wb Frankfurt – Die Allianz ist zum Ausbau ihres Infrastrukturgeschäfts an der Übernahme des London City Airport interessiert. Wie es aus London heißt, dürfte es um rund 2 Mrd. Pfund gehen. Als Partner wird der kanadische Pensionsfonds Borealis genannt, mit dem Allianz Capital Partners (ACP) schon bei der 3,5 Mrd. Euro schweren Übernahme des deutschen Autobahnraststättenbetreibers Tank & Rast zusammenarbeitet. Den Flughafen hat der Finanzinvestor Global Infrastructure Partners nach zehn Jahren Haltezeit ins Schaufenster gestellt.Auch Ontario Teachers’ Pension Plan und die australische Macquarie werden als Interessenten genannt. Die Auktion ist noch in einem frühen Stadium. Den von der französischen Regierung zum Verkauf gestellten Flughafen Aéroport Nice Côte d’Azur, den drittgrößten Airport des Landes, dürften sich die Münchner ebenfalls anschauen. Hier soll es um 2 Mrd. Euro gehen. In Paris hat Vinci, der größte europäische Baukonzern, der auch in Infrastruktur tätig ist, Interesse an den Flughäfen Lyon und Nizza angemeldet.London City Airport wird infolge seiner räumlichen Nähe zum tradierten Finanzbezirk und zu Canary Wharf von Bankern bevorzugt; zwei von drei Reisenden sind Geschäftsleute. Die Zahl der Passagiere wurde seit 2005 auf 4,1 Millionen mehr als verdoppelt. Eine Bewertung von 2 Mrd. Pfund würde, wie es in London heißt, ein Vielfaches des 2014 erzielten Ergebnisses vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von über 60 bedeuten.ACP ist im Konzern die Plattform für alternative Anlagen von derzeit etwa 10 Mrd. Euro. Der Schwerpunkt liegt auf Direktinvestitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien sowie Kapitalanlagefonds im Privatsektor. Allianz und Borealis hatten 2013 von RWE den tschechischen Pipelinebetreiber Net4Gas für 1,6 Mrd. Euro erworben. Jüngst hat in London ein Allianz-Konsortium den Zuschlag für eine neue, 25 Kilometer lange Hauptabwasserleitung erhalten. Das Projekt Thames Tideway Tunnel hat ein Volumen von 4,2 Mrd. Pfund (vgl. BZ vom 25. August). Hier zog Borealis den Kürzeren. 2014 erwarb ACP im Konsortium Porterbrook, eine der drei größten Leasinggesellschaften für Schienenfahrzeuge in Großbritannien. In Deutschland gehört als einziger Restant aus den Direktanlagen in Private Equity der Verpflegungsautomatenaufsteller Selecta zum Portfolio, der 2014 restrukturiert wurde.Inklusive des jüngsten Wasser-Deals in London hat die Allianz mehr als 3 Mrd. Euro in Infrastrukturprojekten und -fonds angelegt. Angesichts der niedrigen Zinsen für Staatsanleihen und andere festverzinsliche Papiere und der Unsicherheiten an den Aktienmärkten werden Infrastrukturprojekte zunehmend gesucht wegen des kontinuierlichen Cash-flow und Renditestroms. Zwar gilt der Bedarf an Infrastrukturinvestitionen gerade auch in Deutschland als enorm, doch kommen kaum Projekte auf den Markt.Global Infrastructure Partners (GIP) ist auch am Londoner Airport Gatwick beteiligt und hat sich in Edinburgh engagiert. Der Verkäufer des City-Flughafens, GIP, wurde vor zehn Jahren von Credit Suisse und General Electric gegründet, die damals jeder fast 10 % der Kapitalzusagen von 5,6 Mrd. Dollar stellten. Das erste Investment war ein Joint Venture mit dem US-Rivalen der Allianz, American International Group: London City Airport. Den AIG-Anteil übernahm GIP in der Krise.—– Wertberichtigt Seite 8