Deutschlands IPO-Markt lässt deutliche Lebenszeichen erkennen

Erfahrenes Managementteam ist in allen Phasen des Börsengangs entscheidend

Deutschlands IPO-Markt lässt deutliche Lebenszeichen erkennen

Gute Ideen brauchen Kapital. Für viele Unternehmen ist deshalb der Zugang zu Kapital ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, ausreichende finanzielle Mittel sind Grundvoraussetzung für erfolgreiches Wirtschaften. Die Entwicklung neuer Produkte, die Erschließung neuer Märkte und Sektoren und der Ausbau von Ressourcen kosten nun einmal Geld, häufig viel Geld. Unternehmen denken deshalb über Optionen in der Eigenkapitalfinanzierung nach. Zu den relevanten Finanzierungsquellen zählt auch der organisierte Kapitalmarkt, die Börse.Weltweit gingen im ersten Halbjahr 2015 nun 631 Unternehmen an die Börse, das waren 6 % mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. In Europa haben 122 Unternehmen ihren Börsengang erfolgreich umgesetzt. Besonders aktiv waren Private-Equity- und Venture-Capital-Investoren, die zahlreiche Portfoliounternehmen an die Börse führten. Auf dem europäischen Gesamtmarkt entfielen 26 % der IPOs auf solche Transaktionen.Ursache ist die gestiegene Attraktivität der Exitoption IPO im Vergleich zum Trade Sale oder dem Verkauf an strategische Investoren. Mit einem Anteil von 13 % aller umgesetzten Exitoptionen erreicht der Börsengang als Exitweg ein Rekordhoch. Getragen wird diese Entwicklung unter anderem von hohen Bewertungsniveaus. Zudem lässt der gesunkene Eurokurs im Vergleich zum US-Dollar das Investoreninteresse am Euroraum wachsen.Der deutsche IPO-Markt gibt kräftige Lebenszeichen von sich: Insgesamt gab es im ersten Halbjahr fünf Initial Public Offerings in Deutschland. Diese hatten ein Gesamtvolumen von 1,4 Mrd. Euro. Viele Unternehmen befinden sich noch in der Pipeline.Von institutionellen Investoren werden immer wieder fünf Faktoren für einen erfolgreichen Börsengang genannt: das richtige Team, eine starke Unternehmensgeschichte, ein attraktiver Preis, der richtige Zeitpunkt und die interne IPO-Readiness. Ein erfahrenes Managementteam ist entscheidend in allen Phasen des Börsengangs. Die Umsetzung des Börsengangs wird von mehreren Schultern des internen und externen IPO-Teams getragen.Dabei bedeutet der Gang an die Börse einen Wandel auf verschiedenen Ebenen im Unternehmen. Ein effektives internes IPO-Projektmanagement ist bei Vorbereitung der internen Strukturen, Prozesse und neuen Funktionen entscheidend. In der Umsetzungsphase zeichnen Investmentbanken verantwortlich für die Vermarktung und Platzierung von Aktien. Sie nehmen damit neben Anwälten, IR-Agenturen und Wirtschaftsprüfern eine essenzielle Rolle beim Zugang zu Kapital bei internationalen institutionellen Investoren ein.In der Zeit danach unterstützen sie bei weiteren Inanspruchnahmen des Kapitalmarkts, zum Beispiel bei Kapitalerhöhungen und Umplatzierungen. Sie organisieren Roadshows und versorgen den Markt mit aktualisierten Analystenstudien. Doch eine aktuelle Befragung zeigt, dass insbesondere Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von unter 300 Mill. Euro einen schwierigeren Marktzugang bei der Formierung des Bankenkonsortiums haben. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Investmentbanken, die Börsengänge bewerben und platzieren, deutlich zurückgegangen.Der Markt lässt jetzt eine Spreizung mit bekannten globalen Investmentbanken erkennen, die Emissionserlösgrößen von mindestens 500 Mill. Euro begleiten. Viele besonders für mittlere Transaktionsgrößen wichtige Häuser mit entsprechender Platzierungskraft beziehungsweise Abteilungen für Börsengänge reduzierten sich jedoch. Deshalb ist es umso wichtiger für den Finanzplatz Deutschland und für Unternehmen, weiterhin auf IPO-Know-how und Platzierungskraft bei heimischen Konsortialführern beim Marktzugang zugreifen zu können.——Dr. Martin Steinbach, Head of IPO und Listing Services, EY