WIRECARD

Der richtige Weg

Baut Wirecard Luftschlösser? Diese Frage drängt sich auf, wenn man die neuen Anschuldigungen der "Financial Times" (FT) gegenüber dem aufstrebenden Zahlungsabwickler für bare Münze nimmt. Wirecard, eine gigantische Betrugsmaschine, die versucht,...

Der richtige Weg

Baut Wirecard Luftschlösser? Diese Frage drängt sich auf, wenn man die neuen Anschuldigungen der “Financial Times” (FT) gegenüber dem aufstrebenden Zahlungsabwickler für bare Münze nimmt. Wirecard, eine gigantische Betrugsmaschine, die versucht, Anleger, Aktionäre und die Öffentlichkeit mit geschönten, aufgeblähten Umsatz- und Ergebniszahlen hinters Licht zu führen? Die Glaubwürdigkeit des Unternehmens, das vor über einem Jahr in den Dax aufgestiegen war, steht auf dem Spiel. Insofern war die Entscheidung der Konzernverwaltung, KPMG in dem jüngsten Fall mit einer Sonderprüfung zu beauftragen, überfällig. Wenige Tage zuvor weigerte sich noch der Aufsichtsratsvorsitzende Wulf Matthias, einen solchen Schritt zu unternehmen. Das wäre ein Fehler gewesen. Jetzt hat er zumindest die Zeichen der Zeit erkannt.Mit einer umfangreichen Aufklärung hat Wirecard nun die Chance, die Vorwürfe der britischen Tageszeitung auf großer Bühne zu widerlegen. Vorstandschef und Firmengründer Markus Braun ist sich ohnehin sicher, dass sich die Darstellungen der FT mit der Urteilskraft eines externen Gutachters in Form einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft als falsch herausstellen werden. Ansonsten wäre er wohl kaum mit dieser Entscheidung vorgeprescht. Braun wirft sein ganzes Gewicht in die Waagschale, damit die Investoren seinem Geschäftsmodell mehr Vertrauen schenken.Im Umkehrschluss heißt das: Sollte KPMG entgegen den Erwartungen des CEO Unregelmäßigkeiten – in welchem Umfang auch immer – doch entdecken, wäre der Österreicher an der Spitze des einstigen Start-up kaum zu halten. Das würde ein Kursbeben auslösen und dem Renommee der deutschen Börsen-Oberliga insgesamt schaden.Vorstand und Aufsichtsrat versuchen, aus ihren Schnitzern in der Vergangenheit Lehren zu ziehen. Mit mehr Transparenz in der Kommunikation nach außen können Braun und seine Mannschaft dazu beitragen, dauerhaft Vertrauen zu schaffen. Das war bisher das Manko von Wirecard. Uneingeschränkte Testate des Abschlussprüfers Ernst & Young für die Geschäftsberichte der vergangenen Jahre reichten nicht aus, auf dieser Ebene Wirecard über jeden Zweifel erhaben erscheinen zu lassen.Die Kursturbulenzen im Winter, im Frühjahr und in der vergangenen Woche, ausgelöst durch Berichte der FT, widerlegten dies anschaulich. Wirecard war jetzt zum Handeln gezwungen, um weiteren Schaden abzuwenden. Mit der vertrauensbildenden Maßnahme geht Wirecard in der Fehde mit der Zeitung nun den richtigen Weg.