Einer weniger für den HSBC-Chefsessel
Von Andreas Hippin, LondonEin möglicher Nachfolger von HSBC-Chef Stuart Gulliver (58) hat sich diese Woche mehr oder weniger selbst aus dem Rennen genommen. Gulliver will sein Amt im kommenden Jahr niederlegen. Für den Portugiesen António Horta-Osório (53), der in den Medien als heißer Kandidat gehandelt wurde, ist es offenbar viel interessanter, an der Spitze der Lloyds Banking Group zu bleiben. Er präsentierte am Mittwoch personelle und organisatorische Veränderungen, die einem kompletten Umbau der Führungsspitze der schottischen Großbank gleichkommen. “Die heute angekündigten Veränderungen sind von grundlegender Bedeutung, um die Gruppe auf die nächste Phase ihrer Transformation unter dem kommenden strategischen Plan für die Jahre 2018 bis 2020 vorzubereiten”, sagte Horta-Osório, der bereits mehr als sechs Jahre an der Spitze der Bank steht. So spricht keiner, der bereits auf dem Sprung ist. Der mittlerweile dritte strategische Plan soll im Februar nächsten Jahres vorgestellt werden. Erster Chairman von draußenHSBC hat ihren neuen Chairman erstmals nicht aus den eigenen Reihen, sondern – nach monatelanger Suche – von draußen geholt. Mark Tucker (59), der die Rolle im Oktober von Douglas Flint (61) übernimmt, führt seit 2010 den in der ehemaligen britischen Kronkolonie ansässigen asiatischen Versicherer AIA, ein Spin-off der American International Group (AIG). Es kommt deshalb vielleicht nicht ganz überraschend, dass der ehemalige AIG-Chef Peter Hancock (59) von Bloomberg als möglicher Nachfolger Gullivers ins Spiel gebracht wurde. Der Oxford-Absolvent wäre nach James Edward Staley (Barclays) und William Thomas Winters (Standard Chartered) der dritte Alumnus von J.P. Morgan, der eine britische Großbank führt. Vieles spricht allerdings dafür, dass die CEO-Stelle bei dem vor 152 Jahren gegründeten Institut intern besetzt wird, nachdem schon ein externer Chairman geholt wurde. Alles andere käme einer Revolution gleich. Als mögliche Kandidaten werden John Flint, der Retail Banking und Wealth Management (RBWM) führt und angeblich von Gulliver favorisiert wird, Europachef António Simóes und Samir Assaf, der Chief Executive der Sparte Global Banking & Markets, gehandelt. Auch Finanzchef Iain Mackay, Matthew Westerman, Co-Head of Global Banking, Peter Wong, Chief Executive von The Hongkong and Shanghai Banking Corporation Limited, und Peter Boyles, der Chef der Sparte Global Private Banking, kämen theoretisch in Frage.Der neue Chef könnte wohl mit Rückenwind an die Arbeit gehen: Zum einen zeichnen sich steigende Zinsen ab, was dem Geschäft der Bank zugutekommt. Zum anderen sind die Skandale der Vergangenheit weitgehend abgearbeitet und dürften das Ergebnis nicht mehr so stark belasten wie in den zurückliegenden Jahren. Man darf wohl – wie so oft – davon ausgehen, dass man nicht mehr viel von den Kandidaten hören wird, die als erste in den Medien genannt wurden.Bei Lloyds macht Horta-Osório derweil Executive Director Juan Colombás, mit dem er schon bei Santander zusammengearbeitet hat, zum Chief Operating Officer. Andrew Bester, Group Director Commercial Banking, habe sich entschlossen, das Unternehmen zu verlassen, “um andere Chancen wahrzunehmen”. David Oldfield wird an seiner Stelle ab September das Firmenkundengeschäft führen. Bisher leitete er das Retailgeschäft, das von Vim Maru übernommen werden soll.