Versicherer

Allianz traut sich noch mehr Gewinn zu

Der Rückenwind in der Sachversicherung treibt die Allianz in neue Gewinnhöhen. Im Privatkundengeschäft der Sachsparte feiert der Versicherer Erfolge. Dabei schneidet er in Deutschland hervorragend ab. Die herausragende Profitabilität geht einher mit einem steigenden Absatz.

Allianz traut sich noch mehr Gewinn zu

Allianz traut sich noch mehr Gewinn zu

Versicherer erhöht die Jahresprognose  – Steigende Preise und wenig Naturkatastrophen zünden Turbo in Sachsparte – Operative Fortschritte schlagen durch

Der Rückenwind in der Sachversicherung treibt die Allianz in neue Gewinnhöhen. Im Privatkundengeschäft der Sachsparte feiert der Versicherer Erfolge. Dabei schneidet er in Deutschland hervorragend ab. Die herausragende Profitabilität geht einher mit einem steigenden Absatz. Der Aktienkurs steigt leicht.

mic München

Die Allianz erhöht nach Rekordwerten in den ersten neun Monaten ihre Prognose 2025. Sie erwarte ein operatives Ergebnis „voraussichtlich in der Spanne zwischen 17 und 17,5 Mrd. Euro“, sagte Finanzvorständin Claire-Marie Coste-Lepoutre bei der Quartalspräsentation vor Journalisten. Bisher hatte die Allianz 15 bis 17 Mrd. Euro angepeilt.

In einer ersten Reaktion zeigten sich die Anleger angetan, aber nicht euphorisch. Der Allianz-Aktienkurs stieg in einem allerdings schwachen Marktumfeld um 2% auf rund 370 Euro. Damit näherte sich die Bewertung dem langjährigen Hoch von 377,60 Euro. Die Analysten hatten im Schnitt bereits einen Gewinn am oberen Ende der bisherigen Spanne erwartet.

Analysten positiv überrascht

Für das dritte Quartal hatten die Kapitalmarktbeobachter im Schnitt mit 4,3 Mrd. Euro gerechnet, tatsächlich stieg das operative Ergebnis um 12,6% auf 4,4 Mrd. Euro. Damit legte die Profitabilität viel stärker als das bei 42,8 Mrd. Euro stagnierende Geschäftsvolumen zu. Auch unter dem Strich zeigt die Entwicklung nach oben. Der bereinigte Periodenüberschuss der Anteilseigner kletterte um 12,7%, Sondereffekte in den ersten neun Monaten glichen sich weitgehend aus.

Die Finanzvorständin strich heraus, dass die Allianz ausgezeichnete operative Ergebnisse in allen drei Geschäftsbereichen und Regionen erzielt habe. Die Lebens- und Krankenversicherung mit einem Plus des operativen Ergebnisses von 3,8% auf 4,1 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten ist auf Kurs zum Mittelwert des Gesamtsjahresausblicks.

Griff nach Festverzinslichen

In der Vermögensverwaltung sticht der Nettomittelzufluss heraus, der mitentscheidend ist für die Profitabilität in der Zukunft. In den ersten neun Monaten sammelte die Allianz 94 Mrd. Euro ein, dies ist der zweithöchste Neunmonatswert in ihrer Geschichte. Davon flossen alleine im dritten Quartal 51 Mrd. Euro, und zwar fast ausschließlich in festverzinsliche Anlagen. Dementsprechend sorgte Pimco als der Allianz-Spezialist für Renten mit 49 Mrd. Euro für den Großteil des Zuflusses, AGI sammelte 2,3 Mrd. Euro ein. Das operative Ergebnis stieg in neun Monaten um 5,2% auf 2,4 Mrd. Euro. 

