Kreditgenossenschaften

Milliardengewinn weckt Optimismus der DZ Bank

Nach einem Milliardengewinn im ersten Halbjahr stimmt die DZ Bank wieder optimistischere Töne an. Der Versicherer R+V schreibt zwar Verlust – allerdings nur auf dem Papier, wie die Bank erklärt.

Milliardengewinn weckt Optimismus der DZ Bank

jsc Frankfurt

Nach einem Milliardengewinn im ersten Halbjahr fasst die DZ Bank wieder Mut: Zwar hält das Spitzeninstitut der Kreditgenossenschaften weiter an der im Mai gesenkten Prognose fest, die für das Gesamtjahr ein Vorsteuerergebnis „am unteren Ende“ der üblichen Spanne von 1,5 Mrd. bis 2,0 Mrd. Euro vorsieht. Allerdings ließen die Co-Bankchefs Cornelius Riese und Uwe Fröhlich am Dienstag erkennen, dass nach dem Ergebnis von 1,14 Mrd. Euro im ersten Halbjahr etwas mehr drin sein könnte. Ein Ergebnis von mehr als 1,5 Mrd. Euro sei angesichts solider Zahlen „realistisch“, sagte Riese, die bisherige Prognose spiegele eine „konservative Sicht“ wider, ergänzte Fröhlich. Zugleich bleibe die Lage unsicher.

Nach einem Rekordjahr 2021 fiel das Ergebnis ab, im Mehrjahresvergleich liegt der Vorsteuergewinn jedoch im Mittelfeld: Zwar beziffert Riese die Risikokosten, die sich aus dem Ukraine-Krieg, Sanktionen und Energiekrise ergeben, auf insgesamt rund 270 Mill. Euro. Doch eine hohe Risikovorsorge im ersten Coronajahr 2020, die im vergangenen Turnus nur teilweise wieder aufgelöst worden war, gab der Bank reichlich Luft, so dass die Risikovorsorge netto bei 60 Mill. Euro im ersten Halbjahr lag. Allein der Transportfinanzierer DVB konnte Risikovorsorge von 61 Mill. Euro auflösen. Das frühere Sorgenkind der DZ Bank taucht künftig nicht mehr in der Bilanz auf, denn die Gesellschaft wurde Mitte August mit Eintrag ins Handelsregister mit dem Konzern verschmolzen. Die Nürnberger TeamBank wiederum, die als Konsumfinanzierer anfällig auf Konjunktur und Inflation reagiert, verbuchte mit 53 Mill. Euro eine mehr als doppelt so hohe Vorsorge wie zuvor. Er sehe aber keine „dunklen Wolken“ über der Bank, sagte Riese.

Töchter verlieren an Kraft

Die Töchter Union Investment und R+V, die im vergangenen Jahr den Großteil der Vorsteuergewinne er­wirtschaftet hatten, fielen im laufenden Turnus deutlich zurück. Doch die Fondstochter Union Investment, deren Provisionsüberschuss um ein Fünftel auf 1,0 Mrd. Euro einbrach, erzielte laut Riese sogar mehr laufende Erträge als vor einem Jahr und verdiente lediglich aufgrund fehlender Performance-Gebühren weniger als in der ersten Hälfte 2021. Den Anstieg der Verwaltungskosten um 12% auf 564 Mill. Euro führte der Manager auf Investitionen zurück.

Der Versicherer R+V rutschte derweil ins Minus – allerdings nur rechnerisch, erklärte die Bank. Der Konzern erfasst laut Riese die Aktivseite des Versicherers nach Marktwerten, während die Passivseite vorerst nicht gleichermaßen bewertet werden müsse. So führte die Zinswende zu einem Wertverlust im Bestand, zum Beispiel bei Staatsanleihen, ohne dass die Verpflichtungen entsprechend nachgaben. Ohne diesen Effekt hätte die R+V laut Riese ungefähr 300 Mill. Euro Gewinn vor Steuern geschrieben. Auch die harte Kernkapitalquote des gesamten Konzerns wäre im ersten Halbjahr ohne diesen Effekt nicht um 2,0 Prozentpunkte auf 13,3% abgerutscht. Der Effekt sei wegen neuer Bilanzierungsregeln nur temporär.

Ähnlich wie die Sparkassen-Rivalin DekaBank fuhr die DZ Bank im ersten Halbjahr außerdem ein Handelsergebnis in dreistelliger Millionenhöhe ein, das von positiven Bewertungseffekten getrieben war (siehe Tabelle). Auch das Zertifikategeschäft läuft bei der Bank ähnlich wie im Sparkassenlager wegen un­ruhiger Kapitalmärkte auf Hochtouren. Im ersten Halbjahr setzte die DZ  Bank 4,5 Mrd. Euro ab, während die DekaBank auf 5,7 Mrd. Euro kam.

Das Neugeschäft läuft auch in anderen Segmenten rund: Die Bausparkasse Schwäbisch Hall sammelte 16,1 Mrd. Euro nach 14,7 Mrd. Euro im Vorjahr ein, die R+V kommt auf gebuchte Bruttobeiträge von 10,9 Mrd. Euro nach zuvor 10,6 Mrd. Euro, die TeamBank sagte 1,8 Mrd. Euro statt 1,5 Mrd. Euro zu. Die Immobilienbank DZ Hyp reichte 4,0 Mrd. Euro an Firmenkunden aus nach zuvor 3,7 Mrd. Euro. Allerdings gab das Privatkundengeschäft nach, und auch die Neuzusagen an Firmenkunden dürften im zweiten Halbjahr sinken, sagte Fröhlich. Union Investment sammelte mit 9,6 Mrd. Euro deutlich weniger ein als zuvor.

Hoffen auf EPI

Unmut ließ Co-Chef Riese über die BaFin erkennen, die im April Mängel in der Geldwäscheprävention bei der Bank moniert hatte und diesen Rüffel im Juli öffentlich machte. Die Aufsicht müsse sich überlegen, in welchem Umfang sie das Instrument des „Naming und Shaming“ einsetze, denn die Strategie nutze sich leicht ab. Diese Überlegung sei allerdings nicht auf das eigene Haus gemünzt, relativierte der Manager.

Nach ihrem Rückzug von der europäischen Zahlungsverkehrsinitiative EPI erwägt die Bank einen Wiedereinstieg: Das derzeit diskutierte Modell einer Wallet ähnele dem Vorschlag der DZ Bank, sagte Fröhlich. Nun komme es auf die Bereitschaft weiterer Banken in Europa an. „Wir werden im Laufe des Jahres noch einmal neu entscheiden, ob wir dabei sind oder nicht.“

DZ Bank Gruppe
Kennzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Zinsüberschuss14751384
Provisionsüberschuss13641596
Handelsergebnis3596
Finanzergebnis−5337
Bewertungsergebnis 1 105234
Versicherungsgeschäft25522
Sonst. Betriebsergebnis15673
Risikovorsorge 260−114
Verwaltungsaufwand22422142
Ergebnis vor Steuern11411829
Konzernergebnis7811307
Bilanzsumme (Mrd.)659638
Hartes Kernkapital (%)13,315,4
Aufwand-Ertrag-Quote (%)65,155,5
1 ) aus Finanzanlagen; 2 ) Minus = AuflösungBörsen-Zeitung
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