Vermögensverwalter wollen expandieren

Assetmanager haben Appetit auf Europa

Für zwei Fünftel der Assetmanager hat der Carne Group zufolge die Expansion in Europa Vorrang. Zielgruppe sind vor allem Wealth-Kunden.

Assetmanager haben Appetit auf Europa

Appetit auf Europa

Zwei Fünftel der Vermögensverwalter geben der Expansion auf dem alten Kontinent Vorrang

hip London

Europa ist einer aktuellen Studie zufolge für Assetmanager aus aller Welt hochattraktiv. Wie eine regelmäßige Umfrage der Carne Group ergab, geben 41% der Expansion auf dem alten Kontinent Vorrang vor allen anderen Regionen. Der Fondsdienstleister befragte dafür 200 Manager von Vermögensverwaltern. Im vergangenen Jahr stand Europa lediglich bei 34% ganz oben auf der Liste.

Das größere Interesse kommt aus den Vereinigten Staaten. Dort hat Europa als Vertriebsregion für 45 (i.V. 32)% Priorität. Zu den Gründen die dafür genannt werden, gehören neben der erwarteten Aufnahmebereitschaft des Markts für Evergreen-Private-Markets-Fonds und aktive ETFs auch ein schwächerer Ausblick auf die Wirtschaftsentwicklung in den USA.

„Nicht jeder wird ein Gewinner sein“

„Aller Augen richten sich auf Europa und alle jagen denselben Preisen hinterher, aber nicht jeder wird ein Gewinner sein“, sagt John Donohue, der CEO der Carne Group. Derzeit beobachte sein Unternehmen eine große Lücke zwischen den Ambitionen mancher Firmen und der Realität, wenn es um die für den erfolgreichen Einstieg in einen wettbewerbsintensiven Markt nötige betriebliche Infrastruktur und das erforderliche Produkt-Know-how gehe.

Vermögende Privatkunden stehen im Zentrum des Interesses. Fast zwei Drittel (65%) wollen sich in den kommenden zwei Jahren um dieses Marktsegment. bemühen. Drei Fünftel gaben an, europäische Wealth-Kunden für Private-Markets-Produkte zu gewinnen, habe eine „hohe“ oder „sehr hohe“ Priorität. Für vermögende US-Kunden lag dieser Wert bei 50%, für solche aus Asien bei 38%.

Neue Private-Markets-Vehikel

Europa ist von besonderem Interesse, nachdem neue Strukturen wie European Long-Term Asset Funds (ELTIF) in der EU und Long-Term Asset Funds (LTAF) in Großbritannien den Zugang zu Private Markets auf die breite Masse vermögender Privatkunden erweitert haben. Hier könnten sich auch Retailkunden bald für solche Vehikel interessieren.

Mehr als die Hälfte (51%) will in den kommenden zwei Jahren neue aktive ETFs entwickeln. Auch hier verortet man noch reichlich Potenzial in Europa. Efama-Daten zufolge machten aktive Ucits-ETFs im vergangenen Jahr 2,4% des gesamten ETF-Markts aus. In den Vereinigten Staaten kommen aktive ETFs bereits auf einen Marktanteil von 8,4%. Allerdings war nicht einmal ein Viertel (23%) der Befragten zuversichtlich, bereits über die nötige In-House-Expertise und die erforderlichen Ressourcen zu verfügen.

„Mantel der Wahl“

„Das wird nicht alles andere ersetzen, aber ich denke, das ist der Mantel der Wahl für jeden, der im Public-Markets-Geschäft expandieren will, zumindest für die kommenden zehn Jahre“, wird ein namentlich nicht genannter Manager eines europäischen Vermögensverwalters zitiert.

Nachhaltige Investments sind dagegen in den Hintergrund gerückt. Wollten ihnen im vergangenen Jahr noch 48% Vorrang einräumen, so waren es dieses Jahr nur noch 37%. Diese Verschiebung geht vor allem auf eine Neuorientierung von US-Vermögensverwaltern zurück. Dort gaben nur noch 22 (i.V. 43)% an, das Thema genieße eine hohe Priorität. Für den Vertrieb solcher Produkte werden dagegen in erster Linie institutionelle und Wealth-Kunden aus Europa ins Visier genommen.