IM GESPRÄCH: CHRISTIANE LAIBACH

DEG forciert Impact Investing

Förderbank misst umfassend die Wirkung ihrer Finanzierungen - Private Investoren mit im Boot

DEG forciert Impact Investing

Sechzig internationale Investoren haben im April Grundsätze der Weltbank für wirkungsorientiertes Investieren unterzeichnet. Die KfW-Tochter DEG setzt Impact Investment in ihremPortfolio konkret um. Das Interesse von privaten Kapitalsammelstellen ist groß. Von Antje Kullrich, KölnWelche Wirkung erzielen wir mit unseren Finanzierungen? Die Frage stellt sich die Förderbank DEG ganz systematisch. Die KfW-Tochter, die in Entwicklungs- und Schwellenländern investiert und Darlehen vergibt, misst als eine von ganz wenigen Finanzinstitutionen die soziale, nachhaltige und ökologische Wirkung ihrer Geschäfte umfassend und lückenlos. “Wir gehören zu den Vorreitern und sehen uns auch unter Entwicklungsfinanzierern weit vorne”, sagt DEG-Chefin Christiane Laibach im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Bank mit ihren ganz speziellen Märkten macht Impact Investing damit konkret.Die DEG führt vor, wie der kürzlich verabschiedete Prinzipienkatalog der Weltbank in die Tat umgesetzt werden kann. Insgesamt 60 Investoren – sowohl private Investmentgesellschaften als auch öffentliche Förderbanken – hatten im April Grundsätze für das wirkungsorientierte Investieren (Impact Investing) unterzeichnet. Neben internationalen Adressen wie Amundi, Credit Suisse, UBS oder KKR war die DEG die einzige Unterzeichnerin aus Deutschland. “Wir beschäftigen uns schon länger mit der Frage: Was erreichen wir eigentlich mit dem, was wir tun?”, erläutert Laibach. Scoring-System entwickeltDie DEG hat ein Scoringsystem aufgestellt, um jedes einzelne Investment nach Wirkung zu bemessen. Fünf Kriterien hat die Bank definiert, bei denen ihre Finanzierungen einen Unterschied machen sollen: Es geht um faire Beschäftigung, die Steigerung lokaler Einkommen, die Entwicklung von Märkten und Sektoren – wenn die Finanzierungen zum Beispiel Energie, Mobilität oder andere Infrastrukturen fördern -, Umweltverträglichkeit und den Nutzen für die lokalen Gemeinden. Für diese Kategorien werden Punkte vergeben und diese dann zusammengezählt. Die DEG messe zu Beginn eines Investments und am Ende, erläutert Laibach. Dazu kommen Berichtspflichten der Kunden, die jährlich Informationen und Daten zum aktuellen Stand liefern müssen. Damit könne die Bank schon früh Entwicklungen erkennen und gegebenenfalls eingreifen, sagt Laibach. Denn die Unternehmenskunden in Entwicklungs- und Schwellenländern benötigen neben der reinen Finanzierung auch oft Beratung. Die DEG betreibt einen Business Support Service und will diese Dienstleistungen nach Angaben von Laibach auch noch ausbauen.Die Wirkungsmessung der DEG lässt sich in Zahlen gießen: Im vergangenen Jahr beschäftigten die von der DEG finanzierten Unternehmen 1,7 Millionen Menschen. Davon wurden 490 000 Arbeitsplätze seit Beginn der Finanzierung neu geschaffen. Die Unternehmen haben insgesamt rund 80 Mrd. Euro lokale Einkommen generiert. Die DEG zählt nicht nur Gehälter, sondern auch zum Beispiel gezahlte Steuern dazu. Die Unternehmen im DEG-Portfolio produzierten 41 Terawattstunden grünen Strom, der für die Versorgung von 37 Millionen Menschen reicht. Damit wurden knapp 20 Mill. Tonnen CO2 eingespart. Fast 85 % der DEG-Kunden engagieren sich gemeinnützig zum Beispiel für Bildung und Gesundheit. Interesse steigtImpact Investing wird für viele Kapitalanleger zum Thema. Die Initiative Global Impact Investing Network bezifferte Anfang April das aktuelle Anlagevolumen, dessen Wirkung nicht nur unter reinen Renditegesichtspunkten gemessen wird, auf 502 Mrd. Dollar weltweit. Auch die DEG registriert wachsendes Interesse: “Wir haben viele Gespräche mit privaten Kapitalsammelstellen, die an unserer Expertise interessiert sind”, sagt Laibach. “Wir denken über Kooperationen nach.”Die DEG begrüßt es, wenn sie private Investoren bei ihren eigenen Projekten mit ins Boot holen kann. Die Bank arbeitet außerdem mit Private-Equity-Häusern zusammen, die sich auf Engagements in Schwellen- und Entwicklungsländern spezialisiert haben. Partner sind zum Beispiel der afrikanische Finanzinvestor Adenia Capital oder Leapfrog Investments. Die 2007 gegründete Leapfrog bezeichnet sich selbst als größten rein auf Impact-Investitionen ausgerichteten Private-Equity-Manager. Ihr jüngster im Frühjahr aufgelegter Fonds mit 700 Mill. Dollar gilt als weltweit größter Impact-Fonds bisher. Investoren waren neben der Weltbank-Tochter IFC als Hauptinvestorin unter anderem Axa XL, Hannover Rück, Zurich, Admiral, Merck Co., die DEG oder die Rockefeller Foundation.Die DEG übernimmt bei anderen Private-Equity-Fonds ähnlich wie die Weltbank-Tochter IFC ebenfalls teilweise die Rolle der Ankerinvestorin. “Das wirkt auf andere private Investoren dann häufig wie ein Gütesiegel”, sagt Laibach.Und auch bei den Unternehmenskunden der DEG in Afrika, Asien oder Lateinamerika stößt das Thema Impact Investing auf zunehmende Resonanz. Laibach hat dafür eine ganz ökonomische Erklärung: “Die Unternehmen begreifen, dass gewisse soziale und ökologische Standards mittlerweile eine Voraussetzung sind, um in internationale Lieferketten eingebunden zu werden.”