Sieben Jahrzehnte Erfahrung zahlen sich aus
Ein Unternehmen, das sein 70-jähriges Bestehen feiern kann, gehört zwar nicht zu den Urgesteinen, hat aber doch bereits einiges an Geschichte und Wandel miterlebt. 1947 begann der Kalte Krieg sowie der Wiederaufbau Deutschlands und ganz Westeuropas, erfolgreich unterstützt vom Marshallplan. Ähnlich wie die Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB), die 1946 gegründet wurde, nahm WM Datenservice seinen Ausgang somit in einer schwierigen Zeit, die auf große Veränderungen zum Positiven hoffen ließ. Im digitalen Heute angekommen, weiß man, dass ein Unternehmen mit sieben Jahrzehnten Erfahrung sich in einem ständig ändernden Umfeld behaupten, komplexe Anforderungen erfüllen und neue Herausforderungen meistern kann.Mit Sicherheit ist der Fokus auf die Bedürfnisse der Kunden ein entscheidender Faktor. Dass diese Kundenorientierung auch zu einer erweiterten Geschäftsbeziehung führen kann, zeigt die gemeinsame Geschichte des WM Datenservice und der OeKB sehr anschaulich: Die OeKB bezieht seit den 1990er Jahren Daten zu internationalen Finanzinstrumenten von WM Datenservice. Diese kundenseitige Beziehung entwickelte sich im Verlauf der Jahre immer mehr zur Partnerschaft.In der Association of National Numbering Agencies (ANNA), bei deren Gründung im Jahr 1992 sowohl WM Datenservice als auch die OeKB als Gründungsmitglieder involviert waren, erfolgte die erste engere Zusammenarbeit auf internationaler Ebene. Dann kamen die Standardisierung von Finanzinstrumenten durch die Einführung der International Securities Identification Number (ISIN) und kurz darauf des Classification of Financial Instruments (CFI). Sowohl WM Datenservice als auch die OeKB sind in ihrer jeweiligen nationalen Zuständigkeit ISIN-Vergabestellen.In weiterer Folge wurde WM Datenservice auch Bezieher von OeKB-Finanzdaten, da das Interesse der Kunden an rascher Verfügbarkeit von Informationen zu österreichischen Finanzinstrumenten und deren Ausschüttungsdaten international zunahm. Mittlerweile ist die OeKB Servicepartnerin von WM Datenservice und prüft Daten von österreichischen Entitäten rund um die LEI-Vergabe. Hier stellt die OeKB auch den Kundensupport sicher und ist erster Ansprechpartner für den lokalen Markt. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Partnern ist eng, kooperativ und durch den aktuellen Höhenflug des Legal Entity Identifier (LEI) wichtiger und intensiver denn je. Geschäftsmodelle anpassenSetzt man sich intensiv mit Kundenbedürfnissen auseinander, dann hinterfragt man nicht nur, was Kunden heute brauchen, sondern denkt automatisch daran, was diese zukünftig benötigen werden. Die Kunden von morgen sind die Digital Natives von heute, mit anderen Bedürfnissen und Anforderungen an Produkte und Dienstleister. Aktuell prägt also das Thema Digitalisierung die Agenda. Will man erfolgreich bleiben, bedeutet Digitalisierung insbesondere in der Finanzbranche, dass man seine Geschäftsmodelle anpassen muss. Die Blockchain-Technologie und Kryptowährungen wie Bitcoin werden den Markt stärker prägen. Das Thema Cyber Security wird dabei immer wichtiger. Gleichzeitig müssen regulatorische Vorgaben zum Teil erst entstehen und selbstverständlich penibel eingehalten werden.Freilich gibt es vielfältige Möglichkeiten, Antworten auf die Fragen der Zukunft zu finden und effektive Lösungen zu erarbeiten. In der OeKB machen wir gute Erfahrungen mit genereller Offenheit für Innovationen mit Bedacht auf Mehrwert und nachhaltiger Entwicklung des Geschäftsmodells. Wir leben einen Mix aus alt & bewährt und innovativ & mutig sowohl bei Know-how als auch bei Mitarbeitern. Zur strategischen Nutzung externen Know-hows setzen wir auf den Open-Innovation-Ansatz, Kooperationen mit Start-ups inklusive – diese prüfen wir derzeit konkret.Ziel einer Zusammenarbeit mit Fintech-Start-ups sind langfristige Kooperationen, die das eigene Produkt- und Leistungsportfolio erweitern. Fintechs haben oft einen technischen Vorsprung und innovative Ideen. Sie können daher Services von Banken in diesem Rahmen erweitern und optimieren. Start-ups sind zudem meist in der Lage, effizienter und ungezwungener auf Trends und Problemstellungen zu reagieren, da sie nicht an innerbetriebliche Strukturen und Regulatorien gebunden sind. Auf der anderen Seite ermöglichen Banken Start-ups auf diesem Weg den Zugang zu Know-how sowie