Euro-Stablecoin-Konsortium der Banken Qivalis nimmt Arbeit auf
Euro-Stablecoin-Konsortium der Banken Qivalis nimmt Arbeit auf
Stablecoin-Konsortium Qivalis getauft
Ehemaliger Coinbase-Deutschland-Chef Jan Sell übernimmt den CEO-Posten
bg Frankfurt
Die von europäischen Banken im September angekündigte Euro-Stablecoin-Initiative hat mit Jan-Oliver Sell einen CEO berufen, der sowohl ein Blockchain-Spezialist ist als auch Erfahrung aus dem klassischen Bankengeschäft mitbringt. Der Ex-Deutschlandchef von Coinbase war früher unter anderem für Morgan Stanley tätig. In seiner Zeit bei Coinbase hatte diese die erste deutsche Krypto-Verwahrlizenz über die BaFin erhalten. Amsterdam wird die Zentrale von Qivalis sein – so wurde das Joint Venture von nun zehn Banken getauft. In der operativen Führung steht Sell der von der ING kommende Floris Lugt als CFO zur Seite.
Lücke in Frankreich geschlossen
Zum Start waren es acht Institute um DekaBank, ING und Unicredit. Zwischenzeitlich war noch Citigroup Ireland hinzugekommen und am Montag die BNP Paribas, womit die Lücke in Frankreich geschlossen wird. Über Qivalis wollen die Banken einen Euro-Stablecoin emittieren, der als Standard über den gesamten Euroraum funktioniert. Drei Anwendungsfälle skizzierte Lugt: Transaktionen in DeFi und Krypto, grenzüberschreitende Zahlungen sowie das Settlement von tokenisierten Assets.
Es geht um die monetäre Autonomie Europas
Eine Lizenz als E-Money-Institut ist bei der niederländischen Finanzaufsicht DNB beantragt. Mit Aufbau eigener Infrastruktur sowie kommerziellen Vereinbarungen mit Partnern soll der operative Betrieb Sell zufolge ab Mitte 2026 beginnen. Ein nativer Euro-Stablecoin würde zur monetären Autonomie Europas erheblich beitragen, so der Qivalis-CEO bei einer Pressekonferenz. Bislang dominieren Dollar-Stablecoins das Geschehen mit einem Marktanteil von über 95%.
Giralgeld Onchain marktfähig machen
Um relevant zu bleiben mit ihrer Währung, brauchen die Europäer privatwirtschaftliche Anstrengungen, um Giralgeld als Stablecoin oder Deposit Token marktfähig zu machen für eine Onchain-Ökonomie. Dafür setzt die Mica-Regulierung den Rahmen. Ab einem Stablecoin-Volumen von 5 Mrd. Euro müssen nicht mehr 60% davon in Bankguthaben gehalten werden, sondern nur noch 40%. Ein um so größerer Teil der Reserve kann dann in gut verzinste Staatsanleihen investiert werden.
Das Gegenmodell zu Offshore-Optionen
Diese Regulierung von Besicherungen unterscheidet Euro-Stablecoins vom Dollar-Stablecoin-Marktführer Tether (USDT), der über Offshore-Strukturen quasi frei ist, welche Reserven er anlegt. Neben Gold gehört auch ein Bitcoin-Bestand zur Reserve für USDT. Beim Abrutschen der Bitcoin-Notiz sorgte das für Kritik, da sich eine Unterdeckung ergab. Für das geplante Stablecoin-Geschäft in den USA wird sich Tether mit ihrer US-Tochter in den dortigen Kanon der Regulierung einfügen müssen. Die FDIC will in Kürze über die geplante Einlagensicherung für US-Dollar-Stablecoins informieren.
Es gibt ein zweites Euro-Stablecoin-Konsortium
In Europa sind die Banken und die Wertpapier-Branche auf breiter Ebene dabei, sich für Stablecoins als reguliertes Finanzinstrument zu rüsten. Der Qivalis-Neuzugang BNP Paribas ist seit Oktober auch Mitglied eines anderen Euro-Stablecoin-Konsortiums mit Banco Santander, Bank of America, Barclays, BNP Paribas, Citi, Deutsche Bank, Goldman Sachs, MUFG Bank, TD Bank Group und UBS. Allerdings ist dieses Konsortium noch nicht so weit fortgeschritten wie Qivalis, das über zwei Jahre vorbereitet wurde. Wichtig ist, dass interoperable Strukturen entstehen, sodass die Geldflüsse von den Vorteilen einer DLT-Infrastruktur auch wirklich voll profitieren: Weniger Intermediäre, das sofortige Settlement und die Programmierbarkeit von Zahlungen wurden von Qivalis-CFO Floris Lugt genannt.
Weitere Banken sind willkommen
Für den Vorsitz des Aufsichtsrates bei Qivalis konnte mit Sir Howard Davies ein Veteran der britischen Finanzindustrie gewonnen werden. RBS, Bank of England, London School of Economics und die FCA zählen zu seinen vielen Stationen. Mit ihm besteht eine Brücke zu britischen Instituten. CEO Sell zufolge laufen mit einigen Instituten Gespräche über Mitgliedschaften bei Qivalis (als Begriff die Verbindung von Quality und Value signalisierend). Neben der BNP Paribas gehören bislang Banca Sella, CaixaBank, Danske Bank, DekaBank, ING, KBC, Raiffeisen Bank International, SEB und Unicredit zu Qivalis.
