mel Frankfurt – Viel wurde über ihn geschrieben, und besonders viel Nettes war in letzter Zeit nicht dabei: Mit Anshu Jain als Teil der Doppelspitze übernimmt erstmals ein nicht deutsch sprechender Ausländer den Vorstandsvorsitz von Deutschlands größtem Kreditinstitut. Der Sprung an die Spitze ist die Konsequenz aus einer Erfolgsgeschichte, die mit Jains Eintritt in die Deutsche Bank im Jahr 1995 ihren Anfang nahm, mit der Mitgliedschaft im Group Executive Committee seit 2002 und im Vorstand seit 2009 fortgesetzt wurde und zuletzt kurz vor der Vollendung wider Erwarten einige Kratzer abbekommen hat. Das Investment Banking, Jains ureigenster Beritt, hatte im abgelaufenen Jahr nicht die Zahlen abgeliefert, die der Vorstandschef und Jain-Vorgänger Josef Ackermann sich davon versprochen hatte. Der Siegeszug von “Anshus Army”, wie die in den vergangenen Wochen mehr oder weniger erfolgreich installierten Vorstandsmitglieder und Topmanager mit Jainschem Stallgeruch genannt werden, geriet ins Stocken, als die BaFin dem Kandidaten für das Amt des Risikovorstands die nötige Qualifikation für den Posten absprach.Jains Reputation in Deutschland dürfte – von den jüngsten Malaisen abgesehen – nicht zuletzt daran leiden, dass ein Mangel an Informationen in Kombination mit Ressentiments gegen Investmentbanker angelsächsischer Prägung vorliegt. Jain, 1963 im indischen Jaipur geboren und Vater von zwei Kindern, tritt öffentlich gleichermaßen zurückhaltend wie höflich auf.Jain hatte seine Sparte in der Krisenzeit – im Verein mit Ackermann und Risikochef Hugo Bänziger – anders als viele Konkurrenten so gut im Griff, dass die Bank auf Staatshilfe verzichten konnte. Seine Berufung wirft ein Schlaglicht auf die wachsende Bedeutung des Investment Bankings innerhalb der europäischen Kreditinstitute: Auch bei den britischen Banken HSBC und Barclays wurden Anfang 2011 mit Stuart Gulliver und Robert Diamond zwei Investmentbanker zu CEOs.