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Grenke will rasch in den SDax zurück

Grenke ist zuversichtlich, nach der verzögerten Vorlage des Geschäftsberichts bald wieder im SDax Platz nehmen zu können. Die nächste Gelegenheit bietet sich im Juni, wenn die Deutsche Börse die Indexregeln überprüft. 25 Mill. Euro kostet es Grenke, dem Vorwurf der Bilanzmanipulation zu begegnen.

Grenke will rasch in den SDax zurück

spe Stuttgart

Die wegen ihrer Bilanzierung in die Kritik geratene Grenke AG in Baden-Baden glaubt, über den Berg zu sein. Nachdem am Montag die Wirtschaftsprüfer der KPMG dem Leasingspezialisten das Testat für den Jahresabschluss un­eingeschränkt erteilt hatten, „haben wir das Gröbste überstanden“, sagte der CFO der Gesellschaft, Sebastian Hirsch, anlässlich der Vorlage des Geschäftsberichts 2020 am Freitag der Börsen-Zeitung.

So erwartet der Vorstand auch eine rasche Wiederaufnahme in den SDax, aus dem die Grenke-Aktie am 5. Mai geflogen war, nachdem die Gesellschaft bis zum Stichtag 30. April keinen Geschäftsbericht für 2020 vorlegen konnte. Hirsch geht nun davon aus, im Anschluss an den nächsten Termin für die Überprüfung der Indexregularien durch die Deutsche Börse am 3. Juni in den Index für Small Caps zurückkehren zu können. Grenke hatte die Basiskriterien der Deutschen Börse verletzt, denen zufolge ein Indexmitglied seinen Jahresabschluss innerhalb von vier Monaten nach Geschäftsjahresende vorlegen muss. Am 31. Mai will Grenke den Bericht über das erste Quartal vorlegen.

Das Leasingunternehmen war im September 2020 wegen seines Geschäftsmodells und der Behandlung von Franchisegesellschaften ins Visier von Leerverkäufern geraten, die ihm seitdem Manipulation bei der Bilanzierung vorwerfen. Daraufhin hatte sich die Gesellschaft selbst der Überprüfung durch Wirtschaftsprüfer unterzogen.

Abstimmung mit der BaFin

Mit der Erteilung des Testats für das Jahr 2020, das am 17. Mai erfolgte, sei inzwischen auch die Sonderprüfung durch KPMG zu Ende gebracht worden, sagte Hirsch. Auch die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mandatierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars habe ihre Arbeit beendet. Nun erwarte man, „in den nächsten Wochen“ mit der BaFin in einen Abstimmungsprozess über die Berichte von Mazars zu treten.

Grenke hatte zuletzt mitgeteilt, weitere Rückstellungen für die Kosten der Jahresabschlussprüfung gebildet zu haben. Diese belaufen sich laut Hirsch auf 3 Mill. Euro. Insgesamt bezifferte der Finanzchef den Prüfungs- und Beratungsaufwand für die Aufarbeitung der Anschuldigungen der Leerverkäufer für das Jahr 2020 auf 10 Mill. Euro. Für das laufende Jahr würden nochmals 15 Mill. Euro hinzukommen.

Bereits im Februar war Mazars zu dem Ergebnis gekommen, dass die Franchisegesellschaften aufgrund einer faktischen Kontrolle bereits mit ihrer Gründung im Konzernabschluss hätten konsolidiert werden müssen. Für die ersten Franchisefirmen sollen nun im Jahresverlauf Bewertungen für die Übernahme durch Grenke erstellt werden. Hirsch schätzt, dass dies für rund die Hälfte der Firmen 2021 erfolgen kann. Die Übernahme der restlichen Gesellschaften soll dann im kommenden Jahr erfolgen. Nachdem Grenke die im Start-up-Modus befindlichen Franchisefirmen im Abschluss 2020 konsolidiert hatte, errechnete sich ein Ergebniseffekt von rund minus 6%. Dieser werde sich aber nach zwei bis drei Jahren abschwächen, bevor er sich ins Positive wende, sagte Hirsch.

Mit Blick auf den weiteren Geschäftsverlauf rechnet Grenke im zweiten Halbjahr mit einem deutlichen Schub für das operative Geschäft. „Wir werden Gas geben“, so Hirsch. Natürlich sei eine allgemeine Verunsicherung der Kunden weiterhin dem künftigen Verlauf der Pandemie geschuldet. Dennoch stelle er eine sich ständig verbessernde Erwartungshaltung unter den Kunden fest. Grenke fokussiert sich dabei insbesondere auf das Geschäft mit kleinen Volumina, das laut Vorstand von Wettbewerbern eher vernachlässigt wird, obwohl es als sehr margenträchtig gilt. Insgesamt geht Grenke für das laufende Jahr beim Leasing-Neugeschäft von einem Volumen von 1,7 bis 2,0 Mrd. Euro aus – nach 2,0 Mrd. Euro im Vorjahr.

Grenke
Kennzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Neugeschäft Leasing2 027,92 849,1
Neugeschäft Factoring647,8663,4
Zinsergebnis407,1381,5
Risikovorsorge202,4136,6
Operatives Ergebnis125,1166,7
Gewinn vor Steuern115,2162,8
Gewinn Konzern88,4133,3
Cost-Income-Ratio (%)43,144,4
Eigenkapitalquote (%)16,316,1
Mitarbeiter Vollzeit1 9371 838
Börsen-Zeitung