NOTIERT IN FRANKFURT

Standortbekenntnis einer Direktbank

Poseidon, das ist in der griechischen Mythologie der Gott des Meeres. Warum der bärtige Herr mit Dreizack als Namensgeber des Gebäudeensembles in der Theodor-Heuss-Allee 2 in Frankfurt herhalten musste, ist nicht überliefert. Als solcher hat er...

Standortbekenntnis einer Direktbank

Poseidon, das ist in der griechischen Mythologie der Gott des Meeres. Warum der bärtige Herr mit Dreizack als Namensgeber des Gebäudeensembles in der Theodor-Heuss-Allee 2 in Frankfurt herhalten musste, ist nicht überliefert. Als solcher hat er jedenfalls ausgedient, wurde der revitalisierte Bürokomplex schräg gegenüber dem Messegelände von seinen neuen Bewohnern doch “Leo” getauft. Das ist eine Anspielung auf den orangenen Löwen, das Wappentier der ING-DiBa. Taufpate sind die Mitarbeiter der Direktbank, die von Hausnummer 100 – 106 ein paar hundert Meter weiter stadteinwärts gezogen sind. *Als “Höhle des Löwen” will ING-DiBa-Chef Roland Boekhout das neue Domizil aber assoziativ nicht verstanden wissen. Schließlich hat sich die Bank Transparenz auf die Fahnen geschrieben, so Boekhout bei Begrüßung der Gäste zur Eröffnungsfeier am Freitag. Aber vielleicht könne man ja die Marktposition mit der Hausnummer angleichen, so Boekhout mit einem Augenzwinkern. Der kann sich das Flachsen leisten, ist die ING-DiBa doch kürzlich auf den dritten Rang vorgerückt. Ausschließlich im Privatkundengeschäft tätig, zählt die Bank hierzulande 7,8 Millionen Kunden – und ist der Stachel im Fleisch von Sparkassen und Kreditgenossen mit ihrem üppigen Filialsystem. In dem Zusammenhang leistet Boekhout mit dem Umzug aber fast ein wenig Wiedergutmachung, zahlt man die Miete doch nun an einen Immobilienfonds der sparkasseneigenen Deka. Was nebenbei einmal mehr beweist, wie eng die Sektoren der Kreditwirtschaft in der Mainmetropole aufeinanderhocken – man kann sich nicht aus dem Weg gehen, selbst wenn man wollte. *Dass eine Direktbank, die sich ja bequem irgendwo auf einer grünen Wiese (vorzugsweise bei Eschborn) hätte ansiedeln können, ein solches Standortbekenntnis ablegt, freut natürlich die Stadt. Und so ließ es sich Oberbürgermeister Peter Feldmann nicht nehmen, in seinem Grußwort das konservative Geschäftsmodell der ING-DiBa zu loben. Die Mitarbeiter der Bank freuen sich derweil, dass der neue Standort zentraler liegt als zuvor. Die Anbindung der leicht euphemistisch “City West” betitelten Gegend durch den RMV lässt nämlich zu wünschen übrig. Dort ohne Auto hinzukommen, ist, wie es in der englischen Sprache ein wenig unfein heißt, “a pain in the ass”. Außerdem ist der Charme einer Autobahnauffahrt auch nicht jedermanns Sache. *Im Übrigen sind bei der ING-DiBa derzeit Dirk-Nowitzki-Wochen. Der NBA-Star wird seit zehn Jahren von der Bank gesponsert – und hat es mit seiner freundlichen Art plus sportlichem Erfolg längst zurückgezahlt. Für die Bank ist Nowitzki zudem Bindeglied zur jüngeren Generation, die zu ihrem Vorbild aufschaut. Aber das tun wir ja irgendwie alle bei einem 2,13-Meter-Riesen.