einem breiten Netzwerk. Als österreichisches Spezialinstitut, das vielfältige Dienstleistungen für die Exportwirtschaft und den Kapitalmarkt anbietet, wissen wir um die Bedeutung und Stärkung des Standorts. Start-up & Innovation HubIm Zusammenhang mit Innovation sind wir in der Hauptstadt der Alpenrepublik bestens bedient: Seit diesem Sommer beherbergt Wien mit weXelerate den größten Start-up & Innovation Hub in Zentraleuropa. In dem knapp 9000 qm großen Co-Working Space, der 24 Stunden täglich geöffnet ist, arbeiten Großunternehmen, Venture-Partner, Start-ups, Inkubatoren, Service- und Vertriebspartner sowie Investoren am größten Innovations-Ökosystem des Landes. Aus jährlich 10 000 weltweiten Bewerbungen werden 100 Start-ups in den Accelerator von weXelerate mit einem klaren Ziel aufgenommen: Go-to-Market.Der Fokus liegt hier auf Energie und Infrastruktur, Industrie 4.0, Medien, Versicherungen und Banken sowie branchenübergreifenden Technologien wie Internet of Things, Artificial Intelligence, Mobility, Bots, Blockchain und Cyber Security. Österreichs Top-Unternehmen stehen den teilnehmenden Start-ups als Sparring- und Kooperationspartner sowie Mentoren zur Verfügung. Die OeKB agiert gemeinsam mit ihrem Tochterunternehmen und Kreditversicherer Acredia als Corporate Leader und nutzt das von weXelerate angebotene maßgeschneiderte Innovationsprogramm. Das sichert den individualisierten Zugang zu aktuellen Innovationsmethoden und -prozessen sowie Trendthemen und schlägt die Brücke zu hauseigenen Bestrebungen. Thema BlockchainAktuell kommen Entscheidungsträger um das Thema Blockchain nicht herum. War die bisherige Aufgabe der Digitalisierung primär, bestehende Prozesse und Geschäftsmodelle zu beschleunigen und effizienter zu gestalten, so hat diese innovative Technologie das Potenzial, völlig neue Geschäfts- und Verwaltungssysteme zu schaffen. Die dezentrale und rückwirkend unveränderbare Datenbanktechnologie ist jedenfalls vielseitig einsetzbar: sie kann die Integrität von Daten, Dokumenten beziehungsweise sogenannten digitalen Assets (Dokumente, Bilder) nachweisen, digitale Identitäten oder Herkunftsnachweise von Produkten oder Rohstoffen verwalten. Kooperationsmöglichkeiten zwischen Finanzdienstleistern und der öffentlichen Verwaltung entstehen. Ein dezentrales Rollen- und Rechtemanagement wäre genauso möglich wie auch das wechselseitige Verifizieren von Transaktionen oder Registereinträgen. Für all diese Aufgaben gelten dieselben hohen Ansprüche, die Datenqualität, Zugriffsberechtigung, Kosteneffizienz und die Einhaltung aller gesetzlichen Anforderungen betreffend.Grund genug, dass sich auch die Weltbank mit der Thematik beschäftigt: Neben der Mikrokredit-Vergabe auf Basis der Blockchain-Technologie ist Blockchain in Entwicklungs- und Schwellenländern vor allem zur Vermeidung von Korruption und zur Wahrung der Rechtssicherheit interessant. Denn ein Grundbuch auf Papier oder in einer zentralen Datenbank kann man fälschen. Eine Lösung auf Basis einer Blockchain eben nicht.In der OeKB setzen wir uns seit 2016 mit der Technologie an sich und möglichen Anwendungsfeldern intensiv und kritisch auseinander. Mittlerweile haben wir erste Prototypen von Registern zur Verwaltung von digitalen Identitäten entwickelt. Diese sind seit Anfang Juni dieses Jahres im Testbetrieb. Konkret haben wir die Prototypen auf Basis eines bestehenden Frameworks (weiter)entwickelt und prüfen derzeit die Schnittstellen zu den Bestandssystemen.Neben den technischen Herausforderungen sind es vor allem die Rechtsthemen, die es zu klären gilt, bevor über einen konkreten Echtbetrieb beziehungsweise eine Weiterentwicklung nachgedacht werden kann. Die Meldestelle nach dem Kapitalmarktgesetz, die ISIN-Vergabe oder die Aufgabe als zentrale Stelle für die Speicherung vorgeschriebener Informationen gemäß Börsengesetz (zum Beispiel Ad-hoc-Meldungen, Finanzberichte) sind nur einige Beispiele für mögliche Einsatzzwecke der Blockchain-Technologie in den Kernbereichen der OeKB.Zweifelsohne wird sich die Finanzbranche unter dem Einfluss der Digitalisierung generell verändern. Nun ist es an uns allen, dafür zu sorgen, mögliche Risiken umfassend abzuwägen und die Chancen vollständig zu nutzen. Mit dem Blick auf die Kundenbedürfnisse wird dies bestimmt gut gelingen.—Angelika Sommer-Hemetsberger, Vorstandsmitglied der Oesterreichischen Kontrollbank AG