Intesa Sanpaolo will Ubi Banca übernehmen

Fusion in Italien würde eines der größten und ertragsstärksten Institute Europas schaffen

Intesa Sanpaolo will Ubi Banca übernehmen

bl Mailand – Die italienische Großbank Intesa Sanpaolo will für knapp 4,9 Mrd. Euro die drittgrößte Bank des Landes, Ubi Banca, übernehmen. Die Offerte kommt völlig überraschend. Bislang war man davon ausgegangen, dass Ubi Banca sich mit BPM oder der Monte dei Paschi di Siena (MPS) zusammenschließt. Entsprechende Gerüchte hatten in den letzten Wochen die Aktienkurse der betroffenen Institute nach oben getrieben.Intesa Sanpaolo ist, gemessen an der Kapitalisierung von 40 Mrd. Euro, die größte Bank Italiens und zudem eine der ertragsstärksten Europas. Das Institut bietet den Ubi-Banca-Aktionären für zehn Anteilscheine 17 neue Aktien. Die Bewertung von 4,9 Mrd. Euro entspricht einer Prämie von 27,6 % auf den Ubi-Banca-Schlusskurs vom Freitag. Ubi Banca hatte erst am Montag einen Strategieplan vorgestellt, der den Abbau von 2 030 Stellen bis Ende 2022, die Schließung von 175 Geschäftsstellen sowie eine Gewinnsteigerung von 251 Mill. Euro (2019) auf 665 Mill. Euro vorsah. Für die Aktionäre war eine Ausschüttungsquote von mindestens 40 % vorgesehen, die aber, in Abhängigkeit vom Erreichen einer Eigenkapitalquote (Tier 1) von 12,5 %, auch höher ausfallen sollte. Intesa-Sanpaolo-CEO Carlo Messina sagte bei einer Pressekonferenz, der Plan bleibe im Wesentlichen gültig. Personal verjüngenDer Intesa-Sanpaolo-Aktienkurs ging am Dienstag um 1,8 % auf 28,59 Euro hoch, Ubi Banca gewannen um 22,9 % auf 4,29 Euro. Eine Stellungnahme von Ubi Banca blieb aus. Messina bezeichnete die Offerte als stark wertschöpfend für die Aktionäre.Ubi Banca entstand 2007 aus dem Zusammenschluss der Banken BPU und Banca Lombarda e Piemontese, ist praktisch ausschließlich in Norditalien tätig und hat 750 ihrer rund 1 600 Geschäftsstellen in der Lombardei und in Piemont. Das Institut zählt rund 20 000 Mitarbeiter. Messina will, dass davon im Idealfall 5 000 Beschäftigte auf freiwilliger Basis ausscheiden. Im Gegenzug will er 2 500 jüngere Mitarbeiter einstellen.Messina zufolge sind sich die beiden Institute in Bezug auf Management, Business-Modell und Kultur sehr ähnlich. Eine Konsolidierung auf nationaler Ebene sei viel einfacher als eine grenzüberschreitende Operation. Er glaubt, dass eher größere Banken kleine übernehmen als dass gleich große Institute zusammengehen oder es gar grenzüberschreitende Fusionen gibt.Mit den drei Millionen Kunden von Ubi Banca will Intesa Sanpaolo, die 11,8 Millionen Kunden zählt, die Führungsposition in Italien ausbauen. Intesa Sanpaolo hat 90 000 Mitarbeiter, wird zusammen mit Ubi Banca im Assetmanagement Vermögen von 1,1 Bill. Euro (900 Mrd. Euro von Intesa Sanpaolo) verwalten und in Sektoren wie dem Corporate und Retail Banking Marktanteile von rund 20 % im Heimatmarkt erreichen. Messina unterstrich außerdem, dass das zuletzt ausgebaute Versicherungsgeschäft, in dem die Bank bei Kranken- und Lebensversicherungen die Nummer 2 in Italien ist, künftig auch über das Ubi-Banca-Filialnetz betrieben werden kann. Rückstellung von 2 Mrd. EuroAußerhalb Italiens ist Intesa Sanpaolo in einigen osteuropäischen Ländern, in Nordafrika, im Mittleren Osten sowie in China, dort vor allem in der Vermögensverwaltung, tätig. Intesa Sanpaolo erwartet nach Abschluss der Fusion zum Jahresende jährliche Synergien von 730 Mill. Euro. Für Risiken, die mit der Fusion verbunden ist, vor allem in Bezug auf faule Kredite, will Intesa Sanpaolo rund 2 Mrd. Euro zurückstellen.Die Bank strebt für 2022 einen Nettogewinn von mehr als 6 Mrd. Euro für ein fusioniertes Institut an. Den Aktionären verspricht Messina eine Dividende von 0,20 Euro für 2020 und mehr als 0,20 Euro für 2021. Der Kauf soll unter anderem durch eine Kapitalerhöhung finanziert werden. Als Berater bei der Transaktion fungiert die Investmentbank Mediobanca.