Honorarberatung und Online-Dienst tragen Quirin

Berliner Privatbank wächst und stellt ein

Honorarberatung und Online-Dienst tragen Quirin

Bloomberg Frankfurt – Eine kleine Berliner Bank, die vor 13 Jahren gegründet wurde, beweist, dass es bei den Arbeitsplätzen in der deutschen Bankenbranche auch Lichtblicke gibt. Der Quirin Privatbank, die rund 50 neue Vermögensberater bis Ende 2021 in Aussicht gestellt hatte, kommt bei ihren Einstellungen voran und hat inzwischen 20 dieser Posten besetzt. Das sagte Vorstandschef Karl Matthäus Schmidt in einem Interview mit Bloomberg. Gleichzeitig zeigte er sich offen, Investoren an Bord zu holen, um das Wachstum voranzutreiben. Wachstumstreiber sind zwei Nischensegmente in der deutschen Finanzbranche: die Online-Vermögensverwaltung und die Honoraranlageberatung.”Wir planen momentan keine externe Finanzierung, sind für diese Option aber grundsätzlich offen”, erklärte Schmidt. Dabei hat er den Online-Vermögensverwalter Quirion im Blick. “Wir können uns vorstellen, dass sich andere Banken an Quirion beteiligen.” Um den Einstieg zu vereinfachen, wurde die Sparte bereits rechtlich verselbstständigt.Mit den Einstellungen schwimmt Quirin gegen den Trend im deutschen Kreditgewerbe. Über alle Bankengruppen hinweg waren zwischen 2000 und Ende 2017 rund 188 000 Stellen weggefallen, zeigen Berechnungen des Arbeitgeberverbands des privaten Bankgewerbes. Allein 2017 sei die Zahl der Beschäftigten um 3,8 % auf 586 250 gesunken.Bei Quirin kommt rund die Hälfte der neuen Mitarbeiter laut Schmidt von großen Banken. Nach Abschluss der Einstellungsrunde werden insgesamt rund 130 Vermögensberater bei der Bank beschäftigt sein. Der Schritt solle helfen, die verwalteten Kundengelder bis 2021 von aktuell 3,5 Mrd. auf 5 Mrd. Euro steigen zu lassen. Insgesamt beschäftigt die Bank, deren größte Aktionäre zuletzt die Oddo-BHF-Gruppe mit knapp 28 % und die Berliner Effektengesellschaft mit rund 25 % waren, derzeit mehr als 200 Mitarbeiter.Der Ausbau hinterlässt Spuren in der Bilanz. Quirin geht im Halbjahresbericht von einem Nachsteuergewinn von 1,2 Mill. Euro bis 1,7 Mill. Euro in 2018 aus, nachdem in den ersten sechs Monaten bereits ein Überschuss von 1,7 Mill. Euro erzielt worden war. Schmidt verwies darauf, dass ein Großteil der Investitionen im zweiten Halbjahr des Jahres angefallen seien.Die jüngsten Ausgaben flossen vorrangig ins Marketing und ins Berater-Wachstum, aber auch in Quirion. Der Online-Vermögensverwalter kommt derzeit auf 5 200 Kunden und ein verwaltetes Vermögen von 160 Mill. Euro. Während die Mutter schneller beim Volumen der angelegten Gelder wächst, liegt die Tochter beim Tempo der Neukundengewinnung vorne, sagte Schmidt. Um mehr Kunden zu Quirion zu locken, denkt er darüber nach, die Mindestanlagesumme von 5 000 Euro weiter zu verringern. Expansion ins AuslandFesthalten will er daran, Quirin-Kunden bei ihren Anlagen nur gegen Honorar zu beraten und auf die in der Branche üblichen Vertriebsprovisionen zu verzichten. Ganz ohne Herausforderung dürfte das nicht sein, denn deutsche Kunden sind nur selten bereit, für die Finanzberatung direkt zu bezahlen. Bisher ist Quirin nur in Deutschland aktiv. Eine Expansion ins Ausland ist denkbar, etwa nach Österreich oder in die Schweiz, wie Schmidt erklärt. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.