Assetmanagement

Amundi sammelt mehr Geld als erwartet ein

Europas größter Assetmanager profitiert von dem Wunsch der Investoren, ihre Anlagen stärker zu diversifizieren und mehr in Europa anzulegen.

Amundi sammelt mehr Geld als erwartet ein

Amundi sammelt mehr Geld ein als erwartet

Diversifizierung der Portfolios und Rückbesinnung auf Europa nützen dem Assetmanager

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Von Gesche Wüpper, Paris

Amundi profitiert von der Rückbesinnung der Investoren auf Europa und überrascht deshalb mit hohen Nettomittelzuflüssen. „Wir haben mit 52 Mrd. Euro im ersten Halbjahr ähnlich viel wie im gesamten letzten Jahr eingesammelt“, erklärte Amundi-Chefin Valérie Baudson während einer Videokonferenz mit Journalisten. Im zweiten Quartal verbuchte Europas größter Assetmanager erneut Zuflüsse in Höhe von 20,4 Mrd. Euro, während Analysten laut Bloomberg im Schnitt mit einem Abfluss von 2,8 Mrd. Euro gerechnet hatten.

„Im ersten Halbjahr haben wir vor allem gesehen, dass viele europäische Kunden ihre Zuteilungen nach Europa zurückgeholt und diversifiziert haben“, sagte Baudson. Es habe aber auch viel Interesse von amerikanischen und asiatischen Kunden gegeben. Entsprechend erhöhte sich das verwaltete Vermögen trotz der durch die Abwertung des Dollar und der indischen Rupie verursachten negativen Währungseffekten um 5,2% auf 2.267 Mrd. Euro, einen neuen Rekordwert.

Wunsch nach Diversifizierung

Zu verdanken hat die Crédit Agricole-Tochter diese positive Entwicklung auch der unberechenbaren Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump und den geopolitischen Spannungen. Alle Kunden würden jetzt versuchen zu diversifizieren, da in den Portfolios bis Ende 2024 die USA übergewichtet gewesen seien, meint Baudson. Trotz des gerade von der EU mit den USA getroffenen Zollabkommens ist sie überzeugt, dass dieser Trend angesichts der geopolitischen Spannungen anhalten wird.

Investoren reagieren enttäuscht

Durch das Zollabkommen falle jetzt ein Teil der Unsicherheiten an den Märkten weg, erklärte Baudson. Die Auswirkungen auf europäische Aktien dürften begrenzt sein. Nach Ansicht der Amundi-Experten dürfte der Zolldeals das Wachstum in Europa 0,2% kosten. „All die Abkommen dürften in den USA größere inflatorische Auswirkungen haben.“ Trotz der positiven Zahlen wurde die Amundi-Aktie am 29. Juli an der Börse von Paris stark abgestraft. Investoren seien enttäuscht von den verbuchten Gebühren und dem Vorsteuerergebnis im zweiten Quartal, meinen Beobachter. Grund ist der ungünstige Produktmix, da Amundi vor allem bei institutionellen Investoren Geld einsammelte, weniger bei Privatinvestoren, die höhere Gebühren zahlen.

Die bereinigten Einnahmen fielen mit 790 Mill. Euro 1% niedriger als im Vorjahreszeitraum und geringer als erwartet aus. Auch das bereinigte Nettoergebnis verfehlte mit 334 Mill. Euro die Erwartungen. Belastet wurde es von einer Sondersteuer in Frankreich auf große Konzerne, die mit 9 Mill. Euro zu Buche schlug.

Amundi kündigte jetzt an, im zweiten Halbjahr 70 Mill. bis 80 Mill. Euro an Restrukturierungskosten verbuchen zu wollen. Der Assetmanager hatte im ersten Quartal einen Kostenoptimierungsplan angekündigt, um ab nächstem Jahr 30 bis 40 Mill. Euro einsparen zu können. Der Plan sieht die Fusion der beiden Einheiten CPR Asset Management und BFT vor. Zudem soll laut Baudson die Organisation der europäischen Multi-Asset-Teams überprüft werden.