Landesbanken

LBBW übernimmt Sparkassen­ge­schäft von HCOB

Die LBBW erwirbt von der Hamburg Commercial Bank (HCOB) das Sparkassengeschäft der früheren HSH Nordbank. Die größte Landesbank hatte unlängst das Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement für Firmenkunden der BayernLB übernommen.

LBBW übernimmt Sparkassen­ge­schäft von HCOB

spe/ste Stuttgart/Hamburg

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) baut ihre Zusammenarbeit mit Sparkassen im Kapitalmarktgeschäft aus. Deutschlands größte Landesbank übernimmt von der Hamburg Commercial Bank (HCOB), vormals HSH Nordbank, das Geschäft mit Zins-, Währungs- und Rohstoffabsicherungen für Firmenkunden der Sparkassen sowie die Instrumente zur Risikoabsicherung im Eigengeschäft der Sparkassen.

„Wir freuen uns, dass wir mit dieser Transaktion unser Geschäftsmodell auf eine noch breitere Basis stellen können und dabei einen Beitrag zur Bündelung der Kompetenzen innerhalb der S-Finanzgruppe leisten“, sagte Christian Sagerer, Leiter des Bereichs Financial Institutions & Corporates der LBBW.

Die Maßnahme ist unter dem Aspekt der Privatisierung der HCOB zu sehen, die sich in diesem Zuge ohnehin von bestimmten Teilen ihres Sparkassengeschäfts trennen wollte. Da mit Ausscheiden aus dem Haftungsverbund des DSGV auch die Verbundprivilegien der HCOB und der beteiligten Sparkassen wegfallen, hätten die Absicherungsgeschäfte mit zusätzlichem Eigenkapital unterlegt werden müssen. Damit aber wären diese Geschäfte, die über Derivate am Terminmarkt getätigt werden, sowohl für die HCOB als auch die involvierten Sparkassen nicht mehr lukrativ gewesen.

Kleiner Rahmen

Wie es bei der LBBW auf Nachfrage hieß, bewegt sich das Volumen des übernommenen Geschäfts in eher kleinem Rahmen. Betroffen seien eine niedrige zweistellige Anzahl von Sparkassen sowie eine ebenfalls niedrige dreistellige Zahl an Unternehmenskunden. Eine viel größere Dimension sei dagegen durch die Übernahme des Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagements für Firmenkunden der BayernLB zum 1. Januar 2021 erreicht worden. Hier war es eine niedrige dreistellige Zahl an Sparkassen sowie eine niedrige vierstellige Zahl an Firmenkunden, die diese Absicherungsgeschäfte von nun an mit der LBBW tätigen.

Damit verfolgt die LBBW, die sich im Kapitalmarktgeschäft als einen der Marktführer innerhalb der Finanzgruppe sieht, eine Strategie der kleinen Schritte bei der Konzentration von Expertise. „Unter den Landesbanken sollten wir immer wieder einmal schauen, wo der eine oder andere etwas übernehmen oder sich fokussieren kann“, hatte dazu LBBW-Chef Rainer Neske im Interview gesagt (vgl. BZ vom 14. Januar).

Skaleneffekte nutzen

Das Kapitalmarktgeschäft mit den Sparkassen erachtet die LBBW dabei für sich als ein Wachstumsfeld, in das die Bank „im Interesse der ganzen Gruppe“ weiter investieren wolle, wie es heißt. Und tatsächlich geht es hier darum, die Kosten einzelner Transaktionen in einem zunehmend IT-getriebenen Geschäft durch Skaleneffekte zu senken. Die in Stuttgart ansässige Landesbank geht davon aus, die dafür notwendige kritische Masse erreichen zu können.

Norddeutschland erachtet die LBBW überdies nicht als Neuland. In Hamburg unterhält das Institut bereits seit zehn Jahren eine Niederlassung, die regionale Sparkassen betreut. Zudem ist sie in der Hansestadt im Unternehmenskundengeschäft, im privaten Vermögensmanagement und in der gewerblichen Immobilienfinanzierung aktiv. „Mit der Übergabe eines Teils des Bestandsgeschäfts mit Sparkassen an die LBBW haben wir eine für alle Beteiligten gute Lösung gefunden“, sagte Tilo Kraus, Head of Global Sales & Syndicate der HCOB. Damit fokussiere sich das Hamburger Institut weiter auf seine Zukunft als Spezialfinanzierer. Im Rahmen des Transformationsprozesses schaffe man bilanzielle Spielräume und reduziere die Komplexität im Kundengeschäft. Kraus sagte auf Anfrage weiter, die HCOB werde „auch künftig situativ mit Sparkassen zusammenarbeiten, insbesondere bei Kreditsyndizierungen“.

Zu finanziellen Details des Geschäfts und der Transaktion wurden keine Angaben gemacht. Die LBBW war den Angaben zufolge eine von mehreren interessierten Parteien, denen die HCOB das Derivate-Bestandsgeschäft angeboten hatte. Die HCOB, Ende 2018 aus dem Verkauf der HSH Nordbank durch die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein an Finanzinvestoren um Cerberus hervorgegangen, strebt bis Anfang 2022 den Übertritt vom öffentlich-rechtlichen Sicherungssystem in den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken an.