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Notheis zieht die Konsequenzen und verlässt Morgan Stanley

Von Gerhard Bläske, Stuttgart Börsen-Zeitung, 18.7.2012 Morgan-Stanley-Deutschland-Chef Dirk Notheis hat seinen Posten endgültig niedergelegt. Eine Sprecherin der Investmentbank bestätigte auf Nachfrage, dass der 44-Jährige "nicht mehr Mitglied des...

Notheis zieht die Konsequenzen und verlässt Morgan Stanley

Von Gerhard Bläske, StuttgartMorgan-Stanley-Deutschland-Chef Dirk Notheis hat seinen Posten endgültig niedergelegt. Eine Sprecherin der Investmentbank bestätigte auf Nachfrage, dass der 44-Jährige “nicht mehr Mitglied des Vorstandes ist”. Offizielle Gründe wollte sie nicht nennen. Notheis hatte den Aufsichtsrat Ende Juni darüber informiert, eine “Auszeit” zu nehmen.Der Banker soll die Bank bereits zum 6. Juli verlassen haben. Er stolperte über seine Verwicklung in den Skandal um die Umstände des Kaufs einer 45-prozentigen Beteiligung am Energiekonzern EnBW im Dezember 2010 durch die damalige baden-württembergische Landesregierung. Morgan Stanley Deutschland beriet den damaligen Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU), einen langjährigen Freund von Notheis, bei dem 4,7-Mrd.-Euro-Deal. Gegen Mappus, zwei seiner damaligen Minister, aber auch gegen Notheis wird wegen des Verdachts der Untreue bzw. der Beihilfe zur Untreue ermittelt. Notheis wird nicht nur vorgeworfen, Mappus falsch beraten zu haben, indem er einen zu hohen Kaufpreis akzeptierte, sondern diesen auch von einer genauen Unternehmensprüfung abgehalten zu haben.In der Branche heißt es, Notheis müsse sich vorwerfen lassen, nicht erkannt zu haben, dass Mappus seine Kompetenzen überschritt. Ein Fehler sei es auch gewesen, den Ex-Ministerpräsidenten überredet zu haben, nicht eine zweite Meinung einzuholen. In einem veröffentlichten E-Mail-Verkehr zwischen Mappus und Notheis entsteht der Eindruck, Mappus sei lediglich Erfüllungsgehilfe seines Beraters, der ihn gesteuert hat, gewesen. Ein möglicher Interessenkonflikt besteht auch in der Rolle des französischen Morgan-Stanley-Chefs René Proglio, Bruder von EDF-Chef Henri Proglio, dem Verkäufer der Anteile. Noch unklar ist, inwieweit Morgan Stanley Deutschland, im ersten Halbjahr 2012 immerhin Nummer 2 bei Übernahmeberatungen, nicht ein Imageschaden entstanden ist. Die Angelegenheit hat zu einer schweren politischen Krise in Baden-Württemberg geführt. Ein Untersuchungsausschuss des Landtages, aber auch Berichte des Rechnungshofes förderten zahlreiche Details zutage, die letztlich auch zur Aufnahme der Ermittlungen führten. Der Staatsgerichtshof des Landes erklärte zudem die am Parlament vorbei erfolgte Transaktion für verfassungswidrig. Notheis, früherer Landeschef der Jungen Union in Baden-Württemberg, war seit 2009 Länderchef für Deutschland und Österreich bei Morgan Stanley. Der selbstbewusst auftretende Manager, der bestens in der Politik vernetzt ist, gerne lateinische Zitate einstreut und ein Kenner von Bordeaux-Weinen ist, mischte beim Verkauf der Postbank an die Deutsche Bank, beim Börsengang von Air Berlin oder der Verstaatlichung der Hypo Real Estate mit.