Umzug der Holding ins Ausland kein Tabu

UBS wehrt sich gegen erhöhte Kapitalanforderungen

UBS-Chef Ermotti kritisiert die geplanten Kapitalanforderungen der Schweiz. Die Bank erwägt, ihren Sitz ins Ausland zu verlagern, um regulatorische Belastungen zu vermeiden.

UBS wehrt sich gegen erhöhte Kapitalanforderungen

UBS bekräftigt Pläne für Aktienrückkäufe

Großbank trotzt den drohenden zusätzlichen Kapitalanforderungen – Zweites Quartal über Erwartung abgeschlossen

bg Frankfurt

UBS-Chef Sergio Ermotti hat im Investorencall zu den Quartalszahlen deutlich gemacht, dass die Bank die von der Schweizer Regierung geplanten zusätzlichen Kapitalanforderungen für unangebracht hält und sich gegen deren Umsetzung wehrt. Zusätzliches hartes Kernkapital von 24 Mrd. Dollar vorzuhalten, würde die Eigenkapitalrendite als wichtigste Kennziffer für internationale Investoren deutlich belasten, so der UBS-Chef. Wie am späten Dienstagabend bekannt geworden war, prüft die UBS inzwischen, den Sitz der Holding ins Ausland zu verlagern - wobei London wohl derzeit die erste Option ist.

Es ist reichlich Bail-in-fähiges Kapital vorhanden

Die Pläne des Schweizer Finanzministeriums waren Anfang Juni bekannt geworden. Die Politiker erklären, dass als eine der Lehren aus der Credit-Suisse-Krise im Sinne des „Too big to fail“ mehr Kapital vorzuhalten sei. Die Schweiz fordert, dass zusätzliche UBS-Eigenmittel in der Holding Risiken aus den internationalen UBS-Töchtern abfedern sollen. Im Gegenzug für zusätzliches CET1-Kapital soll der UBS erlaubt werden, 8 Mrd. Dollar weniger an AT1-Kapital vorzuhalten, sodass netto 16 Mrd. Dollar aufzubauen wären. Wie aus einer Investorenpräsentation hervorgeht, hält die UBS Bail-in-fähiges Kapital (Total Loss-Absorbing Capacity, TLAC) im Umfang von 190 Mrd. Dollar vor. Hinzu kommen 72,7 Mrd. Euro Eigenkapital sowie 19 Mrd. Dollar an AT1-Kapital.

Konsultation im Herbst

Der Vorschlag von Finanzministerin Karin Keller-Sutter soll im Herbst diskutiert werden, bevor er dann (frühestens) 2026 ins Parlament kommen soll. Es soll eine Übergangsphase von sechs bis acht Jahren geben für die UBS, um die Anforderungen vollumfänglich umzusetzen. Die UBS erklärte, sie werde sich am Konsultationsprozess beteiligen und geeignete Maßnahmen prüfen, „um den negativen Auswirkungen extremer Regulierungen auf ihre Aktionäre entgegenzuwirken.“ Man wolle auch künftig von der Schweiz aus tätig sein, bekräftigte Ermotti.

Aktienrückkäufe laufen weiter

Sollte die UBS gezwungen sein, neben den anziehenden Basel-III-Anforderungen zusätzliches Kapital vorzuhalten, würde dies ihre Kapitalrückgabepläne an die Investoren gefährden. Bis zum Jahresende will die UBS eigene Titel im Wert von bis zu 3 Mrd. Dollar zurückkaufen, wovon erst 500 Mill. Dollar umgesetzt sind. Angaben zu den im kommenden Jahr geplanten Kapitalrückzahlungen will der Konzern mit den Jahreszahlen 2025 vorlegen. Ursprünglich hatte die Bank für 2026 Aktienrückkäufe im Volumen von mindestens 5,6 Mrd. Dollar angekündigt. Die harte Kernkapitalquote der UBS liegt per Ende Juni bei 14,4%.

Bei Credit Suisse im Plan

Per Ende Juni lag die Rendite auf das materiell eingesetzte Eigenkapital bei 11,8%, womit sich die UBS im europäischen Mittelfeld befindet. Das verdeutlicht, dass eine Menge Sonderlasten aus der Credit-Suisse-Integration zu verdauen sind. Ein Drittel der Credit-Suisse-Konten von Schweizer Kunden seien inzwischen migriert worden und man habe nun kumuliert 9,1 Mrd. Dollar an Brutto-Kosteneinsparungen erreicht. 13 Mrd. Dollar sollen es sein mit Abschluss der Credit-Suisse-Integration. Die Überführung von Konten außerhalb der Schweiz ist abgeschlossen.

Das Wertpapiergeschäft floriert

Das zweite Quartal hat die UBS dank florierender Wertpapiertransaktionen von privaten und institutionellen Kunden überraschend gut abgeschlossen. Von April bis Juni wurde der Gewinn auf 2,4 Mrd. Dollar mehr als verdoppelt. Damit übertraf die UBS die Erwartungen der Analysten, die im Mittel mit einem Gewinn von 2,05 Mrd. Dollar gerechnet hatten. Zu den Zuwächsen im Tagesgeschäft kamen Sonderposten wie eine Steuergutschrift und die Auflösung von Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten. In der Wertpapier-Handelssparte fuhr die Schweizer Großbank auch dank eines boomenden Geschäfts mit Hedgefonds ein Rekordergebnis ein. Auch das Kerngeschäft mit Reichen und Superreichen trug zum Gewinnsprung bei.

Vorsichtig optimistisch

Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf zeigte sich die UBS vorsichtig. Im dritten Quartal dürften die Transaktionserträge gemessen an den hohen Werten der beiden Vorquartale zurückgehen. Dennoch zeigte sich das Institut zuversichtlich, die angepeilten Finanzziele für 2025 und 2026 erreichen zu können

Die UBS kämpft gegen erhöhte Kapitalanforderungen und stellt klar, dass sie derzeit keine Zurückhaltung bei der Gewinnverwendung plant. Die für dieses Jahr noch anstehenden Aktienrückkäufe würden wie geplant durchgezogen, versichert CEO Sergio Ermotti. Für 2026 sind bislang Kapitalrückgaben von 5,6 Mrd. Euro geplant.