Am Geldbeutel packen
Der Fußball bricht alle Rekorde. Nicht zuletzt als Wirtschaftsfaktor. 2015/16 knackten die 18 Bundesligaclubs beim Umsatz die 3-Mrd.-Euro-Marke – der zwölfte Höchstwert in Folge, fast ein Viertel mehr als in der Vorsaison. TV-Gelder, Zuschauerinteresse, Transfersummen oder Spielergehälter – alles spricht für eine fast unermessliche Beliebtheit der zweitschönsten Nebensache der Welt. Doch all das kann nicht darüber hinwegtäuschen: Der Profifußball ist im fortgeschrittenen Stadium der Selbstzerstörung angekommen. Nur haben die allermeisten Akteure auf und neben dem Platz den Schuss noch nicht gehört. Das ist indes nicht ungewöhnlich – es war schon im Alten Rom so -, wenn die Zivilisation ihre Endstufe erreicht: die Dekadenz. Dann ist es zu spät, das System bricht zusammen.Als Zuschauer, der grundsätzlich durchaus sehr gerne ins Stadion geht – der Autor gehört zu dieser nach Millionen zählenden Fangemeinde -, ahnt man es vielleicht etwas früher als die direkt Beteiligten und Verantwortlichen, die zumindest die finanziellen Exzesse, von denen sie ja profitieren, nicht als Bedrohung empfinden: Das kann kein gutes Ende nehmen. Der Verfall, vor allem auch der zugrunde liegende Sittenverfall, zeigt sich auf unterschiedliche Weise. Die um sich greifenden englischen Verhältnisse bei den Fernsehgeldern, die damit einhergehende galoppierende Inflation bei Ablösesummen und Millionengehältern schon für durchschnittliche Kicker (worüber sich anders als bei Managervergütungen nicht mal das Publikum empört) sind eine Erscheinungsform. Eine Kategorie für sich sind die für Fußballfreunde verstörenden Skandale des Weltverbandes Fifa und weiterer Organisationen. Andere Entwicklungen mit destruktivem Potenzial betreffen das Umfeld: Ausbrüche physischer und verbaler Gewalt von Kriminellen und Kranken wie zuletzt in Dortmund und Frankfurt.Die lauen Distanzierungen, mit denen Vereinsverantwortliche seit Jahren pflichtschuldig vorsätzliche Körperverletzung (wenn nicht mehr) und Beleidigung “verurteilen”, dabei aber meist kaum über wohlwollendes Wegschauen hinausgehen, kann und will niemand mehr hören. Es wird ja nur noch schlimmer. Deshalb müssen die Sponsoren aus der Finanz- und Unternehmenswelt, die im Prinzip sinnvolle Partnerschaften mit dem Fußballsport eingegangen sind, endlich spürbaren Druck aufbauen, damit Gier und Gewalt ein für allemal aus den Stadien und dem Umfeld verbannt werden. Denn Besserung ist allenfalls zu erwarten, wenn die Täter konsequent bestraft und – ebenso entschlossen – die Vereinsführungen am Geldbeutel gepackt werden.