Bankenkonsolidierung

Crédit Agricole nimmt BPM ins Visier

Italiens Bankenlandschaft steht womöglich vor dem nächsten Konsolidierungsschritt. Im Zentrum der Diskussionen steht die Bank BMP.

Crédit Agricole nimmt BPM ins Visier

Konsolidierung in Italiens Bankenlandschaft

Crédit Agricole nimmt
BPM ins Visier

Bankenkonsolidierung in Italien geht weiter

Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand

Nach der Bankenkonsolidierung ist in Italien vor der Bankenkonsolidierung. Die Mediobanca wird seit dem 22. September zu 86,3% von der Monte dei Paschi di Siena (MPS) kontrolliert. Eine Verschmelzung und ein Delisting sind wahrscheinlich.

Jetzt stellt sich die Frage nach der Zukunft der bisher drittgrößten italienischen Bank BPM, die künftig nur noch die Nummer vier im Land ist. CEO Giuseppe Castagna hält ein Zusammengehen mit der italienischen Tochter des französischen Crédit Agricole (CA) für die „klarste Option“. Allerdings müsste Italiens Regierung einem solchen Vorhaben zustimmen.

Ein Zusammengehen mit dem Credit Agricole Italia, der im Laufe der letzten Jahre durch den Erwerb der Regionalbank Creval sowie diverser Sparkassen und des früheren Unicredit-Vermögensverwalters Pioneer zur sechstgrößten Bank Italiens geworden ist, hätte Charme.

Die französische Mutter ist mit einem Anteil von 20% sowie mehreren Abkommen im Bereich Schadenversicherung und Konsumentenkredite bereits ein zentraler Akteur bei der BPM. Die Franzosen haben bei der Europäischen Zentralbank (EZB) um die Genehmigung für eine weitere Aufstockung nachgesucht.

Drittgrößtes Filialnetz

Denkbar ist, dass die BPM, die an der Börse derzeit mit 18,8 Mrd. Euro bewertet ist, zunächst die Credit Agricole Italia erwirbt, die mit 5,5 Mrd. Euro bewertet wird. Der CA könnte dann bis zu 35% der Anteile an der BPM kontrollieren. Der Crédit Agricole kontrolliert 76% der Anteile des Credit Agricole Italia.

Aus Sicht von Equita ergäbe eine solche Konstellation Sinn. Mit dann 2500 Geschäftsstellen hätte ein solches Gebilde das drittgrößte Filialnetz im Land und wäre der zweitgrößte Kreditgeber. CA soll die Deutsche Bank und Rothschild als Berater engagiert haben, die BPM Citi und Lazard.

Aber das ist nicht die einzige Option für die BPM. Kepler Cheuvreux weist auf die Unsicherheit im Hinblick auf die Governance hin. Denn Rom hat über die Golden-Power-Regelung ein gewichtiges Wort mitzureden. Die Regierung könnte etwas gegen eine zu starke Rolle der CA haben. Dies gilt umso mehr, als die BNP Paribas-Tochter mit der BNL ebenfalls eine italienische Bank kontrolliert.

Für denkbar hält Castagna auch ein Szenario mit der teilstaatlichen Monte dei Paschi, an der die BPM mit 9% beteiligt war und an der neuen MPS-Mediobanca 4,5% der Anteile hält. Damit entstünde eine große italienische Finanzgruppe aus MPS, Mediobanca, BPM und womöglich der Versicherung Generali, an der die MPS nun mit 13,2% beteiligt ist.

Zusammen mit ihren Großaktionären Caltagirone und Delfin (Familie Del Vecchio) kontrolliert die MPS 30% an dem Versicherer. Dazu kommen mit ihr befreundete Anteilseigner wie die Familie Benetton. Die Regierung, Caltagirone und Delfin können ein geplantes Joint Venture mit der französischen Natixis, das bereits Verspätung hat, verhindern.

Der CA lässt sich einstweilen nicht in die Karten schauen. Man habe Geduld und sei glücklich mit der BPM-Beteiligung, die ad equity konsolidiert werde, heißt es bei dem Institut.

Unicredit reduziert

Unterdessen ist das Szenario eines neuen Unicredit-Angebots für die BPM wohl vom Tisch. CEO Andrea Orcel hatte die Offerte zurückgezogen, nachdem Rom die geplante Übernahme mit sehr strengen Auflagen verbunden hatte.

Der Unicredit-CEO erklärte jetzt, es seien keine neuen Übernahmen in Italien geplant. Man wolle organisch wachsen. Orcel hat die Beteiligung an der Generali deutlich reduziert: Von 6,7% auf derzeit 2%.