Monte dei Paschi di Siena schreibt Rekordverlust

3 Mrd. Minus im zweiten Quartal - Krisenbank gerät unter staatliche Kontrolle - Hohe Risikovorsorge

Monte dei Paschi di Siena schreibt Rekordverlust

tkb Mailand – Die weltweit älteste Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) hat im zweiten Quartal 2017 einen Rekordverlust von 3,07 Mrd. Euro verbucht. Der Halbjahresverlust beträgt 3,24 Mrd. Euro. Ausschlaggebend für den Rekordverlust sind Rückstellungen von knapp 4 Mrd. Euro auf faule Kredite.Der Sanierungsplan der Bank sieht die Ausgliederung von 26,1 Mrd. Euro fauler Kredite an den Bankenrettungsfonds “Atlante 2” zu 21 % in den kommenden Monaten vor. Dies bedeutet, dass die Forderungen zu einem Preis von 5,5 Mrd. abgegeben werden. In der Bilanz stehen sie noch mit 9,4 Mrd. Euro.Wertberichtigungen auf den Bankenrettungsfonds “Atlante” von 30 Mill. Euro haben ebenfalls die Bilanz belastet. Nach einer Kundenflucht zum Jahresende 2016, als der Versuch einer Kapitalerhöhung gescheitert war, haben die Kundeneinlagen im ersten Halbjahr wieder um 9 Mrd. Euro zugenommen. Die Erträge fielen im ersten Semester binnen Jahresfrist um 21 % auf 1,85 Mrd. Euro. Der Zinsüberschuss sank um 12 %, die Provisionserlöse um 9 %. Der operative Nettoverlust machte 4 Mrd. Euro gegenüber einem Gewinn von 348,5 Mill. Euro im ersten Halbjahr 2016 aus.Die italienische Krisenbank ist mittlerweile de facto in staatlicher Hand. Hintergrund ist eine Kapitalspritze in Höhe von 3,85 Mrd. Euro, die bereits in der vergangenen Woche aus der Staatskasse geflossen ist, wie aus einer Mitteilung von MPS hervorgeht. Das oberste Aufsichtsgremium der Europäischen Zentralbank hatte am Donnerstag endgültig den staatlichen Zuschuss an das seit Jahren in der Krise steckende Geldinstitut genehmigt. Das Schatzamt in Rom hält nun 53,5 % am Traditionshaus. Bis zum Herbst können die Anteile des Staates an der Bank auf bis zu 70 % aufgestockt werden, falls der Staat auch die in Aktien gewandelten Anleihen der Gläubiger übernimmt. Der Versicherer Generali hat bereits zugesichert, seine 400 Mill. Euro an MPS-Schuldverschreibungen in Aktien zu wandeln. Damit wird das Triestiner Assekuranzunternehmen mit 4 % zum zweitgrößten Aktionär von MPS.Im Oktober soll eine außerordentliche Hauptversammlung neue Board-Mitglieder ernennen. Angeblich soll MPS-Chef Marco Morelli weiterhin im Amt bleiben. Im neuen Board sind nicht nur Vertreter des Staates als Großaktionär, sondern auch ein oder zwei Vertreter des Versicherers Generali vorgesehen. Generali-Chef Philippe Donnet hat erst kürzlich wissen lassen, dass die Beteiligung bei MPS nicht strategisch sei. Im Herbst sollen die Aktien der MPS wieder an der Börse notiert werden.Bereits im Juli hatte die EU-Kommission einen Rettungsplan der Regierung in Rom offiziell gebilligt. Dieser sieht eine Kapitalerhöhung von insgesamt 8,3 Mrd. Euro vor. Der Staat wird unter anderem Aktien zu einem Preis von jeweils 8,65 und insgesamt 3,9 Mrd. Euro zeichnen und Nachtragsanleihen im Wert von 4,47 Mrd. Euro übernehmen, die zu einem Preis von 6,49 Euro in Aktien gewandelt werden.Laut dem Sanierungsplan soll MPS ab 2019 schwarze Zahlen schreiben. Der erwartete Nettogewinn von 570 Mill. Euro im Jahr 2019 soll sich bis 2021 auf 1,2 Mrd. Euro mehr als verdoppeln, die Eigenkapitalrendite auf 10 % steigen.