Petrus Advisers kritisiert Bawag scharf
Petrus Advisers übt scharfe Kritik an der österreichischen Bawag
Hedgefonds schreibt Brief an europäische Bankenaufsicht EBA – Behörde verweist in Replik auf Eigeninteresse wegen einer Short-Position des Investors
tl Frankfurt
Der aktivistische Investor Petrus Advisers hat in einem Brief an die europäische Bankenaufsicht EBA die österreichische Bawag scharf kritisiert und die Aufseher aufgefordert zu intervenieren. Bis zur Stabilisierung des Geschäftsmodells und Änderungen in der Führung solle es der Bank nicht erlaubt sein, weiterhin Kapital in Form von Aktienrückkäufen oder Dividenden auszuschütten, fordern Managing Partner Klaus Umek und Partner Till Hufnagel.
Aktienkurs bricht ein
Nach Veröffentlichung des Briefes samt einer erweiterten Präsentation fiel der Kurs der Bank an der Wiener Börse am Freitagmorgen um bis zu 14%. Am Freitagnachmittag reagierte die Bawag in einer kurzen schriftlichen Replik mit Unverständnis auf die Vorwürfe. „Der Inhalt des Reports ist inkonsistent, aus dem Zusammenhang gerissen und irreführend“, heißt es dort. Bis vor kurzem habe Petrus öffentlich noch eine gegensätzliche Meinung zur Bawag vertreten. In der im Petrus-Zusatzmaterial zum Brief an die EBA aufgedeckten Short-Position in Bawag-Aktien vermutet die Bank ein Motiv für die negativen Aussagen. Dies könne auch ein Indiz für die allgemeine Glaubwürdigkeit sein. Schließlich verweist die Bank auf die mehr als 2 Mrd. Euro, die sie seit dem Börsengang an ihre Aktionäre ausgeschüttet habe. Mit ihrer im vergangenen Jahrzehnt gezeigten und 2023 angestrebten Eigenkapitalrendite sieht sie sich als eine der profitabelsten und effizientesten Banken in Europa.
Fünf Punkte
Der frühere Aktionär – Petrus hielt nach eigenen Angaben zeitweise bis zu 3% der Aktien – zeigt sich in dem an EBA-Chair José Manuel Campa gerichteten Schreiben „schockiert“, in welchem Ausmaß das Management der Bawag die Bank in eine „Ecke der Instabilität“ getrieben habe. Konkret werden fünf Kritikpunkte genannt: die zweifelhafte Qualität des Kreditbuchs, abfließende Einlagen, die extrem hohe Bezahlung des Managements, hohe Kredite an das Management und eine zweifelhafte Qualifikation des Chief Risk Officers.
Einerseits habe die Bank durch ein „unsinniges“ Kostensenkungsprogramm die Expertise in der Kreditvergabe abgebaut. Andererseits habe sie ihr Immobilienkreditportfolio in den USA von 700 Mill. Euro auf 2,3 Mrd. Euro „dramatisch“ ausgeweitet und auch in anderen krisenhaften Ländern wie in Skandinavien ihr Engagement ausgeweitet. Dabei habe man sich vom Heimatmarkt entfernt und in Märkte begeben, die das Managementteam der Bawag „offensichtlich nicht gut versteht“, so die Einschätzung von Petrus Advisers.
Die Einlagen gingen zurück, so dass das Verhältnis von Krediten zu Einlagen „inakzeptabel hoch“ sei (109%). Die Abflüsse bei den Einlagen würden durch die erhöhte Ausgabe von (gedeckten) Schuldverschreibungen kompensiert. Angesichts einer dürftigen Performance seit dem Börsengang stoßen Petrus die seitdem an das Management gezahlten Vergütungen von mehr als 200 Mill. Euro besonders auf. So gehöre der Bawag-CEO zu den bestbezahlten Bankmamanagern Europas.
Als ebenfalls exzessiv und sogar möglicherweise regelwidrig wird in dem Schreiben an die EBA die Vergabe von Krediten in Höhe von 36 Mill. Euro an das Management bezeichnet. Einzelheiten zu den Kreditkonditionen und -verwendungen seien trotz Nachfrage auf der letzten Hauptversammlung nicht bekannt gegeben worden. Schließlich ziehen Umek und Hufnagel die Qualifikation des Risikovorstands David O’Leary in Zweifel. Die von der Bawag angegebene Berufserfahrung des Managers im Riskmanagement sei auf seinem Linkedin-Profil nicht nachweisbar.