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Gerhard Bruckermann 65

Von Stefan Kroneck, München Börsen-Zeitung, 19.10.2012 Die Hauptursache für den Niedergang der Hypo Real Estate (HRE) war die riskante Refinanzierungsstrategie des Staatsfinanzierers Depfa mit Sitz in Dublin. Daher gilt der frühere Depfa-Chef...

Gerhard Bruckermann 65

Von Stefan Kroneck, MünchenDie Hauptursache für den Niedergang der Hypo Real Estate (HRE) war die riskante Refinanzierungsstrategie des Staatsfinanzierers Depfa mit Sitz in Dublin. Daher gilt der frühere Depfa-Chef Gerhard Bruckermann als wesentlich mitverantwortlich für die Katastrophe beim Münchener Staats- und Gewerbeimmobilienfinanzierer, der im Herbst 2008 mit mehr als 100 Mrd. Euro Steuergeldern vor dem Untergang gerettet werden musste. Bruckermann war einer der wichtigsten Akteure des Skandals um die HRE. Vor Gericht musste er sich dafür bislang aber nicht verantworten.Faktisch bilden die Überreste der Depfa heute das Fundament der Bad Bank des Bundes (FMS Wertmanagement) für die HRE, deren “gesunder” Teil heute unter dem biederen Namen Deutsche Pfandbriefbank weitermacht.Und Bruckermann? Seit dem Beinahe-Zusammenbruch der HRE ist der einstige Spitzenbanker wie vom Erdboden verschwunden. In Deutschland, so heißt es, lässt er sich nicht mehr blicken. Vermutet wird, dass er seinen Aufenthaltsort regelmäßig zwischen Florida und Spanien wechselt. Ist Bruckermann also untergetaucht? Denn so verhält sich eigentlich jemand, der etwas zu verbergen hat und mit internationalem Haftbefehl gesucht wird.Aber nichts dergleichen beim einstigen Sonnyboy der Depfa, der sein irisches Institut noch kurz vor Ausbruch der Finanzmarktkrise an die HRE für 5,7 Mrd. Euro verkaufen konnte, obwohl schon damals bekannt war, dass die Depfa in einer Krise steckt. MultimillionärWährend Georg Funke, Ex-Vorstand der HRE und heute Makler von Edelimmobilien auf Mallorca, zu Recht in der Öffentlichkeit am Pranger steht und die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt, laufen gegen Bruckermann und seine Ex-Vorstandskollegen von der Depfa keine Untersuchungen der Strafbehörden. Sogar vor dem HRE-Untersuchungsausschuss des Bundestages musste der Rheinländer nicht als Zeuge aussagen, weil die Abgeordneten damals keine Adresse von ihm fanden.So kann der Jurist mit seiner amerikanischen Frau den Lebensabend ohne lästige Fragen von Strafermittlern genießen. Geld genug hat er für seinen luxuriösen Lebensstil. Bruckermann gehörte zu den Topverdienern in der deutschen Finanzwirtschaft. Ihm wird nachgesagt, dass er sogar ein höheres Jahressalär einstrich als Rolf E. Breuer, der frühere Chef der Deutschen Bank. Kein anderer Banker konnte vor der Beinahe-Pleite und Verstaatlichung seines Unternehmens so viel abkassieren wie Bruckermann: Nach der Übernahme durch die HRE machte er ordentlich Kasse. Der smarte und in seinen Umgangsformen stets höfliche Manager strich mit Boni und Aktien mehr als 100 Mill. Euro in bar ein. Funke war dieser goldene Handschlag so viel wert, schließlich übte er sich seinerzeit noch im Glauben, mit der Depfa dem Markt eine Wachstumsstory präsentieren zu können.Als Funke und HRE-Aufsichtsratschef Kurt F. Viermetz Bruckermann im Frühjahr 2008 – also kurz vor dem Zusammenbruch – den Posten des stellvertretenden Aufsichtsratschefs anboten, lehnte dieser dankend ab und machte sich vorzeitig aus dem Staub. Vermutlich wusste der Jurist schon damals, wie schlecht es um die HRE bestellt ist. Schließlich befand sich die Bank nach Gewinnwarnungen seinerzeit bereits in Erklärungsnot.Am Montag wird Bruckermann 65 Jahre alt.