Wemmer nicht beantworten. Er verwies jedoch auf die Kapitalstärke und schloss es nicht aus.Die endgültigen Zahlen legen offen, dass der operative Schwung zum Jahresauftakt aus dem Assetmanagement sowie der Lebens- und Krankenversicherung stammt.Die Lebensversicherer glänzten bei einem Beitragsplus von 1 % auf 16,9 Mrd. Euro mit einem Sprung des operativen Ergebnisses um 36 % auf 1,2 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Es sei ein sehr starkes Quartal gewesen, lobte Wemmer. Allerdings habe es zwei technische Effekte gegeben. Das Hedging im US-Geschäft und Korrekturen der aktivierten Abschlusskosten aus dem Vorjahr (“das war im letzten Jahr übersehen worden”) hätten einen Sondergewinn gebracht. Die Effekte verzerrten das Spartenergebnis nur um 100 Mill. Euro nach oben, sagte Wemmer.Der Finanzchef strich heraus, dass die Neugeschäftsmarge von 2,6 % auf 3,1 % gestiegen sei und die Allianz damit erstmals das 2018er Ziel von 3 % erreicht habe. Besondere Dynamik zeigte die deutsche Lebensversicherung mit einem Plus von 11 % der Neugeschäftsbeiträge und einem Anstieg der Bruttobeiträge von 20 %. Der Schwung kam hauptsächlich aus den Einmalbeiträgen. Den Rückgang des operativen Gewinns um 54 Mill. auf 286 Mill. Euro erklärte Wemmer damit, dass sich ein positiver Effekt aus kapitalisierten Abschlusskosten nicht wiederholt habe (53 Mill. Euro Differenz). Grundsätzlich hänge das Gewinnwachstum dem Beitragsanstieg hinterher.Die Fondstöchter als zweites Zugpferd im ersten Quartal steigerten ihr operatives Ergebnis um 24 % auf 572 Mill. Euro, wobei Pimco mit einem Plus von 25 % auf 443 Mill. Euro den Löwenanteil beisteuerte. Pimco sei in einer sehr positiven Entwicklung, lobte Wemmer. Er verwies auf die Nettomittelzuflüsse von 21 Mrd. Euro. Dies ist der höchste Zufluss seit dem ersten Quartal 2013. AGI meldete einen Abfluss von 1,5 Mrd. Euro.Mit Blick auf Pimco sagte Wemmer: “Auch um das zweite Quartal ist uns nicht bange.” Er verwies darauf, dass 92 % der verwalteten Drittmittel auf einer rollierenden Drei-Jahres-Basis besser abschnitten als ihre Benchmarks (vor Gebühren). Vor zwei Jahren waren es 87 %. Der “Income Fund” von Pimco sei zum weltgrößten aktiv gemanagten Rentenfonds aufgestiegen, nachdem der Pimco-Fonds “Total Return Fund” diese Führungsrolle im vergangenen November verloren hatte.Ein schlechteres Bild liefert die Schaden- und Unfallversicherung. Ihr operatives Ergebnis sank um 12,7 % auf 1,3 Mrd. Euro. Entscheidend hierfür waren Naturkatastrophen (2017: 130 Mill. Euro, davon 55 Mill. für Sturm “Debbie”; 2016: 21 Mill.) und die Belastung durch eine Neuberechnung von Reserven in Höhe von 112 Mill. Euro (siehe nebenstehenden Artikel). Zwar sei damit die kombinierte Schaden- und Kostenquote um 2,3 Prozentpunkte auf 95,6 % gestiegen, sagte Wemmer. Werde die Volatilität herausgerechnet, stehe die Allianz jedoch einen Hauch besser als im Vorjahr da.Nach hohen Verlusten in den Vorjahren gelang der Sachversicherung in Lateinamerika der Turnaround. Mit 20 Mill. Euro sei ein operativer Gewinn ausgewiesen worden, lobte Wemmer. Dass die kombinierte Schaden- und Kostenquote dennoch bei 105,4 % landete, beunruhigte ihn nicht. Die Zinsen in Lateinamerika seien sehr hoch, erklärte Wemmer. Eine Combined Ratio von 105 % mit 12 % Zinsen entspreche im Europa der Niedrigzinsen einer Ratio von 95 %. Insofern sei auch das Wachstum von bereinigt 20 % in der Region gerechtfertigt. Kfz-Policen werden teurerDie deutsche Sachversicherung sei mit einem Beitragsplus von 2 % ganz gut gestartet, sagte Wemmer. Der Allianz zufolge wird es hauptsächlich durch Preiserhöhungen getrieben. So seien die Preise in der Flotten-Kfz-Versicherung um 5 % gestiegen. Es sei bedenklich, merkte Wemmer an, dass Körperschäden und auch tödliche Unfälle zunähmen. Dies sei schwer zu erklären, weil man ja glaube müsse, dass die Autos durch die neue Technologie perfekt würden. Es stelle sich die Frage, ob die Nutzung elektronischer Geräte während des Fahrens eine Rolle spiele. Wenn dies ein Trend sei, müssten die Beiträge weiter nach oben gehen.—– Wertberichtigt Seite 8