EURO FINANCE WEEK

Dabei sein ist alles

Bestimmt hätten die Hochkaräter auf dem Podium eigentlich anderes zu tun, als hier einen Vortrag zu halten oder Talkshow zu machen. Derweil erscheint aus Sicht des Publikums der Nachrichtenwert überschaubar und der Unterhaltungswert so lala....

Dabei sein ist alles

Bestimmt hätten die Hochkaräter auf dem Podium eigentlich anderes zu tun, als hier einen Vortrag zu halten oder Talkshow zu machen. Derweil erscheint aus Sicht des Publikums der Nachrichtenwert überschaubar und der Unterhaltungswert so lala. Manches, was geboten wird, ist geradezu banal. Etwa wenn die CEOs – im Fall der Deutschen Bank vertretungsweise der CFO – führender Banken und der Deutschen Börse in je einer Minute ihr Geschäftsmodell darstellen sollen, und das vor einem Fachpublikum. Ob eine große Neuigkeit – vielleicht eine europäische Bankenfusion? – just auf einer Finanztagung im Congress Center Messe verkündet würde? Auch dass die Banken ihr Geschäftsmodell angeblich ändern müssen, hört man von Notenbankern nicht zum ersten Mal (und ist gleichwohl nicht davon überzeugt). Der x-te Rechtfertigungsversuch der EZB für ihre bizarre Geldpolitik ist ebenfalls nicht mehr übermäßig originell.Dennoch sind die Säle proppenvoll und auch die Konferenzen mit Rednern und Diskutanten aus der zweiten Reihe noch sehr gut besucht. Die Promi-Dichte ist auf der Bühne wie im Auditorium hoch. Gestern etwa, am Tag der Aufseher, traten fast alle an, die in Europas Bankenregulierung Rang und Namen haben. Auch die enorme Medienpräsenz spricht dagegen, dass das Format unter Abnutzungserscheinungen leidet: In Frankfurt ist Euro Finance Week, die 19.! Anscheinend kann und will niemand aus der Branche und ihrem Umfeld, der etwas auf sich hält, riskieren, nicht dabei gewesen zu sein. Klar, man hat ja auch reichlich Gesprächsstoff, mehr als in früheren Jahren. Und nicht wenige meinen, was auf dem Podium geredet werde, sei gar nicht so entscheidend. Auf die Kontakte am Rande, auf das Networking komme es an.Was bei der Aufzählung der Assets unseres Finanzplatzes oft vergessen wird: Frankfurt hat eine einschlägige Veranstaltungskultur. Die Euro Finance Week, das größte Treffen der Finanzwirtschaft in Europa, ist nur ein Beispiel. Die “Handelsblatt”-Tagung “Banken im Umbruch” fand jüngst zum 21. Mal statt (und jetzt sind die Banken wirklich im Umbruch). Die Tradition des von der Börsen-Zeitung veranstalteten Deutschen Börsentages bzw. Eurobörsentages reicht sogar bis 1992 zurück, der Finanzplatztag der WM Gruppe, in der diese Zeitung erscheint, feiert 2017 sein Zehnjähriges, der Retail-Bankentag wird schon 15. Und das Haus ist immer voll. Die Finanzplatzakteure treffen sich in Frankfurt und reden miteinander, auch die Big Shots nehmen sich die Zeit dafür – ein Standortfaktor, der nicht hoch genug geschätzt werden kann.