Als anhaltend hervorragend kennzeichnete Coste-Lepoutre die Ergebnisse in der Schaden- und Unfallversicherung: „Wir haben erneut ein exzellentes Quartal nach anderen exzellenten Quartalen erzielt.“ Der starke Anstieg des operativen Ergebnisses um 21,5% bei einem um 9,5% (bereinigt um M&A- und Wechselkurseffekte) erhöhten Geschäftsvolumen speist sich auf dem Sinken der kombinierte Schaden- und Kostenquote (Combined Ratio) von 93,5 auf 91,9%. Dies gelang, obwohl sich die Allianz einen sehr niedrigen Gewinn aus der Abwicklung von Schadensrückstellungen leistete: Während dieser im Vorjahresquartal noch die Combined Ratio um 3 Prozentpunkte senkte, waren es diesmal nur 0,6 Punkte.

Hohes Wachstum

Coste-Lepoutre strich heraus, dass das Wachstum auf Neunmonatssicht bereinigt 8,3% betrage: „Das ist exzellent.“ Damit liege die Allianz über ihrem mittelfristigen Ziel in der Sparte von 6 bis 7%. Im dritten Quartal zog der Versicherer doppelt so viel Wachstum aus Absatzerfolgen (6,3%) als aus Preiserhöhungen (3,1%)

Sehr zufrieden zeigte Coste-Lepoutre sich auch mit der Combined Ratio von 91,6% nach neun Monaten. In der Autoversicherung meldet die Allianz im dritten Quartal eine Combined Ratio von 94%. „Die Profitabilität spiegelt nicht nur geringe Schäden aus Naturkatastrophen“, so der Kommentar der Managerin. Die Allianz mache auch operativ Fortschritte.

Deutschland glänzt

Besonders profitabel präsentiert sich das Privatkundengeschäft mit einer Combined Ratio von 91,3% im dritten Quartal. Der entscheidende Faktor für die sehr gute Performance sei, dass die Allianz durch Sanierung und Preisgestaltung sehr intensiv den inflationären Effekten entgegengewirkt habe, sagte Coste-Lepoutre. Dies zeige sich insbesondere in der Schadenquote. Sie sank in den vergangenen zwölf Monaten von 68,3% auf 65,9%. Ebenso wichtig aber sei, dass die Allianz sich darauf konzentriere, ein sehr gutes Wachstum durch höhere Kundenbindung und Cross-Selling zu erreichen. Außerdem arbeite man intensiv an der Produktivität.

Im Firmenkundengeschäft (92,0% im dritten Quartal) gebe es unterschiedliche Entwicklungen, betonte Coste-Lepoutre. Das Geschäft mit mittelgroßen Firmen sei mit 89,6% stark. Anderseits sei man mit einer Abschwächung im Markt für das Großkundengeschäft und mit Spezialversicherungen konfrontiert.

Aktienrückkauf kommt

Besonders sticht das Geschäft in Deutschland heraus. Die Beitragseinnahmen kletterten in den ersten neun Monaten um 8% auf 10,1 Mrd. Euro. Preiserhöhungen und Marktanteilsgewinne hätten im dritten Quartal für das Plus gesorgt, hieß es. Das Neugeschäft sei über alle Vertriebskanäle höher als im Vorjahresquartal gewesen.

Der operative Gewinn in Deutschland sprang von Januar bis Dezember weit überproportional von 934 Mill. Euro auf 1,5 Mrd. Euro. Die Combined Ratio, die von 94,0% auf 87,4% sank, betrug im dritten Quartal sogar nur 86,2%. Die Belastung aus Naturkatastrophen fiel dabei zuletzt mit 0,3 Prozentpunkten praktisch nicht ins Gewicht. Alle Geschäftsaktivitäten seine profitabler geworden, lautet der Kommentar der Allianz.

Bei der Kapitalgenerierung sei die Allianz in einer sehr guten Position, betonte Coste-Lepoutre. Sie erklärte, über ein neues Aktienrückkaufprogramm werde anlässlich der Bilanzvorlage am 26. Februar nächsten Jahres entschieden. Das letzte Programm über 2 Mrd. Euro wurde vollständig umgesetzt und endete im September.