Banken in Weihnachtsstimmung

London lockert Kapitalanforderungen

Die britische Aufsicht reduziert die Kapitalanforderungen an Banken auf 13% der risikogewichteten Assets. Den Stresstest bestanden alle.

London lockert Kapitalanforderungen

London lockert Kapitalanforderungen

Künftig reichen 13% der risikogewichteten Assets – Private-Markets-Stresstest angekündigt

hip London

Die britischen Banken haben den jüngsten Bilanztest der Bank of England mit fliegenden Fahnen bestanden. Nun lockert der Regulierer die Kapitalanforderungen um einen Prozentpunkt auf 13% der risikogewichteten Assets. Sorgen bereitet der Aufsicht die Intransparenz der Private Markets. Ein Stresstest soll mehr Klarheit schaffen.

Großbritannien lockert erstmals seit der Finanzkrise die Kapitalanforderungen an Banken. Wie dem gerade vorgelegten Finanzstabilitätsbericht der Bank of England zu entnehmen ist, gibt sich das bei der Notenbank angesiedelte Finanzstabilitätskomitee (FPC) nun mit 13% der risikogewichteten Assets zufrieden. Zuvor wurden 14% gefordert. Der Branchenlobby UK Finance zufolge lag der Durchschnittswert, den die Institute vorhalten, zuletzt bei 17,2%.

Im jüngsten Bilanztest der Bank of England sei kein Institut gezwungen gewesen, seine Kapitalposition zu stärken. Er habe gezeigt, dass die Banken die Wirtschaft auch dann noch unterstützen könnten, wenn sich die Konditionen weitaus schlechter als im Szenario unterstellt entwickeln. Das Komitee führte den Spielraum, den die Institute am Tiefpunkt im Test noch hatten, darauf zurück, dass sie mehr Kapital vorhielten als vorgeschrieben.

Ressourcen für die Kreditvergabe

„Angesichts der Senkung der Benchmark des FPC sollten Banken größere Gewissheit und Zuversicht haben, wenn sie ihre Kapitalressourcen für die Kreditvergabe an britische Haushalte und Unternehmen nutzen“, heißt es im Finanzstabilitätsbericht.

„Egal wie sie die neue Freiheit nutzen, das ist eine weiteres klares Signal dafür, dass sich die britische Bankenbranche bei bester Gesundheit befindet“, schrieb der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. Aus Sicht des Bankenexperten Edward Firth von Keefe, Bruyette & Woods, ist die schottische Großbank Natwest am ehesten dazu geneigt, ihre Zielspanne für die Kernkapitalquote zu senken.

„Optimales Gleichgewicht“

Vor der Entscheidung des Gremiums zu den Kapitalanforderungen hatte das Schatzamt immer wieder darauf gedrängt, dass Aufsichtsbehörden Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf das Wirtschaftswachstum stärker berücksichtigen. Schatzkanzlerin Rachel Reeves forderte das Komitee in einem Schreiben dazu auf, das optimale Gleichgewicht zwischen Robustheit, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit" zu finden.

Im vergangene Woche vorgestellten Haushaltsentwurf von Reeves blieben die Banken verschont. Zur von der Branche befürchteten Erhöhung der vom konservativen Schatzkanzler George Osborne eingeführten Bankgewinnsteuer, die Rishi Sunak von 8% auf 3% gesenkt hatte, kam es nicht. Auch die Zinsen, die Geschäftsbanken für ihre Reserven bei der Bank of England bekommen, tastete Reeves nicht an.

Entrümpelung bei den Puffern

Das Komitee stellte im Zuge einer sechsmonatigen „Review“ auch die sogenannten antizyklischen Puffer auf den Prüfstand. Sie sind Teil des seit der Finanzkrise aufgelaufenen Sammelsuriums von Instrumenten der prudenziellen Regulierung. Ein Teil der Puffer, die Banken vorhalten müssen, funktioniere nicht wie ein Puffer, sagte Sarah Breeden, eine der Stellvertreterinnen von Notenbankchef Andrew Bailey, jüngst auf einer Konferenz. Gleichwohl wurde der antizyklische Puffer bei 2% beibehalten. Das FPC will auch sicherstellen, dass die Leverage Ratio so funktioniert wie gedacht.

Um die Auswirkungen von Stress auf die Private Markets zu erkunden, will die britische Aufsicht einen Stresstest in Form eines „System-wide Exploratoy Scenario“ (SWES) durchführen. Die beiden hochrangigen Firmenpleiten in den USA hätten die Risiken vor Augen geführt, die daraus entstünden, dass man sich auf Ratingagenturen verlasse, heißt es im Finanzstabilitätsbericht. Beide Unternehmen hätten bis kurz vor dem Default relativ stabile Bonitätsnoten erhalten.

Hedgefonds arbeiten mit

Der Alternative Credit Council (ACC) der Hedgefondslobby AIMA begrüßte den Stresstest als „zeitgerechten und konstruktiven Weg“ zum Aufbau einer klareren Evidenzgrundlage dazu, wie der Sektor und andere Teile der Corporate-Finance-Märkte auf Stress reagieren.

„Führende Mitgliedsfirmen haben der Teilnahme freiwillig zugestimmt“, sagte Jiri Krol, der stellvertretende Chef des Verbands, der dem ACC vorsteht. „Das zeigt die verantwortliche Herangehensweise der Branche an Transparenz, Risikomanagement und den Erhalt von Vertrauen in eine schnell wachsende Finanzierungsquelle der Realwirtschaft.“ Dem ACC gehören 250 Mitglieder an, die mehr als 2 Bill. Dollar an Private-Credit-Assets verwalten.