KOMMENTAR

Bank der Extreme

Noch Anfang 2018 stand die Option einer Abwicklung der HSH Nordbank im Raum. Die nach dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise 2009 mit Kapital- und Bürgschaftshilfen der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein von 13 Mrd. Euro vor dem Zusammenbruch bewahrte...

Bank der Extreme

Noch Anfang 2018 stand die Option einer Abwicklung der HSH Nordbank im Raum. Die nach dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise 2009 mit Kapital- und Bürgschaftshilfen der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein von 13 Mrd. Euro vor dem Zusammenbruch bewahrte Landesbank galt nicht zuletzt infolge der sich anschließenden schweren Schifffahrtskrise lange als unverkäuflich. Doch weitestgehend von Altlasten befreit, mit deren Abwicklung sich die staatlichen Ex-Träger des Instituts noch über Jahre hinweg beschäftigen müssen, erweckt das einst als “Skandalbank” verschriene Institut nach Übernahme durch Private-Equity-Investoren um Cerberus und J.C. Flowers vor knapp zwei Jahren mittlerweile den Eindruck, als könnte sie sich zu einem Musterbeispiel geglückter Restrukturierung im deutschen Bankenmarkt entwickeln. Von einem Extrem zum anderen.Noch steht der Abschluss der ersten Privatisierung einer Landesbank in Deutschland aus. Die Rezession infolge der Covid-19-Pandemie bedeutet in einer kritischen Phase für die Hamburg Commercial Bank (HCOB) Gegenwind, der in Stärke und Dauer bislang nicht zu bestimmen ist. Dabei muss das Institut bis spätestens Ende nächsten Jahres die Voraussetzungen für den Wechsel von der Institutssicherung der Sparkassen-Finanzgruppe in den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) erfüllen.Doch die Zuversicht, mit der der Bankvorstand davon ausgeht, 2022 wie geplant ein Aufwand-Ertrags-Verhältnis von 40 % zu erreichen und bei einer im deutschen Markt nicht weit verbreiteten Eigenkapitalrendite von mehr als 9 % die Kapitalkosten zu verdienen, erscheint nicht unbegründet. Die Kapitalausstattung liegt bei einer Kernkapitalquote von mehr als 20 % deutlich über dem Schnitt anderer Institute mit besseren Ratings. Die Engagements in von der Pandemie stark betroffene Branchen sind offenbar überschaubar und gut abgeschirmt. Die Bank baut Kreditrisiken ab, setzt die massive Reduzierung operativer Kosten fort und schafft unter anderem durch selektives Neugeschäft und niedrigere Refinanzierungskosten höhere Margen. Sollte die Restrukturierung der HCOB auch dank der Expertise der neuen Anteilseigner wie geplant gelingen, wäre das für den von der Nullzinslandschaft gestressten deutschen Bankenmarkt ein interessantes Signal.