Nachtigall, ick hör dir trapsen
Es ist eine ungeschriebene Regel, die auf den ersten Blick überrascht: Schweizer Privatbanken mit Sitz in Genf wie Banque Pictet, Lombard Odier und Union Bancaire Privée halten laut Bloomberg leitende Mitarbeiter davon ab, ein paar Kilometer entfernt im benachbarten Frankreich zu wohnen. Sie fänden es besser, wenn ihre Angestellten die lokale Schweizer Wirtschaft unterstützen und dort ihre Steuern zahlen, lautet die offizielle Begründung. Der wahre Grund scheint jedoch ein anderer zu sein: Die Furcht, dass sensible Daten in die Hände französischer Behörden gelangen könnten. Ob diese Sorge der Tradition des Schweizer Bankengeheimnisses entspringt oder erst nach dem Datenleck bei HSBC Schweiz entstand, ist einstweilen unklar. Fest steht nur, dass die Banken den Bewohnern der französischen Orte in der Nähe von Genf damit indirekt einen Gefallen tun. Denn die in der Regel besser verdienenden Schweizer treiben dort die Immobilienpreise in die Höhe. Sie sind zwar weit günstiger als in Genf, aber für Arbeitnehmer, die kein Schweizer Gehalt beziehen, sind sie dennoch recht hoch. wü