Krisenbank

Dunkle Wolken um Monte dei Paschi

Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint die Geduld mit der mehrheitlich staatlichen italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) zu verlieren. In einem Brief an das Institut verlangt die Aufsicht Aufklärung über den Zeitplan und die...

Dunkle Wolken um Monte dei Paschi

bl Mailand

Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint die Geduld mit der mehrheitlich staatlichen italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) zu verlieren. In einem Brief an das Institut verlangt die Aufsicht Aufklärung über den Zeitplan und die Modalitäten der geplanten Kapitalerhöhung um 2,5 Mrd. Euro.

Die Krisenbank hängt in der Luft. Die fast schon verzweifelten Bemühungen der Regierung, einen Partner für das Institut, das bis Ende 2021 privatisiert werden muss, zu finden, sind vergebens – obwohl Rom möglichen Käufern Steuergutschriften in Milliardenhöhe verspricht. Der Wunschpartner der Regierung, die HVB-Mutter Unicredit, winkt ab. Der neue CEO Andrea Orcel soll angeblich verlangen, die gleichen Bedingungen zu erhalten wie Intesa Sanpaolo 2017 bei der Übernahme von zwei – allerdings zahlungsunfähigen – Volksbanken: einen negativen Kaufpreis und eine staatliche Milliardenbeigabe für eventuelle Risiken. Nun kam ein zusätzliches Hindernis hinzu: Die Zeitung „Il Sole 24 Ore“ berichtet, der MPS-Versicherungspartner Axa verfüge über eine Put-Option: Bei einem Eigentümerwechsel könne Axa 1 Mrd. Euro verlangen. Abschreckend auf mögliche Käufer wirken auch erhebliche rechtliche Risiken durch Rechtsstreitigkeiten unter anderem wegen angeblicher Bilanzfälschung und Marktmanipulationen in Höhe von 10 Mrd. Euro.

Die Regierung denkt nun offenbar über Alternativlösungen wie eine Zerschlagung der Bank und die Verteilung der einzelnen Bestandteile an diverse Institute wie Unicredit, BPM, die staatliche MCC und Bper oder die Aufspaltung in eine staatliche Bad Bank mit den schlechten Risiken und eine Good Bank nach. Als Option C gilt die Möglichkeit, die EZB um einen Privatisierungsaufschub zu bitten.

Klar ist: Ohne Partner braucht MPS eine Kapitalerhöhung über 2,5 Mrd. Euro, die ursprünglich für das dritte Quartal geplant war. Die Geschäftsführung verschob das Vorhaben kürzlich auf Ende 2021 oder Anfang 2022 und begründete dies mit der verbesserten Geschäftslage. Unter den obwaltenden Umständen müsste der Steuerzahler die Kapitalmaßnahme stemmen. In ihrem Brief verlangt die EZB endlich Klarheit über die Pläne. Eine Aufsichtsratssitzung bei Monte dei Paschi war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet.

Monte dei Paschi war 2017 mit einer staatlichen Kapitalspritze von 5,4 Mrd. Euro „gerettet“ worden und ist seither zu 64% staatlich. Die Bank hat zwar für das erste Quartal 2021 bessere Ergebnisse vorgelegt als erwartet. Doch spricht sie selbst von „erheblichen Unsicherheiten“ hinsichtlich ihres Fortbestands, der auch an die Kapitalerhöhung geknüpft sei.

Als ob es damit nicht schon genug wäre, will Italiens viertgrößte Bank nun Anzeige gegen unbekannt stellen wegen angeblicher Kursmanipulationen ihrer nachrangigen Anleihen, die zuletzt teilweise prozentual zweistellig eingebrochen waren. Unsicherheit besteht auch über den Ausgang des Stresstests Ende Juli: Am Markt wird spekuliert, die Bank könnte bei einem adversen Szenario als das am schlechtesten kapitalisierte Institut Europas abschneiden.