Rückversicherer

Swiss Re enttäuscht Investoren

Swiss Re hat mit ihrem Jahresabschluss 2021 die Anleger enttäuscht. Zwar gelang dem Rückversicherer die Rückkehr in die Gewinnzone, aber die Analysten hatten mehr erwartet.

Swiss Re enttäuscht Investoren

tl Frankfurt

– Swiss Re, der weltweit zweitgrößte Rückversicherer, leidet weiter unter der Covid-19-Pandemie. Immerhin gelang 2021 die Rückkehr in die Gewinnzone, wie aus dem gestern vorgestellten Jahresabschluss hervorgeht. Mit einem Gewinn von 1,44 Mrd. Dollar wurden die Analystenschätzungen von knapp 2 Mrd. Dollar allerdings deutlich verfehlt. Entsprechend verlor die Aktie am Freitag in Zürich 4,2% auf 88,18 sfr. Seinen Aktionären will der Konzern eine unveränderte Dividende von 5,90 sfr je Aktie zahlen. Branchenführer Munich Re hat seine Dividende um 12% erhöht und auch sein Gewinnziel übertroffen (vgl. BZ vom 24. Februar).

Ohne die Auswirkungen der Pandemie hätte der Konzern einen rund 1,6 Mrd. sfr höheren Gewinn ausgewiesen. 2020 lagen die Belastungen sogar bei 3 Mrd. sfr, wie die Gesellschaft ausweist. Ursache war im vergangenen Jahr eine deutlich größere Zahl von Sterbefällen in den USA (Übersterblichkeit). Entsprechend fiel in der Lebens- und Krankenrückversicherung ein Verlust von 523 (i.V. 0) Mill Dollar an. 2022 werde es zu weiteren Belastungen durch Covid-19 kommen, schreibt die Gesellschaft in ihrem Ausblick. Trotzdem wird 2022 ein Gewinn von rund 300 Mill. Dollar angestrebt.

Im nach Beitragseinnahmen größten Geschäftsbereich der Swiss Re, der Schadenrückversicherung, soll die Schaden-Kosten-Quote im laufenden Jahr unter 94% gedrückt werden. 2021 lag diese für die Profitabilität entscheidende Kennzahl noch bei 97,1 (ohne Covid 96,6)%.

Steigende Nachfrage

Die Pandemie war allerdings nicht das einzige Großereignis, das die Swiss Re belastete. Schäden durch den Wirbelsturm „Ida“, die schweren Überschwemmungen in Europa und andere Wetterextreme schlugen mit insgesamt 2,4 Mrd. Dollar zu Buche. Das trieb die Nachfrage nach Versicherungsdeckungen. „Das Geschäftsumfeld ist das Beste seit etwa acht Jahren“, sagte CEO Christian Mumenthaler. Bei den Vertragserneuerungen in der Schaden-Rückversicherung im Januar steigerte Swiss Re das Beitragsvolumen um 6% und konnte die Preise um 4% erhöhen. Besonders stark war das Wachstum im Naturkatastrophen-Geschäft mit 24%.

Manche Experten stimmt diese Entwicklung indes skeptisch, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Die höheren Katastrophenschäden im vierten Quartal und der starke Prämienanstieg im Bereich Naturkatastrophen bei der Erneuerungsrunde dürften die Debatte über die Volatilität der Erträge erneut anheizen, erklärten die Analysten bei UBS. Swiss Re und andere Versicherer haben wiederholt gewarnt, dass unter anderem wegen des Klimawandels vor allem Sekundär-Schadenereignisse wie Überschwemmungen, Gewitter, Winter- und Hagelstürme oder Waldbrände stark zunehmen. Für diese im Fachjargon Secondary Perils genannten Katastrophen fehlen vielfach noch aussagekräftige Schadenmodelle.

Bei der Vorlage ihres Jahresabschlusses setzte sich Swiss Re neue, ehrgeizigere Renditeziele. Im laufenden Jahr soll die Eigenkapitalverzinsung (ROE) des Konzerns bei 10% liegen, 2024 sollen es dann 14% sein. 2021 waren es 5,7%, ohne Covid-Einflüsse wären es sogar 11,6% gewesen. Seit 2016 galt die Vorgabe, dass das Eigenkapital im Schnitt 7% mehr Ertrag abwerfen soll als zehnjährige US-Staatsanleihen. Aktuell entspräche das einer Eigenkapitalverzinsung von rund 9%. Der Konzern will auf einem Investorentag am 7. April über seine Strategie und Finanzziele informieren.

Inflation belastet Anlagen

Der Wert der Kapitalanlagen ging bedingt durch die steigenden Zinsen leicht von 122,4 auf 119,3 Mrd. Dollar zurück (s. Grafik). Die Anlagerendite verringerte sich auf 3,2 (3,5)% und wurde v.a. von hohen Bewertungsgewinnen bei Aktien getragen.

In der Ukraine und in Russland ist Swiss Re nur in bescheidenem Um­fang tätig. „Wir haben bei den Kapitalanlagen ein sehr geringes Exposure in der Region“, sagte ihr Finanzchef John Dacey am Freitag Reuters. Auch im Rückversicherungs- und Versicherungsgeschäft gebe es keine größeren Engagements. Eine Prognose, wie sich der bewaffnete Konflikt der beiden Länder und die Sanktionen des Westens gegen Russland auf die Versicherungsbranche auswirken könnten, wagte Dacey nicht. „Wie hoch die Kosten sein werden und in welchem Umfang sie durch Versicherungen gedeckt sein werden, ist noch nicht abschätzbar.“

Wertberichtigt Seite 8

Swiss Re
Gruppe konsolidiert, nach US-GAAP
in Mill. Dollar20212020
Beitragseinnahmen
       brutto4665842951
       netto verdient 14272640770
Ergebnis1437–878
       ohne Covid-1930232175
Eigenkapitalrendite (%)5,7–3,1
       ohne Covid-1911,67,3
Rendite aus Kap.-Anl. (%)3,23,5
Eigenkapital22356827135
1) plus Honorareinnahmen; 2)jeweils per 31.12.Börsen-Zeitung
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