Six-Group-Chef Rüegsegger nimmt den Hut
dz – Urs Rüegsegger, CEO der Schweizer Börsen- und Finanzmarktinfrastrukturbetreiberin Six Group, will sich nach dem Abschluss des laufenden Geschäftsjahres im Frühjahr 2018 eine neue Beschäftigung suchen. Der 55-jährige Schweizer will als Wirtschaftsberater selbständig tätig werden und künftig entsprechende Mandate auch als Verwaltungsrat annehmen. Mindestens bis Ende 2018 wird Rüegsegger auch sein aktuelles Mandat als Acting Chairman des Weltbörsenverbandes (WFE) behalten.Die ungewöhnlich frühzeitige Ankündigung des Rücktrittes und die Weiterführung des Mandates im Auftrag der Six nach dem Austritt aus der Organisation können als Zeichen dafür gewertet werden, dass Rüegsegger die Firma nicht im Unfrieden verlässt. Mit dem neuen Verwaltungsratspräsidenten Romeo Lacher, den die Banken als Alleinbesitzer der Six Group erst im Januar als Nachfolger von Alexandre Zeller in dieser Position bestätigt hatten, soll der scheidende CEO ein gutes Verhältnis pflegen. Fakt ist indessen, dass in der Six-Führung in den vergangenen drei Jahren sehr viel Bewegung stattgefunden hat. Finanzchef Daniel Schmucki ist erst seit drei Monaten an Bord. Börsenchef Christoph Landis hat seine Funktion seit November 2015 inne, Jürg Weber, CEO der Division Payment Services, trat den Job zwei Monate früher an und andere sitzen auch erst seit drei Jahren auf ihren Posten. Am längsten in der Konzernleitung halten sich Thomas Zeeb, CEO der Abwicklungsdivision Securities Services, und Urs Rüegsegger. Beide traten ihre Stellen vor neun Jahren an. Rüegsegger kam als CEO von der St. Galler Kantonalbank. Mit seiner Ernennung zum Six-Chef hatte kaum jemand gerechnet. Die Berufung war das Werk von Peter Gomez, der als Rektor der Universität St. Gallen selber ein Outsider im Zentrum des Schweizer Finanzplatzes war. Gomez war das Kunststück gelungen, die autonomen Gemeinschaftsunternehmen der Bank in der Wertschriftenabwicklung (SIS Securities), im Zahlungsverkehr und in der Finanzinformation (Telekurs) sowie im Handel (SWX Swiss Exchange) zu einer einzigen Gesellschaft zusammenzuführen. 2008 berief er Rüegsegger, um daraus ein Unternehmen zu formen.Diesen Auftrag hat der Ostschweizer mit einigem Erfolg zu Ende gebracht. Doch nun zeichnet sich ab, dass die Gruppe in ihrer Entwicklung einen toten Punkt erreicht haben könnte. Ein Indiz dafür ist die inzwischen eingeschlafene Diskussion um eine Schweizer Superbank. In dieser Transaktionsbank hätten die helvetischen Geldhäuser einen Großteil ihrer rückwärtigen Dienste zusammenfassen und der Six Group übertragen sollen. Viele Banken scheuten den Schritt aus Angst vor großen Abschreibungen der eigenen IT-Systeme. Es scheint, als habe nicht nur Rüegsegger vor dem Kleinmut der Banken kapituliert.