Reaktion auf Gerüchte um die Deutsche Bank

Für die Commerzbank ist die Großbankenfusion kein Thema

Anders als sein Vorgänger ist Manfred Knof ein dezidierter Gegner einer Fusion mit der Deutschen Bank. Ein Zusammenschluss läge nicht im Sinne der Kunden.

Für die Commerzbank ist die Großbankenfusion kein Thema

Großbankenfusion
ist für Commerzbank kein Thema

Reuters Frankfurt

Commerzbank-Chef Manfred Knof dämpft Spekulationen über ein Zusammengehen seines Instituts mit der Deutschen Bank. Auf die Frage, ob die Commerzbank erneut eine Fusion mit dem Branchenprimus in Deutschland ausloten könnte, sagte Knof am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters: "Nein, das ist nicht unser Thema. Das ist, glaube ich, immer eher ein Thema für Journalisten und Medien – aber nicht für uns."

Nicht im Interesse der Kunden

Der Vorstandsvorsitzende von Deutschlands zweitgrößter Bank fügte am Rande einer Wirtschaftskonferenz der "Welt" in Berlin hinzu: "Die Kunden wollen eigenständige private Banken, bei denen sie dann auch wirklich ihre Geschäfte finanziert bekommen." Die Commerzbank konzentriere sich auf ihr Strategieprogramm 2027, das auf Wachstum ausgerichtet sei.

Die beiden größten deutschen Banken hatten 2019 eine Fusion durchgespielt, diese dann aber abgesagt, um zunächst eigene Hausaufgaben zu erledigen. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und der seit Anfang 2021 amtierende Knof haben zuletzt mit dem Abbau tausender Jobs und teilweise dem Schließen von hunderten Filialen versucht, ihre Banken jeweils wieder auf Kurs zu bringen.

"Unabhängig bedeutet eigenständig"

Knof hat wiederholt die Unabhängigkeit der Commerzbank hervorgehoben. Auf die Frage, ob Unabhängigkeit für ihn auch bedeute, dass die Commerzbank auch das Deutschland-Geschäft einer globalen Bank sein könnte, sagte er: "Unabhängig bedeutet, dass wir eine eigenständige Bank sind und Gestaltungsfreiheit haben, was ja im Interesse unserer Kunden ist."

Dafür stünden alle Beschäftigten und er selbst jeden Tag auf. "Das ist auch die Botschaft, die wir von unseren Kunden, vom deutschen Mittelstand, bekommen", betonte der 58-Jährige. "Unsere Kunden wollen eine eigenständige private deutsche Bank haben, die den Mittelstand ins Ausland begleitet und dessen Investitionen finanziert."

Knof ließ sich nicht in die Karten schauen, ob er eine zweite Amtszeit als Commerzbank-Chef anstrebt. "Das besprechen wir, wenn es soweit ist." Das stehe momentan nicht an. "Ich konzentriere mich weiter auf die Umsetzung unserer Strategie."

Keine Welle von Kreditausfällen

Der Manager äußerte sich zurückhaltend zur Konjunktur. "Die deutschen Unternehmen und der Mittelstand sind zum Glück sehr widerstandsfähig." Allerdings lahme die Konjunktur derzeit und es sei "keine Dynamik zu erkennen". Folgen für das eigene Geschäft merkt er bisher eher wenig. "Wir sehen in der Breite keine Welle von Kreditausfällen", sagte Knof. "Allerdings spüren wir die Zurückhaltung der Unternehmen bei den Investitionen." Der Investitionsstau der deutschen Wirtschaft werde jeden Tag größer.

Nach einem Schrumpfen der Wirtschaft 2023 um 0,3% werde es wohl auch 2024 keine positiven Zahlen beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) geben. Die Commerzbank rechne mit einem leichten BIP-Rückgang von weniger als einem halben Prozent. "Das ist keine tiefe Rezession", sagte Knof. "Wachstumsdynamik erwarte ich erst dann wieder, wenn die strukturellen Themen angepackt werden und davon gibt es ja genug."

Zukunftsagenda angemahnt

Hier berichteten auch die Kunden täglich von Sorgen und Ängsten. "Wir brauchen eine Zukunftsagenda, die die großen Themen der Wirtschaft adressiert: Digitalisierung, Energie, Infrastruktur, Bildung." So eine Zukunftsagenda müsse gut kommuniziert werden und möglichst alle Menschen mitnehmen. Das könne dazu beitragen, die Bremse der Investitionen auch in Deutschland wieder zu lockern. "Das würde helfen, damit wir auch in der grünen und in der digitalen Transformation vorankommen", sagte Knof.

Hier gebe es zwar einen "riesigen gesellschaftlichen Konsens, dass wir eine solche Transformation brauchen". Aber zugleich falle es schwer, dies umzusetzen. Der grüne und digitale Umbau werde nur dann gelingen, "wenn wir jetzt auch deutlich mehr privates Kapital mobilisieren."

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