J.P. Morgan läutet Ära der Banken-Stablecoins ein
J.P. Morgan läutet Ära der Banken-Stablecoins ein
Ära der Banken-Stablecoins beginnt
JP Morgan hat in den USA einen Deposit Token gestartet - Auch Euro-Variante denkbar
bg Frankfurt
Im Rennen um die Integration von Stablecoins in den Kapitalmarkt hat J.P. Morgan ein Ausrufezeichen gesetzt. Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat die US-Großbank den sogenannten JPMCoin einsatzbereit gemacht für institutionelle Kunden. Dabei ist dieser Coin ein Deposit Token, also ein tokenisiertes Abbild von Einlagen bei der Bank, die dann von Kunden der Bank untereinander über DLT-Infrastruktur für den Zahlungsverkehr eingesetzt werden können.
Für den Anfang reines Interbanken-Payment
Dafür hatte Kinexys als Blockchain-Tochter von J.P. Morgan im Juni einen Piloten aufgesetzt mit der Coinbase-Tochter Base, die eine sogenannte Layer-2-Blockchain für Finanztransaktionen betreibt. Über Base können nun rund um die Uhr Transaktionen zu äußerst geringen Kosten für das Settlement stattfinden.
Da vorerst nur Kunden mit höchster regulatorischer Compliance den Coin nutzen können in dieser frühen Phase, handelt es sich im Grunde um ein Modell des Interbanken-Payment, wie es auch über die Systeme der Notenbanken abgewickelt wird. Hier aber eben ohne Notenbank, die damit in ihrer Bedeutung zurückgedrängt wird.
Auch ein Euro-Deposit-Token ist denkbar
Mastercard, B2C2 und Coinbase haben schon Testtransaktionen mit dem JPMCoin durchgeführt. Mit der Tokenisierung von Einlagen machen die US-Banken nun einen weiteren Schritt hin zur Modernisierung der Finanzmarktinfrastruktur. Kinexys-Chef Naveen Mallela zufolge ist die Einbindung von Base dabei nur eine erste Integration, der weitere folgen werden. Da „JPME“ schon als Marke geschützt wurde, geht man in Branchenkreisen davon aus, dass in naher Zukunft auch ein Euro-Deposit-Token folgen wird. Neben J.P. Morgan hat auch BNY Mellon begonnen, „tokenized deposit services“ zu erkunden. Zudem sind britische Großbanken in dem Feld tätig. Auch die von DekaBank, ING und Unicredit gegründete Stablecoin-Initiative könnte ein Modell des Deposit Token auflegen, auch wenn es primär darum geht, neue Stablecoins zu kreieren, die mit verzinsten Staatsanleihen gedeckt sind.
Einbindung verschiedener Blockchains
Dass J.P. Morgan sehr viel mehr vorhat, dokumentiert eine Meldung vom Montag: Zusammen mit DBS erkundet Kinexys, wie sich tokenisierte Depositen über private und öffentliche Blockchains transferieren lassen. Mit einer solchen Interoperabilität dürften dann auch weitere Kundengruppen geschäftsfähig werden für Transaktionen. Die Singapurer DBS ist sehr aktiv in Anwendungen auf DLT-Finanzmarktinfrastruktur und profitiert davon, dass die Aufsicht in Singapur Innovationen aktiv fördert. So wurden Piloten zu tokenisierten Fondsanteilen gefahren.
Wo im Marktmodell ist dann noch Platz für den digitalen Euro?
Für Europa bedeutet das Fortschreiten von Stablecoins in ihren verschiedenen Facetten, dass sich das Zeitfenster schließt für die Einführung eines digitalen Euro. Denn wenn Euro-Stablecoins schnell Marktanteile gewinnen, sinkt die Notwendigkeit für einen digitalen Euro – egal in welcher Variante. Von daher müssen EU-Kommission, ESMA und EZB nun in die Puschen kommen, welches Marktmodell favorisiert wird.
Noch steht auf politischer Ebene aus, in welcher Form der digitale Euro überhaupt kommen soll für den Retail-Zahlungsverkehr. Im EU-Parlament wird derzeit der Plan verfolgt, dass dieser nur kommen soll, wenn es keinen privatwirtschaftlichen digitalen Euro gibt – was grundsätzlich die European Payment Initiative (EPI) mit Wero in den Fokus rückt. Denn wenn diese noch stärker paneuropäisch wird mit mehr Banken, dann könnte das die Plattform sein dafür.
