Pandemie belastet Munich Re schwer

Covid-19 kostete den Rückversicherer bislang 1,5 Mrd. Euro - Branchenprimus setzt höhere Preise durch

Pandemie belastet Munich Re schwer

Munich Re liefert in der Pandemie ein geteiltes Bild. Einerseits sorgt die Seuche für hohe Schadenbelastungen, die dem größten Rückversicherer der Welt einen Gewinneinbruch einbrockten. Andererseits trug der globale Risikofaktor dazu bei, dass der Dax-Konzern höhere Preise für Deckungen durchsetzen konnte.sck München – Trotz gesteigerter Bruttobeiträge schrumpfte im zweiten Quartal der Überschuss der Munich Re um 42 % auf 579 Mill. Euro. Nach sechs Monaten verbuchte der Branchenprimus einen Rückgang um mehr als die Hälfte auf 800 Mill. Euro. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Vorlage des Zwischenberichts führte Finanzvorstand Christoph Jurecka den Ergebniseinbruch vor allem auf die Belastungen infolge der Covid-19-Pandemie zurück. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres seien es 1,5 Mrd. Euro gewesen. Davon entfielen 700 Mill. Euro auf das zweite Quartal.Aufgrund der anhaltenden Coronakrise warnte er vor weiteren Schadenlasten für Munich Re. Es werde künftig weitere Schäden geben je nach Verlauf der Pandemie. “Wir können diese Risiken tragen”, sagte Vorstandschef Joachim Wenning mit Blick auf die finanzielle Solidität des Marktführers. “Die nächste Pandemie wird uns wieder treffen.” Munich Re deckt über Erstversicherer vor allem den Ausfall von Großveranstaltungen, Betriebsschließungen und Kredittilgungen ab. Die Auswirkungen von Covid-19 seien “gut verkraftbar”, ergänzte Jurecka. Großschaden in BeirutZur jüngsten Katastrophe im Libanon wollte der CFO noch keine exakte Schadenprognose wagen. “Wir gehen davon, dass die Explosion in Beirut für uns ein Großschaden wird.” Die Konzernführung definiert Großschäden ab einer Belastung von über 10 Mill. Euro.Derweil verbessert sich die Position der etablierten Anbieter im wettbewerbsintensiven Rückversicherungsgeschäft nach einer jahrelangen Flaute bei den Preisen (“weicher Markt”). Die Tarife ziehen seit jüngster Zeit merklich an. Die Coronakrise biete auch “Opportunitäten”, bemerkte dazu Wenning. Der CEO wittert neue Geschäftsmöglichkeiten. Keine exakte PrognoseAufgrund der Pandemie sei aber eine Jahresprognose noch zu unsicher. Die Führung von Munich Re verzichtet weiter auf einen neuen exakten Ausblick für 2020.”Die Versicherungsmärkte sind so hart wie seit Langem nicht mehr”, sagte der CEO zu der Trendwende bei den Konditionen. Dies werde “in den nächsten Quartalen” anhalten. In der jüngsten Vertragserneuerungsrunde mit Erstversicherern und Großkunden aus der Industrie per Juli gelang es dem Unternehmen, die Raten für Rückversicherungsdeckungen um durchschnittlich 2,8 % zu erhöhen. Munich Re steigerte die Beiträge in dieser turnusmäßigen Runde um 8,3 % auf 3,8 Mrd. Euro. Davon stammten 3,1 Mrd. Euro aus erneuertem Geschäft. In den vergangenen Jahren hatte Munich Re mit stagnierenden oder leicht rückläufigen Preisen zu kämpfen. Das drückte auf die Marge und auf das Ergebnis. Aktie büßt 5,6 Prozent einDie Anleger reagierten auf das Zahlenwerk und die Aussagen der Führung von Munich Re vergrätzt. Am Donnerstag ging die Aktie bis zu 5,6 % in den Keller, konnte im weiteren Tagesverlauf die Kursverluste begrenzen und beendete den Xetra-Handel bei 228,30 Euro (- 1,9 %).Aufgrund des sich aufhellenden operativen Geschäfts dürften Wenning zufolge die Beitragseinnahmen 2020 mit 54 Mrd. Euro rund 2 Mrd. höher ausfallen als bisher gedacht. Im ersten Halbjahr war der positive Effekt bereits erkennbar. Munich Re steigerte die Bruttobeiträge um 8 % auf 27 Mrd. Euro.Aufgrund ihrer soliden finanziellen Ausstattung ist für die Munich Re eine Aussetzung der Dividende kein Thema. Im Gegenteil: Wenning bekräftigte, an der Dividendenpolitik trotz der Coronakrise festzuhalten. Seinen Worten zufolge bedeutet das, dass Aktionäre mindestens mit einer Dividende auf dem Niveau des Vorjahres rechnen könnten. Bei Ergebnissteigerung sei eine höhere Ausschüttung je Aktie denkbar.Angesichts der Pandemie musste die Munich Re ihr ursprüngliches Gewinnziel für die laufende Berichtsperiode kassieren. Die Konzernführung setzte ein geplantes erneutes Aktienrückkaufprogramm aus. Die Aufsicht pochte zuletzt darauf, dass neben Banken auch Versicherer in der Coronakrise auf Dividendenzahlungen verzichteten.