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Bernhard Hafner 70

ski - Die Erfolgsgeschichte der ING-DiBa wird längst unter Federführung seines Nachnachfolgers als Vorstandsvorsitzender, Roland Boekhout, fortgeschrieben. Zuvor waren entscheidende Kapitel dieser Geschichte von 2003 bis 2010 unter der Ägide von Ben...

Bernhard Hafner 70

ski – Die Erfolgsgeschichte der ING-DiBa wird längst unter Federführung seines Nachnachfolgers als Vorstandsvorsitzender, Roland Boekhout, fortgeschrieben. Zuvor waren entscheidende Kapitel dieser Geschichte von 2003 bis 2010 unter der Ägide von Ben Tellings entstanden. Die Fundamente aber für den Um- und Ausbau einer unscheinbaren Briefbank zu einer der größten deutschen Privatkundenbanken mit heute mehr als 7,8 Millionen Kunden hat einst der erste “Mister Direct Banking” gelegt: Bernhard Hafner.Hafner war 1991, von der Commerzbank kommend, in den Vorstand der – so die ursprüngliche Firmierung – BSV: Bank für Sparanlagen und Vermögensbildung eingetreten. Das auch als “Leber-Bank” bekannte Institut, so genannt nach seinem “Vater”, dem damaligen Baugewerkschaftsvorsitzenden und späteren Bundesminister Georg Leber, war 1965 zu dem Zweck gegründet worden, Verträge nach dem “312-Mark-Gesetz” zur Vermögensbildung der Arbeitnehmer zu verwalten. Der Markteintritt dieses Störenfrieds sorgte seinerzeit in der Hautevolee des Kreditgewerbes zwar für ziemlich viel Wirbel – die argwöhnte einen Missbrauch “gewerkschaftlicher Machtmittel” -, doch dümpelte das Geschäft der Gewerkschaftsbank halt so vor sich hin, und die etablierten Branchengrößen mussten sich nicht wirklich vor dem Neuling fürchten.Dann kam Bernhard Hafner. Unter der Regie des neuen Sprechers (1993) bzw. Vorsitzenden des Vorstands (1996) wurde die DiBa Allgemeine Deutsche Direktbank, wie sie zwischenzeitlich hieß, als Vollbank neu erfunden. Diese hatte einerseits eine recht überschaubare Palette einfacher Produkte, andererseits deckte sie mit ihrem Finanzdienstleistungsangebot den alltäglichen Privatkundenbedarf weitgehend ab. Zudem fiel der Pionier am hierzulande jungen Direktbankenmarkt mit Innovationen wie einem damals verzinsten Girokonto und vergleichsweise kundenfreundlichen Konditionen auf und machte so der alteingesessenen Konkurrenz durchaus das Leben schwerer. Tante Emma und HightechKontaktieren konnte man die Bank schon lange vor dem beginnenden Siegeszug des Internets nicht nur telefonisch sowie per Brief oder Fax, sondern nicht zuletzt auch online, nämlich über Bildschirmtext (Btx). Nur Filialen gab es nicht. Hafner nannte die DiBa einen “Tante-Emma-Laden auf Hightech-Niveau”. In der Amtszeit des studierten Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlers schaffte die von 1998 an sukzessive von der niederländischen ING übernommene DiBa 2002 die erste Million Kunden. Doch wuchs die Bank nicht nur organisch, sondern auch durch Zukäufe: Bank GiroTel (1999) und Entrium Direct Bankers (2003). Die 2002 erworbene Degussa Bank galt von vornherein als Finanzanlage und wurde später an M. M. Warburg weitergereicht.”Für einen Banker ist entscheidend, dass man sich auf ihn, seine Umsicht und auf sein Urteil verlassen kann. Gleich ob man einer Bank sein Geld anvertraut oder ob man sich von ihr Geld leiht – das Wichtigste ist das Vertrauen des Kunden in die Zuverlässigkeit seiner Bank. Vertrauen kann sich nur bilden, wo Wahrheit und Klarheit herrschen – so wie Bernhard Hafner es in seinem Amt verkörpert.” Das schrieb Altbundeskanzler Helmut Schmidt, Namenspatron eines von der ING-DiBa gestifteten Journalistenpreises für verbraucherfreundliche Berichterstattung über Wirtschafts- und Finanzthemen, in einem Buch, das vor zehn Jahren anlässlich des Ausscheidens Hafners aus der DiBa erschienen ist. Am morgigen Samstag vollendet Hafner sein 70. Lebensjahr.