Commerzbank bleibt vorerst unabhängig
Commerzbank bleibt vorerst unabhängig
Berlin bekräftigt Ablehnung der Unicredit-Avance – Orcel schließt Übernahme derzeit aus
lee Frankfurt
Im Abwehrkampf gegen Unicredit hat Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp augenscheinlich die Oberhand behalten. Am Mittwoch verdichteten sich jedenfalls auf beiden Seiten der Alpen die Anzeichen dafür, dass es in absehbarer Zeit kein Übernahmeangebot aus Mailand geben wird.
Kein Mehrwert bei aktuellem Kursniveau
Unicredit sei „weit entfernt“ davon, ein öffentliches Übernahmeangebot für die Commerzbank zu lancieren, sagte CEO Andrea Orcel dem TV-Sender CNBC. Dies begründete er mit dem starken Anstieg der Börsenbewertung der zweitgrößten privaten Bank Deutschlands. Auf dem gegenwärtigen Preisniveau würde die Übernahme keinen zusätzlichen Wert schaffen.
Steiler Kursanstieg
Seit Jahresbeginn hat der Aktienkurs der Commerzbank beinahe 80% an Wert zugelegt. Neben der Übernahmefantasie, die den Titel seit der Anschleichattacke der Italiener im vergangenen Herbst beflügelt hatte, dürfte dafür vor allem die Überarbeitung der Renditeziele verantwortlich sein. Das Institut verlagert unter anderem mehrere Tausend Stellen ins Ausland, um die Kosten zu reduzieren. Auf diese Weise soll die Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) von derzeit 9,2% bis 2028 auf 15% steigen. Die Aktionäre sollen daran teilhaben: Bis Ende 2028 plant das Institut, rund 4,2 Mrd. Euro an Kapital zurückzugeben.
Dennoch konnte sich Orcel einen Seitenhieb auf den betriebswirtschaftlichen Erfolg des Wettbewerbers offenbar nicht verkneifen. „Unserer Meinung nach hat der Aktienkurs zuletzt die Fundamentaldaten weit hinter sich gelassen“, sagte er dem Fernsehsender.
Widerstand der Bundesregierung
Derweil bekräftigte die Bundesregierung, dass sie eine Übernahme der Commerzbank durch Unicredit aus wirtschaftspolitischen Überlegungen ablehnt. Die Frage, ob die Commerzbank auch in den Händen des Wettbewerbers ihre Eigenständigkeit behalten könne, stelle sich derzeit nicht, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums der Nachrichtenagentur Reuters. „Ein solches Szenario gibt es aktuell nicht.“
Der Blick der Bundesregierung sei nicht nur kartellrechtlich, sondern wirtschaftspolitisch. „Und da müssen wir ganz klar sagen, wir setzen auf starke eigenständige Banken in Deutschland, vor allen Dingen, wenn sie Systemrelevanz haben“, betonte der Sprecher. Man schaue auch auf das Wohl der Beschäftigten bei der Commerzbank. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) seien sich bei diesem Thema einig, betonten der Sprecher des Finanzministeriums und der stellvertretende Sprecher der Bundesregierung. Klares Ziel der Regierung sei die Umsetzung der EU-Kapitalmarktunion.