Digitalisierung

Banken erwarten Durchmarsch von Big Tech

Führungskräfte im Bankensektor erwarten eine wachsende Konkurrenz durch Unternehmen wie Google und Amazon. Schon in fünf Jahren könnte Big Tech den größten Teil des Marktes auf sich vereinen.

Banken erwarten Durchmarsch von Big Tech

bn Frankfurt

– Im Bankensektor richten sich Führungskräfte weltweit auf einen Durchmarsch von Big Tech in den kommenden Jahren ein. In einer Umfrage des Cloud-Banking-Plattformanbieters Mambu und der „Financial Times Focus“ unter über 500 leitenden Bankmanagern, die am heutigen Dienstag veröffentlicht wird, haben rund drei von vier Befragten, konkret 74%, die Erwartung geäußert, dass Technologieunternehmen wie Amazon und Google schon in den nächsten fünf Jahren den größten Marktanteil im Bankensektor auf sich vereinigen werden.

Rund zwei Drittel (67%) äußern die Erwartung, dass sie in den kommenden zwei Jahren Marktanteile verlieren werden, falls sie sich nicht digital transformieren, und 58% rechnen sogar damit, dass ihr Institut binnen fünf bis zehn Jahren vom Markt verschwinden wird, wenn es sein Geschäftsmodell nicht ändert. Für die EMEA-Region (Europa, Naher Osten & Afrika) liegt dieser Wert mit 60% sogar noch ein wenig höher.

 Die Ergebnisse der Studie „Evolve or be extinct“ verdeutlichten, so die Autoren, dass Banken ihr Produktportfolio dringend modernisieren und jetzt verstärkt in ihr digitales Dienstleistungsangebot investieren müssten. Entsprechend planen zwei Fünftel (40%) der Befragten, nach der Pandemie auf ein modernes plattformbasiertes System umzusteigen, und wollen mit Drittanbietern zusammenarbeiten, um Plug-and-Play-Bankdienstleistungen zu entwickeln, die auf flexiblen, unabhängigen Systemen laufen. Die Umstellung auf eine moderne plattformbasierte Struktur in Verbindung mit Investitionen in Datenkapazitäten seien Schlüsselfaktoren, mit denen sich digital hoch entwickelte Unternehmen vom Rest des Bankensektors abheben würden, unterstreicht Mambu, die selbst eine Cloud-Banking-Plattform anbietet, ihren Hauptsitz in Berlin hat und eigenen Angaben zufolge mit 1,7 Mrd. Dollar bewertet wird.

Während zukunftsorientierte Unternehmen wie Fintechs, Challenger-Banken und fortschrittliche traditionelle Finanzdienstleister die Vorteile der digitalen Transformation bereits erkannt hätten, würden veraltete Vorstellungen vom Bankwesen gleichzeitig die Entwicklung bremsen – und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der ESG-Ziele (Environmental, Social and Corporate Governance) und die Customer Experience zu den wichtigsten Wachstumsfaktoren der Zukunft gehörten, mahnt Mambu. Mehr als vier Fünftel (81%) der Führungskräfte im Privatkundengeschäft stimmen der Studie zufolge ausdrücklich zu, dass veraltete Denkweisen durch eine progressive soziale Zielsetzung ersetzt werden müssen, um eine nachhaltige Wachstumsstrategie zu gewährleisten.

Immerhin bewegt sich etwas, wie die Studie zeigt. So bezeichnen fast 25% der Entscheidungsträger im Bankenwesen ihre digitale Strategie als „im Entstehen“ oder „explorativ“. Die Hälfte der Befragten (53%) hat aber erkannt, dass sie möglicherweise ihre Ziele bei der Transformation verfehlen wird.  Außerdem zeigt sich, dass Banken gegenüber Investitionen in neue Technologien offen sind. So wollen Banken in der EMEA-Region deutlich ihre Ausgaben in den Bereichen Big Data (25%), künstliche Intelligenz (KI) (36%) und Blockchain (19%) erhöhen.

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