Vorsitzende Szego über den herausfordernden Aufbau der Behörde

Ein Anti-Geldwäsche-Startup namens AMLA

Die neue europäische Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA hat erst vor Kurzem in Frankfurt die Arbeit aufgenommen. Die Vorsitzende Bruna Szego fühlt sich in der herausfordernden Aufbauphase an ein Startup erinnert.

Ein Anti-Geldwäsche-Startup namens AMLA

Anti-Geldwäsche-Startup namens AMLA

Bruna Szego sieht sich beim Aufbau der Behörde vielerlei Herausforderungen ausgesetzt

fir Frankfurt

Die neue europäische Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA hat erst vor Kurzem in Frankfurt die Arbeit aufgenommen. Die Vorsitzende Bruna Szego fühlt sich in der herausfordernden Aufbauphase an ein Startup erinnert, bekundete sie nun. Voll arbeitsfähig soll die AMLA Anfang 2028 sein.

Die Chefin der Anti-Money Laundering Authority (AMLA), Bruna Szego, macht Tempo beim Aufbau der Anti-Geldwäsche-Behörde der EU. Drei Dinge stünden nun ganz oben auf der Agenda, sagte die Italienerin am Donnerstag in Frankfurt: erstens schnell wachsen und neue Mitarbeiter rekrutieren, zweitens die IT-Systeme aufbauen und drittens eine Kommunikationsstrategie mit Stakeholdern wie Aufsichtsbehörden und Öffentlichkeit ausrollen.

Bruna Szego berichtete von den Fortschritten, aber auch Herausforderungen beim Aufbau der AMLA. Foto: International Bankers Forum

Sie verhehlte nicht, dass die Bedingungen, unter denen der Aufbau der Behörde, die die Geldwäschebekämpfung in Europa auf ein höheres Niveau heben soll, alles andere als simpel sind: „Wir stehen vor den Herausforderungen eines Startups. Es ist, als würde man mit einem Flugzeug fliegen, während es noch gebaut wird. Und natürlich will man nicht abstürzen“, bekundete Szego bei den Frankfurter Finanzplatzgesprächen. Geladen hatten das International Bankers Forum, der Verband der Auslandsbanken in Deutschland und der Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte.

Von 30 auf 430 Mitarbeiter

Szego hat Mitte Februar ihr Büro im Messeturm bezogen und die AMLA am 1. Juli offiziell ihre Arbeit aufgenommen. Derzeit seien dort 30 Mitarbeiter beschäftigt, deren Zahl sich bis Ende des Jahres vervierfachen soll. Mit 430 Menschen will die AMLA, so die Planung, schließlich Anfang 2028 voll operativ tätig sein.

Ihre beiden Hauptaufgaben werden dann die direkte Aufsicht über rund 40 grenzüberschreitend tätige Finanzdienstleister mit hohen Geldwäscherisiken sowie die Koordinierung der nationalen Aufsichtsbehörden sein. Dabei handelt es sich um die Financial Intelligence Units (FIU), die von Banken und anderen Verpflichteten abgegebene Meldungen über verdächtige Finanztransaktionen entgegennehmen, auswerten und, sofern sich der Verdacht bestätigt, an die Ermittlungsbehörden weiterleiten. Jedes der 27 EU-Länder muss über eine FIU verfügen.

Die zersplitterten Strukturen in der Geldwäscheprävention in Europa, vor allem im Nichtfinanzsektor, sind einer der Gründe, weshalb es Geldwäscher oft leicht haben. Die AMLA soll dazu beitragen, Missstände zu beseitigen und Geldwäschebekämpfung zu harmonisieren, etwa, indem nationale Aufsichtsbehörden und FIUs stärker zusammenarbeiten. „Unsere Aufgabe ist es nicht, nationale Behörden und FIUs zu ersetzen, sondern wir verbinden sie miteinander, um ein kohärentes, risikobasiertes und wirksames System gegen Bedrohungen aufzubauen“, so Szego.

Unterschiede von Land zu Land

An Herausforderungen mangelt es nicht. Das zeigt sich schon an den FIU. So unterschieden diese sich von Land zu Land erheblich hinsichtlich der personellen und finanziellen Ausstattung, der Arbeitsweise und des Selbstverständnisses, führte Szego aus. Hinzu kämen Unterschiede in der institutionellen Verankerung. „Einige FIUs gehören zur Polizei, andere zur Verwaltung, wieder andere zum Nachrichtendienst“, verdeutlichte sie. Letzteres erschwere jeden Informationsaustausch erheblich, da die meisten Informationen streng vertraulich seien.

Die bisherigen Erfahrungen schrecken die AMLA-Vorsitzende nach eigenem Bekunden jedoch nicht. „Es ist erst der Anfang, aber wir sind auf dem richtigen Weg.“ Sie wünsche sich, dass AMLA zu einem Eckpfeiler der europäischen Finanzlandschaft wird, der das Finanzsystem schützt und zur Finanzstabilität beiträgt. Das könne die neue Institution allerdings nicht allein bewerkstelligen. AMLA und auch Banken seien gemeinsam von zentraler Bedeutung „für die kollektive Verteidigung Europas und für ein stabiles, widerstandsfähiges und vertrauenswürdiges Finanzsystem“, sagte Szego.