Bayern stärken Sparkassenpräsident den Rücken

Verband fordert standardisierte Prozesse und klare Produktlandschaften - Verwaltungskosten steigen

Bayern stärken Sparkassenpräsident den Rücken

mic München – Die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute in Bayern stärken dem deutschen Sparkassenpräsidenten den Rücken. “Ich finde es richtig, dass Helmut Schleweis treibt und die Themen sehr deutlich anspricht”, sagte Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbandes Bayern, auf der Jahrespressekonferenz: “Wir brauchen deutlich mehr zentrale Elemente.” Nur so könne die Dezentralität und damit der eigentliche Vorteil der Gruppe bewahrt werden.Schleweis hatte die Fusionsdiskussion von DekaBank mit Helaba initiiert und zuletzt eine Zentralisierung von Sparkassenprozessen gefordert. In diesem Projekt “Sparkassen reloaded” könne er kein “Gewurschtel” erkennen, betonte Netzer: “Im Gegenteil, es sind genau die richtigen Fragestellungen.” Die Sparkassen bräuchten standardisierte Prozesse, klare Produktlandschaften und eindeutige Strukturen. Seine Zusage an den Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV): “Wir sind bereit, uns sehr konstruktiv einzubringen und auch Dinge abzugeben.”Netzer, der sein Amt Ende 2020 an einen noch nicht benannten Nachfolger übergibt, teilte nicht den Eindruck, dass die Initiativen die Gruppe überforderten. Wenn man die Marktführerschaft verteidigen wolle, habe man keine Zeit mehr, die Veränderungen zu strecken: “Wir stoßen langsam mit unseren Effizienzmaßnahmen immer öfter an Grenzen.” Die Sparkassen in Bayern meldeten für das vergangene Jahr erstmals seit dem Jahr 2015 einen Anstieg des Verwaltungsaufwands.Netzer forderte daher ein hohes Tempo. “Das muss jetzt schleunigst in einem internen, sicherlich kontroversen Kampf geklärt werden”, sagte er mit Blick auf die Aufgabenverteilung zwischen Sparkassen, Regionalverbänden und DSGV. Sein Verband habe vorgelegt, indem er das Thema Banksteuerung für Schleswig-Holstein bearbeite. Netzer bekräftigte sein Angebot aus einem Interview mit der Börsen-Zeitung (vgl. BZ vom 1. Februar), dass die Bayern Kompetenzen abgeben würden. Dafür müssten aber die anderen Verbände deutlich sagen, dass sie Aufgaben übernehmen wollten: “Da habe ich bisher nichts gehört.”Auch in der Diskussion über DekaBank/Helaba habe man nicht ewig Zeit, betonte Netzer. “Ich sehe ein klares Zielbild”, sagte er. Wertpapierhaus, Unternehmensbank, Immobilienbereich und zentrale Dienste wie Zahlungsverkehr gehörten zur neuen Einheit. Darüber hinaus müsse es einen Teil geben, der zusätzlich Erträge erwirtschafte, um weiter Eigenkapital aufbauen zu können.Netzer zeichnete ein düsteres Bild der wirtschaftlichen Zukunft der Sparkassen in Bayern: “Wir verlieren nochmals einen kräftigen Brocken beim Zinsüberschuss.” In wenigen Jahren werde er von 1,5 % auf 1,2 % der Bilanzsumme sinken. Wie sich errechnen lässt, senkt dies das Betriebsergebnis vor Bewertung um rund 700 Mill. Euro. Dies entspricht gut 40 % des Ergebnisses 2019.Für das laufende Jahr allerdings zeigte sich der Sparkassenverband Bayern vergleichsweise optimistisch. Die 64 Sparkassen würden ein Ergebnis ausweisen können, das in absoluten Zahlen nicht weit von jenen der Vorjahre entfernt sei. Vizepräsident Roland Schmautz erklärte einen voraussichtlichen guten Zinsüberschuss mit der Fälligkeitsstruktur zinstragender Aktiva.Das Ergebnis 2019 der Sparkassen Bayerns ist zwiegespalten. Einerseits stieg der Überschuss um ein Drittel auf den 441 Mill. Euro – dieses Niveau wurde seit vielen Jahren nicht mehr erreicht. Allerdings sorgten dafür Zuschreibungen infolge des guten Börsenjahres. Zuführungen zur Kreditrisikovorsorge wurden zum zweiten Mal in Folge notwendig, wenngleich in geringer Höhe. Quote auf RekordtiefAnderseits sank der Gewinn operativ um 3 % auf 1,6 Mrd. Euro (siehe Tabelle), so dass das Betriebsergebnis vor Bewertung auf das Rekordtief von 0,75 % (i.V. 0,81 %) der Bilanzsumme sank. Selbst im Finanzkrisenjahr 2008 waren 0,83 % erreicht worden. Der jüngste Einbruch wurde getrieben auch von einem um 6 % erhöhten Sachaufwand, der relativ und absolut stärker als die Personalkosten stieg. Der Einbruch des Zinsüberschusses (1,7 %) trotz stark gestiegenen Kreditvolumens konnte durch das höhere Provisionsergebnis (6 %) mehr als ausgeglichen werden.Die Gesamtkapitalquote betrug nur 16,6 %. 2018 hatte der Verband einen Zielwert von 19 % genannt. – Wertberichtigt Seite 8