Immobilien

Bau­finanzierungen sind beliebter denn je

Private Immobilienfinanzierungen boomen seit vielen Jahren und zuletzt auch beschleunigt. Ein Ende des Wachstums ist vorerst nicht in Sicht, folgert PwC in einer Analyse.

Bau­finanzierungen sind beliebter denn je

fir Frankfurt

– Baufinanzierungen boomen in Deutschland stärker denn je. Das Neugeschäft von Banken und Sparkassen werde in diesem Jahr um rekordhohe 7,3% zulegen und den bisherigen Topwert von 6,6% im vergangenen Jahr überragen, zeigt eine Erhebung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Allein im ersten Halbjahr legte das Neugeschäft im Vergleich mit der ersten Jahreshälfte 2020 um 8 Mrd. auf 170 Mrd. Euro zu. Im gesamten vergangenen Jahr hatte es 273 Mrd. Euro erreicht.

Trend hält an

Das Wachstum des Neugeschäfts in der Baufinanzierung beschleunigt sich seit 2009 Jahr für Jahr. Immobilienkredite seien damit die am schnellsten wachsende Kreditkategorie hierzulande – und die größte: Ende Juli lag der Bestand an Baukrediten PwC zufolge bei 1,44 Bill. Euro. „Angesichts des günstigen Zinsumfelds und der Immobilienpreisentwicklung dürfte das kräftige Wachstum im deutschen Baufinanzierungsgeschäft erst einmal anhalten“, erwartet Tomas Rederer, Partner und Head of Financial Services Management Consulting bei PwC Deutschland. Wann ein Ende des Booms in Sicht komme, sei schwer abzusehen. „Aber selbst wenn das Wachstum nachlässt oder endet, wird fast sicher ein hohes Niveau auf absehbare Zeit anhalten.“

Ausfallrisiken überschaubar

Das starke Wachstum erklärt Rederer mit dem angesichts hoher Sparquoten und weniger attraktiver Anlagealternativen vielen verfügbaren Kapital. Zudem habe die Pandemie vielen Menschen den Wert einer eigenen Immobilie ins Bewusstsein gerückt. Größere Ausfallrisiken bestünden derzeit kaum. „Solange die Immobilienwerte nicht drastisch sinken, sind die aktuellen Kredite gut durch die Immobilien abgesichert“, sagt Rederer. „Aber auch die Liquidität der Privatkunden ist im Schnitt stabil. Unter anderem der starke Arbeitsmarkt reduziert zukünftige Risiken.“

Vom Finanzierungsboom profitieren vor allem Genossenschaftsbanken und Bausparkassen. Seit 2016 konnten Volks- und Raiffeisenbanken ihren Marktanteil um 1,3 Prozentpunkte auf 25,1% steigern, die Bausparkassen um 0,6 Prozentpunkte auf 12,6%. Keine Bewegung zeigt sich bei den Privatbanken. Sie verharren bei 26,6%. Der Anteil der Hypothekenbanken schrumpfte um nahezu die Hälfte: von 4,7% auf 2,5%.

Sparkassen bleiben vorn

Spitzenreiter im Baukreditgeschäft sind nach wie vor die Sparkassen, die allerdings binnen fünf Jahren 0,4 Prozentpunkte einbüßten und nun auf einen Marktanteil von 30,8% kommen. Im Zehnjahresvergleich relativiert sich das Bild jedoch: Gegenüber 2011 stieg der Marktanteil der öffentlich-rechtlichen Institute der Analyse zufolge nämlich um 0,6 Prozentpunkte.

Die Kreditmargen blieben stabil: Zwischen Juli 2020 und Mitte dieses Jahres verminderte sich die Netto-Marge nach Refinanzierungskosten um 0,08 Prozentpunkte auf 1,05%. 2019 betrug sie im Schnitt 1,12%, lag damit aber noch höher als im Jahr zuvor mit 0,98%.